PR TB 108 Der Arkonide Und Der Sonnenkönig
das Schiff in kurzer Zeit innerhalb der Ekliptik in den
normalen Weltraum gehen würde.
»Landen wir endlich?« stöhnte Nyder auf.
»Geduld!« mahnte Dié und schickte das Schiff
zurück in den Überraum.
Sie alle hatten eine lange, verworrene Geschichte hinter sich.
Sie waren kosmische Wanderer, die sich nichts sehnlicher
wünschten, als einen Platz, an dem sie landen und irgendwann
sterben würden. Die Hälfte ihrer voraussichtlichen
Lebensdauer war abgelaufen, und wenn es nicht gelang, ein bestimmtes
Blutplasma zu bekommen, endete Nyders
Leben noch hier im Schiff.
Es wäre ein Glücksfall, hier einen Planeten zu finden,
auf dem es denkende Wesen ihrer Art gab.
Da war die Sache mit den Fischmenschen auf Erathmus, Pant Kyrrus
II. Dié, die wohl aktivste von allen vier »Wanderern«,
dachte nach, während das Schiff sich durch die körperlosen
Schleier des Unsichtbaren Universums bohrte. Sie hatte sehr genaue
Vorstellungen von dem Planeten, den sie suchten. Eine Welt, die sich
in einer Phase von Kultur und Zivilisation befand, die unterhalb
derjenigen ihres Heimatplaneten lag.
Wasser und Land, Sauerstoffatmosphäre und Wesen, die.ihnen
glichen. Nicht solche wie die Fischmenschen von Erathmus.
Aufrechtgehende, denkende und redende Menschen. Solche, die gern
tranken, gern Geschichten erzählten und noch lieber solche
hörten, die Musik kannten und Bauwerke errichteten. Etwas
Handfestesetwas Wesentliches.
Die Geschichte der beiden Paare war lang und erlebnisreich. Wollte
Dié — sie auf einen Nenner bringen, würde die
Formulierung so oder ähnlich lauten: Wo auch immer sie sich
aufgehalten hatten, welche Arbeit sie annahmen, welche Konditionen
sie forderten - überall stellten sie nach kurzer Zeit fest, daß
sie ausgenutzt wurden, und daß niemand ihre Begabung erkannte.
Die Begabung wurde nicht gebraucht. Sie bestand bei allen vieren
darin, daß sie versuchten, die ernsthaften Aufgaben ihres
Lebens mit einer größtmöglichen Menge an Spaß,
Humor und Freude zu erledigen. Damit gingen sie jeder anderen Gruppe
auf die Nerven. Würde es auf diesem Planeten auch so sein?
»Dié - wie liegt der Kurs?« stöhnte Nyder.
Er lag mit einem gebrochenen Arm und einem schwer verstauchten
Knöchel des rechten Fußes hilflos in der schweren
Körperformliege. Vor einigen Tagen war er die Treppe vom
Steuerraum hinuntergestürzt, als er die Maschinen nachsehen
wollte. Nun, das Schiff war ohnehin nicht mehr viel wert... Diese
Milchstraße würden sie aufkeinen Fall mehr verlassen
können.
»Noch einige Sekunden, dann sind wir auf der Bahn des
vierten Planeten!« sagte die junge Frau. Sie fragte sich zum
hundertstenmal, ob ihre Schönheit auf einem der Planeten, auf
dem sie gelandet waren, ein Hindernis gewesen war oder ein Vorteil.
Jedenfalls war sie fest entschlossen, auf der nächsten
vielversprechenden Welt zu landen und - zu bleiben.
Verga kam aus der Kombüse.
»Hat jemand Appetit? Ich habe die letzten tiefgekühlten
Lebensmittel in den Herd gesteckt. Wirwerden in diesem System neuen
Proviant aufnehmen müssen.«
»Bring mir etwas. Ein Stück Braten, einen Schluck von
diesem gelben Algenwein von Erathmus, ja?« bat Dié.
»Mir dasselbe!« sagte Nyder. »Und eine
Schmerztablette.«
Er mußte sich sehr schlecht fühlen, wenn er um ein
Medikament bat, dachte Troy, der zweite Mann der Gruppe. Sie hatten
Nyder nicht die ganze Wahrheit gesagt. Auf Erathmus, unter den
sengenden Strahlen der Sonne und des radioaktiven Satelliten, hatte
sein Körper mehr gelitten als die Körper der anderen drei
kosmischen Vagabunden. Wenn er nicht bald in eine bessere Umgebung
kam, würde er noch vor Verlassen des Schiffes sterben.
»Achtung«, sagte Dié. »Wir verlassen den
Überraum.«
Sekunden später schwang sich das Schiff in einer Folge
knirschender und knisternder Geräusche in den dreidimensionalen
Weltraum zurück. Dié drosselte die Geschwindigkeit und
aktivierte eine Serie kleiner, aber ungewöhnlicher Geräte.
Vor ihnen tauchte ein roter Planet auf.
Troy murmelte:
»Der vierte Planet dieses Systems - nach den Aussagen
unserer Detektoren?«
»So ist es.«
»Schaltet die Spürsonden ein! Ich will endlich aus
dieser Stahldose ’raus!« riefNyder laut.
»Keine Sorge. Dein Wunsch deckt sich mit unserem Vorhaben!«
sagte Verga, die mit einem Tablett voller Essen den Pilotenraum
betrat.
Das schnelle, schlanke Raumschiff ging in eine Kurve. Es hatte
sich in einer Geraden der Sonne genähert und wich jetzt seitlich
aus. Es
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