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PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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anstarrte, sah
ich, daß es der Mann vom Zehnerrat war, der mich besucht hatte.
    »Was ist geschehen ... ?« murmelte ich undeutlich.
    Er führte mich ins Haus. Der Junge hob die Waffen auf und
folgte uns schweigend.
    »Gegen Mittag begann das Haus zu brennen. Alle konnten
fliehen; der Hausherr rettete sich durch einen Sprung in den Kanal.
Und dann merkten sie, als die Menge mit einer Eimerkette zu löschen
begann ... «
    Ich setzte mich auf die Treppe und starrte zu Boden.
    »Was?«
    »Sie merkten, daß der Säugling im Haus war.
Signora Alexandra sprang von der Terrasse, lief über die
Brüstung und kam in den Raum, in dem die Betten standen. Als die
Signora den Flur erreichte, brach das Haus zusammen. Wir zogen den
Säugling lebend unter dem toten Körper der Signora hervor.
Es war zu spät - wir konnten sie nicht mehr retten.«'
    »Ich verstehe!« sagte ich dumpf.
    Das Ende dieses Versuchs, den Planeten zu verlassen, war in drei
Etappen verlaufen. Zuerst der Tod des Fremden, dann die Zerstörung
des Funkgerätes, und, als letzter Schlag der Tod des Mädchens
Alexandra. Ich hatte gehofft, daß mir wenigstens nach den
beiden Enttäuschungen ein bißchen persönliches .Glück
geblieben sei; auch das war nun endgültig vorbei. Alles was
jetzt noch folgte, war die Art von Routine, die ich kannte:
    Versuchen, die Enttäuschungen zu verwinden, ehe ich
zurückkehrte in mein kaltes und stählernes Gefängnis.
    Versuchen, das Leben der Menschen um mich herum durch meine
bescheidenen Künste zu verbessern; sie waren es wert, jene
verblendeten Barbaren von Larsaf III.
    Und dann eine lange Reise zurück in die Tiefsee.
    Wir begruben Alexandra, und selbst der Doge war am Grab. Ich blieb
lange Monate allein in meinem Palazzo, dann wagte ich mich wieder
unter Menschen.
    Die beiden Falken hatten ihrer Programmierung gehorcht, hatten
sich hinter Alexandra in die Flammen gestürzt und waren dort,
nachdem wichtige Verbindungen geschmolzen waren, verschmort. Niemand
konnte die beiden Körper, die bis zur Unkenntlichkeit
zusammengeschmolzen waren, erkennen. Nur Zerberus, der schwarze Hund,
war übriggeblieben
    - und der größte Teil meiner Ausrüstung.
    Das Getriebe des Lebens nahm mich - langsam nur, und längst
nicht in dem intensiven Maß, wie wir es zusammen so geliebt
hatten - wieder gefangen. Ich wurde jeden Abend eingeladen und lernte
die Palazzi Venedigs kennen. Ich wußte, daß auch sie nur
kurze Zeit stehen und leben würden, kurze Zeit, von meiner Warte
der durchschlafenen Jahrtausende aus betrachtet.
    Ich half dem Dogen, die Handelsmacht der Stadt zu vergrößern.
    Ich »fälschte« einige Seekarten - das hieß:
Ich korrigierte sie nach der Wirklichkeit und gab genau soviel
Informationen ab, daß sie den Venezianern halfen, ohne aber
meine Spuren deutlich zu zeigen.
    Ich baute Schiffe und ging auf kurze Seereisen, um die
Seetüchtigkeit der Schiffe auszuprobieren. Meine Arbeit litt
unter den starren Ansichten der Zimmerleute. Bis ich eine Neuerung
    durchsetzen konnte, verging viel zuviel Zeit.
    Ich lehrte die Venezianer die Segnungen der Hygiene kennen: auch
hier begriffen sie nur zögernd, in den Gedanken ihrer Zeit und
ihrer durchaus beschränkten und nur langsam zu entwickelnden
Vorstellungen befangen.
    »Wie kommt es, daß du soviel weißt, was wir
nicht begreifen?« fragte mich eines Tages der Doge.
    Wir saßen auf der Terrasse seines Palastes und tranken
eisgekühlten Wein. Weiß der Teufel, woher die Venezianer
Eis hatten, aber sie besaßen es sogar im späten Herbst.
    »Ich weiß nicht soviel mehr als ihr«, sagte ich
leise. »Ich sehe nur ein Ding, betrachte es genau von allen
Seiten und weiß, wie man es besser machen kann. Das ist alles.«
    »Das ist viel!« sagte der Doge.
    »Das ist viel zuwenig«, murmelte ich verträumt.
»Ich möchte ein Schiff bauen, das durch die Wolken segelt
und zwischen den Sternen verschwindet.«
    Ich las viel in der »Commedia« des Alighieri.
    Und irgendwann im Jahr 1350 nach der neuen Berechnung der Kirche
verließ ich bei Nacht Venedig, bestieg meinen Gleiter und
schwebte mit Zerberus, dessen künstliches Fell räudig und
unansehnlich geworden war, zurück zu meiner Insel, an deren
Flanke ich in die Tiefsee versank. Durch mich gelangt man zu der
Stadt der Schmerzen, sagte Dante,
    Durch mich zu wandellosen Bitternissen Durch mich erreicht man die
verlorenen Herzen.
    Gerechtigkeit hat mich dem Nichts entrissen; mich schuf die Kraft,
die sich durch alles breitet, die erste Liebe und

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