PR TB 121 Kampf Um Exota Alpha
weniger Minuten wich die steife Atmosphäre.
Die Weinkrüge leerten sich. In den dampfenden Geruch der
großen Braten mischten sich die Wohlgerüche der Gewürze.
Ununterbrochen spielte die Musik. Große Verwunderung
herrschte bei den Eingeborenen. Sie kannten weder das elektrische
Licht noch eine Musik, die von unsichtbaren Musikanten gespielt
wurde. Aber sie überwanden ihre Zurückhaltung - spätestens
nach dem dritten Becher Wein.
Cascal führte soeben die Gabel zum Mund, in deren Zinken ein
weißes Stück Fleisch mit dunkelbrauner Kruste stak, als
Pontonac neben ihm sagte:
»Eine interessante Figur, dieser Assor, nicht wahr?«
»Allerdings«, erwiderte Joak und kaute.
»Bemerkenswert. Ich möchte ihn nicht als Feind haben.«
»Das ist niemandem zu empfehlen.«
Sie saßen schräg vor Chelifer, Sandal und den
Häuptlingen, die rechts und links neben dem Paar Platz genommen
hatten. Zwischen einzelnen Schlucken und Bissen führten Assor
und Sandal eine leise, private Unterhaltung.
Assor war ein hünenhafter Mensch, nicht viel kleiner als
Sandal oder Shet, der Pilot. Dunkelhaarig, mit zwei dicken Zöpfen,
die mit
breiten kupfernen Spangen zusammengehalten waren. Er war vom Kopf
bis zu den Zehen in braunes Leder gekleidet. Ein breiter Gürtel,
dessen Schnalle aus einem Stück Stein oder seltsam gemaserten
Holz bestand, hielt zwei Dolche und ein Kriegsbeil mit geschliffenen
Schneiden. Es schien aus dem Metall einer Raumschiffhülle zu
bestehen, wobei es Cascal vollkommen schleierhaft war, wie die
Eingeborenen es fertiggebracht hatten, diesen Terkonitstahl zu
bearbeiten. Große, dunkle Augen unter buschigen Brauen
musterten die Gesellschaft. Einmal geriet Cascal in den Bann eines
Blickes und versuchte daraus auf den Charakter des Mannes zu
schließen - er schaffte es noch nicht ganz.
Aber er hörte Fetzen der Unterhaltung mit. Sandal führte
eine Art politisches Gespräch. Äußerst geschickt,
dachte Joak belustigt.
»... und das alles hier kommt von einer anderen Welt?«
erkundigte sich Assor undeutlich. Er kaute auf einem faustgroßen
Stück Braten herum.
»So ist es. Das Schiff, das ihr alle gesehen habt, kam mit
meinen Freunden, mit vielen Dingen und mit der Herrscherin und mir.«
Argwöhnisch betrachtete Assor die anwesenden Terraner, die
sich nicht im geringsten stören ließen. Zahlreiche kleine
Unterhaltungen wurden angefangen. Die hübschen Mädchen aus
den verschiedenen Stämmen - Chelifer selbst hatte sie ausgesucht
- flirteten mit den Männern.
»Was willst du, Sohn von Feymoaur?«
Sandal erwiderte bedächtig:
»Ich will mein Erbe antreten. Und ich will alle Menschen
dieses Planeten zu Freunden des Volkes machen, von dem ich komme.«
»Das ist eine gute Absicht. Was haben sie, deine Freunde?«
Sandal ließ sich nachschenken und sagte vorsichtig:
»Sie haben alles. Schiffe und Menschen, viel Gold und sehr
viel mehr Wissen, als wir alle zusammen. Sie sind sehr mächtig.
Es ist gut, sie zu Freunden zu haben.«
Assor knurrte:
»Möglich. Und wie willst du die vielen Menschen hier
überzeugen?«
Der Planet war vor vier und mehr Jahren eine Handelsstation der
Cimarosa-Holding gewesen, einer kleinen, aber leistungsfähigen,
korrekten und zuverlässigen Gesellschaft, die sich auf den
Handel mit ausgesuchten und wertvollen Stoffen beschränkte. Ein
kleiner, zu zwei Dritteln überwucherter und verwahrloster
Raumhafen und eine kleine Siedlung, die jetzt verfallen, eingestürzt
und ausgeplündert war, deuteten darauf hin, daß die
Eingeborenen bereits Raumschiffe und interstellaren Verkehr kannten,
aber aus ihrer eigenen Perspektive, die voll von unzutreffenden
Mythologien war.
»Langsam«, erwiderte Sandal Tolk. »Sehr langsam.
Ich werde versuchen, jeden einzelnen Stamm zu überzeugen, daß
sich eine Freundschaft für mich lohnt - und zwar in beiden
Richtungen. Wir werden den Hunger besiegen und die Krankheiten.
Alles, was wir brauchen, und was das Leben lebenswerter macht, können
wir gegen Dinge eintauschen, die wir im Überfluß haben.«
»Das klingt gut.«
»Und ist schwierig!« sagte Sandal. »Es soll
keine Kämpfe geben wie in den grauen Zeiten.«
»Freundschaft ist teuer. Was bietest du?«
Sandal begann zu lachen und schlug Assor auf die Schulter.
»Eigentlich habe ich gedacht, ich könnte handeln. Aber
als Händler scheinst du mehr als ich zu taugen, Assor. Ich biete
Hilfe an. Hilfe in allen Dingen, in denen ein Mensch Hilfe braucht.«
»Krankheit? Dummheit? Hunger? Das
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