PR TB 161 Die Einsame Sternenstadt
Test
damit beendet.
Nicht aber für Talbot selbst.
Der große, grauhaarige Mann mit dem ernsten Gesicht drehte
sich um und betrat das Transportband, das ihn zum Verwaltungsgebäude
hinübertrug. Dort hielt sich die Besatzung der vor drei Tagen
zurückgekehrten NIAGARA auf.
Talbot gelangte, ohne kontrolliert zu werden, in die Empfangshalle
des Verwaltungsgebäudes. Eine Robot-Hosteß erspähte
ihn und glitt eilfertig herbei.
»Stets zu Diensten, Sir!« flüsterte sie mit ihrer
künstlichen Stimme. »Wen wünschen Sie zu sehen? Wohin
wünschen Sie zu gelangen?«
Manchmal, dachte Talbot, ging ihm die von ihm miterschaffene
Robotwelt der Whistler-Anlagen auf die Nerven.
»Ich möchte die Besatzung der NIAGARA sehen!«
sagte er.
»In der Kantine, Sir! Bitte benutzen Sie Antigravschacht
drei. Er ist soeben frei geworden.«
Talbot nickte und steuerte auf das entsprechende Tor zu. Er war
von Ungeduld und Zweifeln erfüllt. Irgend etwas an diesem
Projekt war schiefgegangen. Talbot hatte die Roboter wieder und
wieder kontrolliert und verhört. Die Aussagen stimmten überein
und wiesen keine Widersprüche auf.
Talbot besaß jedoch ein untrügliches Gefühl für
die Dinge, die sich unsichtbar unter der Oberfläche ereigneten.
Zweifellos war auf
KITCHEN II mehr geschehen, als er bisher in Erfahrung gebracht
hatte.
Er landete auf dem Boden des Schachtes und trat auf den Korridor,
der zur Kantine führte.
Unglaublicher Lärm scholl ihm entgegen.
Es hörte sich an wie das Gejohle einer Horde volltrunkener
Männer.
Jemand kam Talbot durch den Gang entgegengeschwankt. Es war ein
Matten-Willy, halb Mensch, halb Quallenwesen.
»Halt!« befahl Talbot streng. »Was geht hier
vor?«
Das Plasmawesen pfiff wie ein Dampfkessel und bildete ein
blutunterlaufenes Auge auf seinem Oberkörper.
»Velarde«, gluckste der Willy, »schüttet
Whisky auf uns!«
Talbot starrte das Wesen an und eilte dann, von düsteren
Vorahnungen gepeinigt, weiter.
Er riß die Tür zur Kantine auf.
Redhorse, Parral und Velarde hockten rittlings auf der Theke.
Jeder von ihnen hatte eine Batterie Flaschen neben sich stehen, die
er nacheinander öffnete und auf die Körper einer Horde von
Matten-Willys ausleerte.
Die Willys drehten und wanden sich beglückt unter diesem
braunen Regen.
»Was geht hier vor?« rief Talbot grimmig.
Er steuerte quer durch den Raum auf die Gruppe zu.
»Oberst!« wandte er sich an Redhorse. »Ich muß
sofort mit Ihnen sprechen.«
Während Redhorse von der Theke glitt, fuhren die beiden
anderen Männer mit ihrer Beschäftigung fort, ohne sich um
Talbot zu kümmern.
Talbot sah Redhorse mißtrauisch an.
»Ich hoffe doch, daß man mit Ihnen vernünftig
reden kann!«
»Aber gewiß«, versicherte der Cheyenne.
»Was ist das?« erkundigte sich Talbot mit einem Blick
auf die herumtobenden Willys.
»Eine Hundertsonnenwelt-Orgie«, erklärte
Redhorse. »Sie brauchen das zu ihrer Entspannung. Außerdem
will Jonax, sobald er richtig betrunken ist, ein neues Bild
beginnen.«
Talbot zog Redhorse mit sich in einen Nebenraum und schloß
die Tür.
»Oberst, was hat sich auf KITCHEN II wirklich ereignet?«
Redhorse sah ihn aus großen Augen an.
»Sind die Berichte nicht ausführlich genug?«
»Doch, doch!« beteuerte Talbot. »Ich habe keine
Handhabe, gegen Sie und Ihre Freunde vorzugehen. Auch die Roboter
sind in Ordnung.«
Die Tür sprang mit einem Knall auf. Velarde kam herein.
Talbot hatte den Eindruck, daß der untersetzte Mann den Inhalt
der Flaschen nicht ausschließlich an die Matten-Willys
verteilte.
»Ich brauche Sie hoffentlich nicht über Ihre Pflichten
aufzukären,
Oberst«, sagte Talbot drohend. »Wenn irgend etwas
nicht stimmt, werde ich es früher oder später herausfinden,
verlassen Sie sich darauf. Reden Sie also freiwillig, damit können
Sie sich Ärger ersparen.«
Redhorse ließ ihn stehen und ging, gefolgt von dem
Sergeanten, wieder in die Kantine hinaus.
Talbot blickte durch die geöffnete Tür und beobachtete,
daß die Feierlichkeiten fortgesetzt wurden.
Er würde nichts erfahren!
Wenn er weiter nachforschte, würde er sich nur der
Lächerlichkeit preisgeben.
EPILOG
Die Stadt begrüßte ihren aus dem Schlaf der Erschöpfung
erwachenden Bürger und registrierte zufrieden, wie er sich in
ihr regte und umzusehen begann.
Das lange Warten hatte sich gelohnt.
Ich bin nur noch eine sehr kleine Stadt, dachte sie. Aber du wirst
alles finden, was du benötigst.
Da ich allein bin, antwortete der gute
Weitere Kostenlose Bücher