PR TB 155 Traumhändler Des Universums
verhafte ich Sie."
„Nur, weil wir ein bißchen Schnaps schwarzgebrannt
haben?" fragte Tibur Opak, obwohl ihm klar war, dass er damit
nicht durchkommen würde.
Aflas Turbaikken grinste höhnisch.
„Wenn Sie wollen, kommt das noch hinzu, Opak",
erwiderte er. „Aber ich denke, es spielt keine Rolle, ob Sie
zwanzig oder einundzwanzig Jahre Zwangsarbeit bekommen. Nehmen Sie
die Hände hoch!"
Resignierend wollte Tibur gehorchen, als vor seinem geistigen Auge
plötzlich eine Szene auftauchte, die ihn bis ins Mark
erschütterte. Er sah sich in einen Strudel hineingezogen, in dem
zahllose Bilder wirbelten, deren Mittelpunkt jedes Mal er selber war.
Und am Grunde des Strudels sah er sich selbst einen grässlichen
Tod sterben.
Tibur Opak stieß einen gellenden Entsetzensschrei aus, der
sich mit anderen Entsetzensschreien mischte, die von allen Seiten
kamen und von namenlosem Grauen zeugten...
2.
Ich dachte eine Verwünschung, als die Weckanlage meiner
Arrestzelle ein lang anhaltendes, misstönendes Schrillen von
sich gab.
Es konnte nicht länger als fünf Minuten her sein, dass
ich meinen Bericht über die verworrenen Ereignisse auf dem
Planeten Rolfth beendet und mich danach auf dem schmalen Pneumobett
ausgestreckt hatte. Jemand musste eine geradezu sadistische Freude
daran haben, zu Tode erschöpfte Arrestanten aus einer Phase
tiefsten Schlafes hochzureißen.
Ich kam nicht dazu, weitere Betrachtungen über meine Lage und
die Psyche meiner Folterknechte anzustellen, denn das Schott meiner
Zelle öffnete sich.
Der Sergeant, der in der Öffnung erschien, war ein junger
Mann von höchstens dreißig Jahren alter Erdzeit. Er
gehörte demnach zu jenen Leuten, die erst an Bord der SOL
geboren worden waren und die Erde niemals kennen gelernt hatten.
Viele dieser Menschen glaubten, dass ihnen dadurch etwas unsagbar
Schönes entgangen sei. Sie vergaßen, dass es schließlich
noch den Mars gab, der unvergleichlich schöner war als die Erde.
Der Sergeant salutierte.
„Sir, der Chef bittet Sie, in die Hauptzentrale zu kommen!"
Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, schwang die Beine vom Bett
und blickte den Sergeanten missmutig an. Er machte nicht den Eindruck
eines Sadisten, obwohl er kein Marsgeborener war. Eher war in seinen
Augen so etwas wie Mitleid zu sehen. Das gefiel mir nun wieder auch
nicht.
„Sehen Sie mich nicht so trübselig an, Sergeant!"
sagte ich. „Mir geht es ausgezeichnet."
„Ja, Captain a Hainu!" erwiderte der Mann steif und
förmlich.
Ich erhob mich zu voller Größe, schaute zu ihm auf und
erklärte:
„Falls Rhodans Befehl meinen Arrest aufgehoben hat, dann
können Sie gehen, Sergeant. Ich finde den Weg zur Hauptzentrale
allein."
Der Sergeant wurde verlegen und trat von einem Bein aufs andere.
„Sie dürfen meine Hygienezelle benutzen", sagte
ich.
Diesmal errötete der Mann sogar.
„Das wird nicht nötig sein, Sir", versicherte er
hastig. „Aber da ist noch etwas anderes. Wie Sie sicher wissen,
wurde Commander Rorvic ebenfalls arrestiert und ..."
Er unterbrach sich.
„Das weiß ich!" fuhr ich ihn heftiger an, als ich
beabsichtigt hatte. „Schließlich ist das nur gerecht,
denn das rotäugige Scheusal ist an allem schuld."
„Verzeihung, Sir", sagte der Sergeant. „Ich wurde
angewiesen, negative Bemerkungen zu überhören. Es geht auch
nicht darum, eine eventuell fiktive Schuldfrage zu klären,
sondern darum, dass es uns nicht gelungen ist, Commander Rorvic aus
seiner meditativen Versunkenheit zu holen."
Ich setzte mich auf den Rand meines Bettes und stöhnte.
„Das hätte ich mir denken können! Sergeant, das
schwergewichtige Faultier meditiert nicht, sondern schläft ganz
einfach. Schütten Sie ihm einen Eimer Eiswasser über den
Kopf, dann wird er ganz bestimmt wach!"
„Das haben wir alles schon versucht, Captain",
erwiderte der Sergeant. „Es hat nichts gefruchtet."
Eine Sprache hatten die SOL-Geborenen sich angewöhnt! Nichts
gefruchtet! Lächerlich!
Erst nach dieser Überlegung drang die ganze Bedeutung dessen,
was der Sergeant gesagt hatte, in mein Bewusstsein. Plötzlich
besserte sich meine Stimmung.
„Wurde mein persönliches Gepäck in meine -Kabine
gebracht?" erkundigte ich mich.
Als der Sergeant bestätigte, bestand ich darauf, zuerst in
meine Kabine gehen zu dürfen, bevor ich mich dem Problem
Dalaimoc Rorvic zuwandte. Zu meiner Überraschung gab der
Sergeant sofort nach. Er erklärte lediglich, dass er mich
begleiten müsse, was aber keiner Bewachung
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