PR TB 126 Brennpunkt Wega
verlassen,
auf dem er hereingekommen war. Aber dadurch würde er die
Entscheidung nur hinauszuzögern, und außerdem widersprach
ängstliche Flucht dem Prinzip, nach dem er zu handeln gewöhnt
war. In unmittelbarer Nähe des Ausgangs war das Gedränge am
dichtesten. Dort empörten sich einige Reisende über die
Rücksichtslosigkeit der jugendlichen Rowdys. Fäuste flogen.
Einer der Jungen schrie Befehle. Mark Richter begann zu handeln.
Indem ersich plötzlich mit Nachdruck in Bewegung setzte,
verschaffte ersich den Vorteil der Überraschung. Zwar versuchten
die Rowdys, den Ring um ihn zu schließen. Aber sein Manöverwar
zu schnell gekommen. Eine Handvoll Reisender drängte sich noch
im letzten Augenblick ins Innere des Ringes und bot ihm dadurch
unfreiwillig Rückendeckung. Er teilte die Menge rücksichtslos
durch kraftvolle Ellbogenstöße und stand unversehens vor
dem Jungen, den er vor wenigen Augenblicke Befehle hatte schreien
hören. Mit der freien rechten Hand packte er ihn am Kragen
seiner schlampigen Montur und zerrte ihn durch den Ausgang ins Freie.
Das geschah so schnell, daß er draußen auf dem breiten
Gehsteig, an dessen östlichem Rand die Mietwagen parkten, ein
paar Sekunden lang völlig allein stand, bis die Menge drin
begriffen hatte, was vorgefallen war, und augenblicklich die
Verfolgung aufnahm. In hellen Scharen kamen sie durch das Portal
geströmt.
Inzwischen hatte Mark Richter sich auf einen der Mietwagen
zurückgezogen. In seinem Griff hing immernoch derblutjunge
Fënone, der sich zunächst durch kräftige Tritte gegen
Richters Schienbein hatte befreien wollen, jedoch rühig und
stumm geworden war, als der Detektiv den Griff um seinen Nacken
verstärkte. Richter hielt seinen Gefangenen vor sich hin. Die
verfolgende Meute kam ins Stocken. Fünf Metervor Richter bildete
sich eine Front, aus der zornige, tückische Augen ihn anstanten.
„Das habt ihr euch nur so gedacht, ihr Lümmel!"
knurrte er zornig. Er sprach Interkosmo und verzichtete bewußt
auf den Gebrauch des hierzulande üblichen Fënol. „Ich
bin ein erfahrener Reisender und beabsichtige, sicher und
wohlbehalten mein Ziel zu erreichen. Euren Anführer könnt
ihr euch fünf Kilometerweiter unten an der Straße
abholen."
Die Rowdys rührten sich nicht, als er die Tür des Wagens
öffnete und seinen Gefangenen hineinstieß. Er folgte ihm
sofort und erneuerte seinen Griff um den Nacken des Jungen. Mit einer
Hand bediente er die Tastatur des Autopiloten. Das Fahrzeug setzte
sich in Bewegung. Es glitt in den Verkehr der nördlich in
Richtung Thorta führenden Zubringerstraße und gewann rasch
an Geschwindigkeit. Ein Blick nach hinten zeigte Richter, daß
einige der Verfolger sich ebenfalls in einen Mietwagen zwängten.
Die Straße führte durch ebenes, baum- und
buschbestandenes Gelände. Nach etwa fünf Kilometern hielt
Richter an. Er öffnete die Tür und stieß seinen
Gefangenen nicht eben sanft hinaus. Dann fuhr er weiter; aber den
haßerfüllten Blick des jungen Rowdys würde er so
schnell nicht vergessen.
Die Sache hatte vor etwa drei Wochen begonnen, als sein Freund und
Vorgesetzter bei der Solaren Abwehr, Direktor Frank Beaulieu, ihn
nach der Rückkehr aus einem wohlverdienten Urlaub zu sich rufen
ließ.
,Mark - wir haben ein Problem!" hatte er statt einer
Begrüßung gesagt.
Nichts anderes hatte Mark Richter erwartet. Denn wenn Frank
Beaulieu ihn so früh am Morgen rufen ließ, dann gab es
immer ein Problem. Dieses hier hatte mit der innenpolitischen Lage
auf Fenol zu tun.
,Sangri Naar, der alte König - oder Thort, wie sie ihn dort
nennen - liegt auf dem Sterbebett”, erläuterte Beaulieu.
„Er ist fast zweihundert Jahre alt, und die Ärzte haben
keine Hoffnung, daß erjemals wieder auf die Beine kommen wird.
Mit seinem Ableben wird in Kürze gerechnet. Nach fenonischen
Gesetzen wird damit die Wahl eines neuen Thort erforderlich. Denn auf
Fenol herrscht, wie du weißt, das Wahlkönigtum. Die
Bevölkerung wählt den Thort,
dessen Amt lebenslänglich ist und eine für unsere
Begriffe ungewöhnliche Machtfüle mit sich bringt. Es ist
die Nachfolge von Sangri Naar, die uns Kopfzerbrechen bereitet"
Mark Richter lächelte spöttisch.
„Das sollte sie aber nicht. Nach der Verfassung des Solaren
Imperiums hat jedes dem Imperium angehörende Staatsgebilde das
Recht, seine inneren Belange selbst zu bestimmen und zu gestalten.
Mehr noch: Es ist der Regierung des Imperiums nicht erlaubt, sich in
die inneren Angelegenheiten
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