PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Das ist so üblich im Nilland.”
„Ich bin beruhigt. In wenigen Tagen also werden wir Buhen
verlassen, nachdem wir den neuen Nomarchen in alle Einzelheiten
eingeweiht haben.”
Wahkare stand auf und verneigte sich würdevoll in beide
Richtungen. Dann leerte er mit hingebungsvollem Schlürfen den
Pokal, stellte ihn ab und sagte halblaut:
„Wir werden noch oft miteinander sprechen. Dein Freund,
Atlan-Horus, jener talentierte wilde Nubier, hat den Palast der
Herrin mit seinen Elitesoldaten umstellt. Ihr sollt ruhig schlafen
diese Nacht und die kommenden Nächte - miteinander, meine ich.”
Ich ergriff sein Handgelenk, dann legten wir einander die Hände
auf die Schultern. Wahkare zwinkerte. Ich blieb ernst und versprach:
„Dessen kannst du sicher sein, Freund Wahkare.”
Er ging hinaus. Wir hörten ihn mit den Posten Losungsworte
wechseln, dann waren wir allein.
In der Mitte der Jahreszeit Peret, die ebenfalls vier Monde lang
dauerte, fuhren wir mit der Barke auf Edfu zu. Alles, was vor fünf
oder sechs Monden gesät und gepflanzt worden war, stand hoch im
Halm. Zwei Streifen von strahlendem, intensivem Grün säumten
den Nil.
„Es ist wunderbar friedlich. Niemand sieht, welche Unmenge
Arbeit dahinter versteckt ist. Ich habe es in Buhen erfahren”,
sagte Asyrta leise. Sie lehnte neben mir an dem wuchtigen, U-förmigen
Geländer am Bug der Barke. Südlicher Wind straffte das
Segel. Wir brauchten nicht zu rudern, wir trieben schnell mit der
Strömung. In einem halben Tag würden wir vor dem weißen
Haus anlegen.
„Ägypten ist ein Geschenk des Nils, aber ein Werk des
Menschen”, erwiderte ich. Überall sahen wir jetzt die
Kanäle nach beiden Seiten des Ufers, tief ins flache Land
hinein. Irgendwo dort zwischen Wüste und dem Vegetationsrand
mochten die letzten Gruppen der Gefangenen entlangwandern, dem Delta
entgegen. Hin und wieder tauchte eine langgestreckte Insel auf, von
Sumpf und üppig wuchernden Binsen, Lilien, Lotosblüten und
Schilf umwuchert. Die sichelförmigen Binsenboote der Fischer
schoben sich langsam durch die klappernden, raschelnden Stengel. Ein
Bild der ländlichen Ruhe.
„Ein Werk der Soldaten wird auch die Fahrt nach Punt sein.
Ich freue mich darauf!” erklärte Asyrta. Sie sah entspannt
und ruhig aus. Ich hingegen war aus drei Gründen noch immer
beunruhigt.
Was plante ES für die nähere Zukunft? Wie viele
fanatische Nubier, die mich umbringen wollten, gab es noch, und an
welchen Plätzen? Und was erwartete uns alle auf der langen und
beschwerlichen Fahrt nach Punt?
„Ich weiß nicht, ob wir uns freuen sollten”,
sagte ich nachdenklich. „Punt ist weit, und ich bin unsicher.
Mein Auftrag war, Dancredi, den Koloß, zu vernichten. ES sollte
mich heute schon wieder aus diesem Land wegreißen und
einschläfern, so wie dich. Wir wußten nicht, daß wir
vier Jahrzehnte lang nebeneinander geschlafen haben. Eine lange Kette
von Rätseln, Liebste.”
Ich betrachtete sinnend die beiden Ufer. Einmal wa
ren sie zweitausend große Schritte, ein andermal
zwanzigtausend Schritt oder mehr breit, ehe sie an die Wüste
stießen. Immer wieder sah ich die geraden Rampen der Wege, die
zu mächtigen Tempeln führten, die in den Sand gebaut waren.
Ruhig glitt die Barke mit den prächtigen Verzierungen und dem
großen Segel durch die kleinen Wellen des Nils. Ich ging
langsam zum Heck zurück. Dort standen und saßen meine
Freunde. Auch sie schienen von einer nachdenklichen Stimmung befallen
zu sein.
„Wir bereiten uns auf die lange Fahrt vor, Atlan-Ho-rus”,
sagte Ptah-Sokar und hob die Hand zum Gruß. „Wir hoffen,
daß die Tage in deinem weißen Haus angenehm, ruhig und
voller Lachen sein werden.”
„Das hoffe ich auch”, bekannte ich. „Und
trotzdem bin ich unruhig.”
Zakanza-Upuaut warf mir einen prüfenden Blick zu. Dann zuckte
er mit seinen breiten Schultern und meinte:
„Wir sind ausgezogen und haben gesiegt... Wir sind überall
als Sieger empfangen worden, und alle Gefangenen sind inzwischen
dort, wo sie gebraucht werden. Was bekümmert dich?”
„Dieses und jenes”, erklärte ich. „Unter
anderem weiß ich nicht mehr, wieviel Zeit mir bleibt, meine
Arbeit zu tun.”
Nitokras sah zu, wie Ipuki, der Steuermann dieser Barke, die
beiden Ruderschäfte bewegte.
„Jemand, den der Pharao auszeichnen wird - und in Junu-Resyt
wird dies geschehen! - , beneide ich. Er braucht nicht bekümmert
zu sein.”
Es war nicht so, daß ich Angst hatte. Ich war unsicher. Ich
haßte den
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