PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Gedanken, von der Willkür von ES abhängig
zu sein und über mich nicht bestimmen zu können. Das war
die zweite ernsthafte Krise in diesem Jahr, die mich gefesselt hielt.
Nachdenklich blickte ich nacheinander in die Gesichter meiner
Freunde. Sie alle
erwarteten von mir etwas, zumindest den Umstand, daß ich sie
in bestimmter Form leitete und ihnen sagte, was zu tun war. Sie
vertrauten mir. Ich holte tief Luft und versuchte, meine Sicherheit
wiederzufinden. Als ich nach vorn blickte, sah ich bereits die
vertrauten Ufer; hinten den nächsten Windungen des Nils lagen
Edfu und das weiße Haus.
„Ich bin nicht bekümmert”, sagte ich
entschlossen. „Warten wir ab, was Amenemhet uns sagt, und dann
machen wir uns auf zur Suche nach dem Land Punt”
Es gibt wirklich keinen Grund, unsicher zu sein, erklärte der
Logiksektor.
Ich nickte ihnen zu und ging langsam wieder zurück zum Bug.
Asyrta saß auf dem Geländer, streckte ihr Gesicht der
Sonne entgegen und schaukelte mit den Beinen. Ich nahm ihre Hand und
flüsterte:
„Noch ein paar Stunden, und wir sind angekommen. Ich bin
sicher, daß man uns gebührend empfängt.”
„Vielleicht ist das ein Ort, an dem wir endlich allein sein
können”, meinte Asyrta. „Allein und ohne alle
Verpflichtungen.”
„Vielleicht!” meinte ich.
Es war eine leise, schnelle Fahrt. Immer wieder dieselben
Eindrücke: Felder, Pflanzungen und arbeitende Bauern. Fischer,
die mit Netz und Dreizack fischten, Herden aller denkbaren Tiere,
frei umherlaufend oder in den Gevierten der Zäune oder Mauern
eingeschlossen. Nach der letzten leichten Flußkrümmung
tauchten die vertrauten Konstellationen der Palmen und der breiten
Schilfgewächs-Inseln auf und dahinter die steinerne Rampe mit
den wuchtigen Pollern, an denen die Barke anlegen konnte. Wir waren
unmittelbar vor dem weißen Haus.
„Dort ist es!” sagte ich und beschrieb Asyrta die
nähere Umgebung meines vorübergehenden Heimes.
Auch hier sahen wir die kleinen, schmalen Binsenboote. Es waren
schweigsame Männer darinnen, die
mit Pfeilen den Wildvögeln im Schilf nachstellten und mit
Wurfnetzen und Dreizacken Fische fingen. Ich drehte mich um, Ipuki
machte eine entsprechende Bewegung und steuerte die Barke langsam dem
linken Ufer zu. Schon jetzt sah ich zwischen den schuppigen Schäften
der Palmen die weißen Wände „meines” Hauses.
Während wir uns dem Rand des Stromes näherten, winkten
einige der Fischer aus den Booten. Sie ließen sich von uns
nicht in ihrer Arbeit stören. Ich beugte mich weit vor, um die
Anlegemanöver zu beobachten.
Als wir dicht neben dem sandigen Ufer, den kleinen Felsen und den
hoch aufgeschossenen Binsen dahinstreiften, als das Segel gekippt und
an die Rah gebunden wurde, schoß ein größeres Boot
aus den knisternden Halmen hervor. Drei Männer saßen
darinnen; das Innere der Binsenkonstruktion war voller Werkzeuge zum
Fischfang. Neter Nefer, dachte ich, guter Gott, was könnte ich
sie alles lehren! Wieviel Fehler machten sie noch immer! Welche
Möglichkeiten der kulturellen und zivilisatorischen Entwicklung
hatten sie in diesem hervorragend verwalteten Land! Aber es gab
ebenso viele Wälle, die nicht zu überwinden waren, weil
sie, die einfachen und auch die wissenden Menschen des Niltales, sich
nicht von ihren Traditionen trennen konnten.
Unsere Barke wurde langsamer, trieb dicht am Ufer auf die
Befestigungspunkte zu, und vom Haus her kamen einige Männer
gelaufen.
Das Kanu überholte uns auf der linken Seite. Einer der Männer
hob sein Ruder hoch und rief:
„Wir grüßen Atlan-Horus, den Sieger über die
Wegelagerer. Bist du es, Herr?”
Ich lachte und winkte zurück.
„Ja. Ich wünsche euch einen guten Fang, Männer.
Wenn ihr einen besonders guten und großen Fisch fangt, dann
bringt ihn zu diesem Haus. Wir können ihn brauchen!”
Der Ägypter, der im Heck paddelte, nickte und schrie:
„Wir halten unser Wort. Wir bringen ihn.”
Ich grüßte und wandte mich wieder nach rechts. Die
Seile flogen an Land, und die Männer schlangen sie geschickt um
die dicken Baumstämme. Langsam wurde die Barke an den schmalen
Kai herangezogen. An der linken Bordwand glitt das Binsenboot vorbei.
Die Besatzung der Barke sprang an Land, reffte das Segel, befestigte
die Rah und wuchtete die Ballen und Packen unserer Ausrüstung
aus dem Kielraum hoch. Ich stand am Mast, sah vom Haus hinüber
zu Asyrta, die den Niedergang vom Bug herunterkam und fröhlich
lächelte.
Achtung! wisperte plötzlich der
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