PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
besorgen!«
Dann eilte sie zu Tim hinüber, packte den Verblüfften
bei den Ohren und küßte ihn auf die Nasenspitze.
»Komm schon!« trieb Tim verlegen zur Eile an. Er faßte
sie bei der Hand und zog sie in Richtung auf das Ersatzteillager.
Sichernd blickte er nach allen Richtungen, bevor er die Tür
sorgfältig verschloß. Grell flammte die Beleuchtung auf.
Twinnie sah sich einem gewaltigen Stapel von Ausrüstungsgegenständen
gegenüber, der ein wirres Durcheinander bildete. Ihr Blick
schweifte von einem Päckchen mit Signalraketen über mehrere
Dosen mit Corned beef bis zu einem Spirituskocher, Typ »Vulkan«,
und blieb schließlich auf der großen Packung
Toilettenpapier hängen, die das Ganze krönte. Dahinter
hatte sich Tim in Siegerpose aufgebaut, die Arme über der Brust
verschränkt.
»Na, was sagst du nun?« erkundigte er sich stolz.
Twinnie fehlten die Worte.
Joohst schob die gefütterte Kapuze über den Kopf in den
Nacken zurück und entfernte die Atemmaske. Er blies eine
dampfende Atemwolke aus. Die mit Vollast arbeitende Klimaanlage der
Schleusenkammer hatte die eingeströmte Kälte noch nicht
vertreiben können.
»Ein ungünstiger Zeitpunkt«, erklärte der
Biologe, während er seine reifbedeckte Stirn massierte. »Mit
dem Einrbruch der Nacht sinken die Temperaturen rasch unter den
Gefrierpunkt ab.« Er begann, sich aus seinem Anzug zu schälen.
Dabei fiel sein Blick zufällig auf einen der umstehenden
Männer.
»Mister Warner!« rief er scharf.
Der Angesprochene richtete sich mit verlegenem Gesicht auf.
»Ja?« fragte er.
»Hatte ich Sie nicht als Wache für Miss Jackson
eingeteilt?«
Joohst erblickte einen zweiten Mann, der sich mit auffälliger
Hast zum Ausgang drängte.
»Sieh da!« rief der Biologe. »Mister Simpson ist
auch von der Partie!«
Jake Simpson verhielt im Schritt und näherte sich zögernd.
Joohst tippte ihm mit dem behandschuhten Finger gegen die Brust.
»Wenn Sie nicht augenblicklich wieder zu Ihrem Posten
zurückkehren, können Sie mich kennenlernen!« sagte
er.
»Aber.«, stammelte der Mann, ».was soll denn
schon passieren? Ich meine.«
»Das Denken überlassen Sie bitte mir«, sagte
Joohst mit gefährlich leiser Stimme. »Wenn ich Sie auf
einen Posten stelle, dann habe ich meine Gründe. Verschwinden
Sie!«
Der Mann stolperte davon, gefolgt von seinem Kumpan.
Es sollte nicht lange dauern, bis die beiden zurückkehrten
und betreten meldeten, daß die Gefangene entflohen war. Joohst
tobte. »Das Schloß aufgeschmolzen?« schrie er. »Das
kann nur dieser Junge. Wie konnte der eigentlich unbemerkt.«
Er stürmte zur Zentrale und schaltete den Interkom ein.
Schlagartig wurde er wieder ruhig. »Miss Jackson!« rief
er in die Mikrophonrillen. »Ich weiß, daß Sie
entkommen sind und sich zusammen mit dem Jungen versteckt halten.
Lassen Sie den Unfug und kommen Sie sofort in die Zentrale! Sie haben
beide nichts zu befürchten.« Er wartete auf Antwort, doch
der Lautsprecher blieb stumm.
Joohst klopfte mit den Fingerspitzen auf die Schaltkonsole. Mit
zunehmender Wartezeit steigerte sich die Frequenz des Klopfens und
ging schließlich in ein trommelndes Stakkato über, als der
Lautsprecher weiterhin beharrlich schwieg.
»Sie sind sehr hartnäckig«, ließ sich der
Biologe erneut vernehmen. »Hören Sie: Ich verfüge
über mehrere Mittel, Sie aus Ihrem Versteck hervorzulocken, ohne
daß ich dabei auch nur einen Finger krümmen müßte.
Seien Sie also vernünftig!«
Als immer noch keine Antwort erfolgte, lehnte er sich aufseufzend
zurück. Seine Stimme klang nachsichtig, als er sagte: »Miss
Jackson! Mein Zeigefinger befindet sich in gefährlicher Nähe
eines Knopfes, mit dem ich nach Belieben die Sauerstoffzufuhr
innerhalb der Kuppel regulieren kann. Es macht mir und meinen Leuten
nichts aus, sich für kurze Zeit in den Raumanzügen
aufzuhalten. Sie verstehen doch? Auch mit der Temperatur und der
Luftfeuchtigkeit lassen sich nette Spielchen veranstalten, Sie sehen,
ich bluffe nicht. Von jetzt an haben Sie genau eine Minute Zeit, sich
zu entscheiden!« Er stellte den Countdown auf sechzig Sekunden
und preßte auf
einen Knopf mit der Aufschrift: »Simulierter Start«,
der normalerweise bei Alarmübungen verwendet wurde. Eine
mechanische Stimme begann, die Sekunden abzuzählen.
Den theatralischen Aufwand hätte Joohst sich sparen können.
Im Ersatzteillager des Wohnecks eins/A saßen zwei in Raumanzüge
vermummte Gestalten, die sich durch die Sichtscheiben ihrer
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