PR TB 106 Gucky Und Das Zeitraumschiff
heißt, im Grunde
genommen empfängt jedes Individuum die Gedankenströme
anderer Individuen. Diese sind jedoch zu schwach, als daß sie
im Gehirn des „Normaldenkers“ eine Reaktion hervorrufen.
Erst das Gehirn eines Telepathen besitzt katalysierende
Vorrichtungen, die die schwachen Gedankenströme so verstärken,
daß sie in seinem Bewußtsein „sichtbar“
werden.
Nun ist Denken eine Angelegenheit, die sich nicht bei allen
intelligenten Arten auf die gleiche Weise vollzieht. Denken ist zwar
immer eine Weiterentwicklung primitiver bildhafter Vorstellungen in
enger Anlehnung an die gleichzeitige Ausbildung einer mehr oder
weniger differenzierten Sprache. Es ist demnach eine Kombination von
Bild und Symbol bzw. von Vorstellung und Begriff. Jedoch ist das
Verhältnis dieser Kombination bei den einzelnen intelligenten
Lebensformen
(und selbst noch beim Individuum derselben Art!) weitgehend
verschieden, je nachdem, ob die bildlich-anschauliche oder ob die
begrifflich-abstrakte Komponente vorherrscht.
Aus seiner reichen Erfahrung heraus wußte der Mausbiber, daß
die telepathischen Impulse von Individuen mit stark bildlicher
Denkweise leichter aufzunehmen und zu verstehen waren. Dennoch war es
ihm noch stets gelungen, auch die Gedanken von Lebewesen zu
begreifen, die sich stärker an der symbolhaften Form ihrer
Sprache ausrichteten.
In diesem Fall orientierte sich sein mutiertes Gehirn an den
Bildmustern, die den abstrakten Sprachbegriffen zugrunde lagen und
die im Gehirn des „sendenden“ Individuums gespeichert
waren. Guckys eigenes Gehirn empfing diese Bilder und wandelte sie
über elektro-chemische Katalysatoren in die entsprechenden
eigenen Gedankenbegriffe um, die in seinem Bewußtsein
„sichtbar“ wurden.
Diesmal war es anders.
Gucky bemerkte verwundert, daß das, was er empfing, eine
Aneinanderreihung von Gefühlen war, die manchmal von bildhaften,
akustischen oder auch taktilen Vorstellungen abgelöst oder
überlagert wurden. Dann wieder schienen es die „Stimmungen“
der Lebewesen zu sein, die ihn plötzlich und ohne Warnung
überfluteten. Und nur ab und zu kamen einmal klare verbale
Aussagen durch.
Aus irgendeinem Grund mußte der Sektor seines Gehirns, in
dem normalerweise die Ausfilterung und Übersetzung“ der
einkommenden Impulse geschah, gestört sein.
Schnell esperte Gucky die Gedanken des Kadetten, um festzustellen,
ob diese Störung von den Falterlebewesen ausging oder ob sie
ortsgebunden war, das heißt, ob irgendwelche Geräte
innerhalb des Stadtgebietes dafür verantwortlich waren.
Wenn bloß die beiden nicht aneinandergeraten! Wir müssen
zusammenhalten, wer weiß, was auf uns zukommt! dachte Archibald
Bull.
Der Mausbiber grinste.
Ein bißchen Angst hatte der Junge ja doch.
Dabei, was konnte ihm an seiner, Guckys, Seite schon passieren?
Dann konzentrierte er sich wieder auf die seltsamen Impulse der
Falterwesen.
Die Störungen gingen also von diesen selbst aus.
Alles, was er aus ihren Impulsen neben Alltagssorgen und
-bedürfnissen herauslas, waren Gefühle der Sorge, der Angst
und des Schreckens, aber auch solche der Hoffnung und gedämpfter
Freude.
Die Gefühle der Furcht und des Schreckens waren verbunden mit
irgendwelchen dunklen Mächten, die das Leben der Falterwesen
bedrohten. Die Empfindungen der Hoffnung und Freude standen im
Zusammenhang mit anderen Kräften, die „seit langem
erwartet wurden“, wie es eine der seltenen verbalen
Formulierungen ausdrückte.
Der Flugroboter hatte das Röhrenfünfeck erreicht. Gucky,
Archibald und Pittstein schwebten fünfzig Meter über ihm.
Jetzt, aus der Nähe, waren weitere Einzelheiten zu erkennen.
Die Verstrebungen, die die einzelnen Röhren in verschiedenen
Höhen miteinander verbanden, hatten sich zu gitterartigen
Gebilden aufgelöst, die als Lande- oder Aufenthaltsplätze
zu fungieren schienen. Einer dieser Plätze war von einem guten
Dutzend der Schmetterlingswesen besetzt, die auf langen Beinen hin
und her stelzten und aufgeregt ihre Fühler bewegten.
Während sie langsam niederschwebten, studierten die Terraner
und der Ilt die Insektenwesen genauer.
Sie besaßen tatsächlich Ähnlichkeit mit
terranischen Schmetterlingen.
Ihr wirbelloser, unbekleideter Körper war stromlinienförmig
und bestand aus zwei Teilen: einem langgestreckten, rotbraun
schimmernden Rumpf und einem dickeren birnenförmigen Kopfteil.
Dieser besaß zwei antennenartige Fühler, daneben zwei sehr
bewegliche Stielaugen, während er weiter
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