PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Selbst ich wurde von dem Eindruck gefangengenommen und fühlte
so etwas wie einen Schauder der Ehr
furcht und des Nichtbegreifens. Die Priester gingen weiter,
umrundeten den Altar, dann entzündeten sie mit den Fackeln
Öllampen und andere Fackeln. Andere Priester kamen hinter dem
großen, dunkelgrünen Standbild des Gottes aus einer
verborgenen Tür und begannen mit einem vokalreichen Singsang.
Die Lichter, der Nachhall, der tiefe Gesang und die wesenlosen Augen
des Gottes hoch über uns verzauberten die Menschen. Rund um
Asyrta und mich fielen die Soldaten auf die Knie, streckten die Arme
auf dem kalten Steinboden aus und schlugen mit den Stirnen gegen den
Boden. Jetzt brannten zwei riesige Flammen an den Seiten des
Steinblocks, der mit Figuren und Schriftzeichen in einem breiten Band
verziert war. Hinter den Säulen bewegten sich unablässig
Schatten oder dunkle Gestalten. Asyrta und ich neigten die Köpfe.
Es war eindeutig ein Akt ehrlicher Frömmigkeit. Ich vermochte
mir nicht vorzustellen, daß selbst Zakanza oder Ptah, diese
pragmatischen Männer, heuchelten. Ich ließ mich von der
Stimmung einfangen, und am Druck von Asyrtas Fingern spürte ich,
daß es ihr ebenso erging. Für mich war dieses Erlebnis in
der frühen Nacht wie ein äußerst intensiver Traum.
Was konnte ich über Träume sagen? Das Geheimnis der
hypnotisierenden Eindrücke war tiefer und rätselhafter als
die Summe der Einzelheiten, die klar und begreifbar waren. Hier
erlebten wir in gedrängter Fülle sehr viel davon, was den
typischen Angehörigen dieser Hochkultur bewegte. Das
Sammelbecken menschlicher Erfahrungen und Sehnsüchte befand sich
in die sem Augenblick hier. Sie alle brauchten einen
nichtmenschlichen, aber vorstellbaren mächtigen
Gesprächspartner, mit dem sie Wünsche, Nöte und
Vorstellungen besprechen konnten — in einer Art telepathischem
Monolog. Mir erging es nicht anders als den Bogenschützen, die
niemals die wahre Natur von Sternen und Weltraum erlebt, niemals den
Planeten aus
der Entfernung gesehen und als verschwindend winzigen Teil des
Kosmos definiert hatten. Mit einem Unterschied: Ich anerkannte die
Vorstellung, die hinter der Amun-Statue mit ihren goldenen Bändern,
den Augen aus Glasfluß und dem überaus prächtigen
Kopfschmuck zu schweben schien, nicht als meinen Gesprächspartner
in solchen Fragen an. Und trotzdem wurde ich durch den
Weihrauchgeruch, die dröhnenden Gesänge, die Flammen
ringsherum, das dunkle Gewölbe aus Stein, durch die Verzückung,
die alle anderen ergriffen hatte, in einen eindringlichen Bann
geschlagen. Ich verlor für einen langen Augenblick die
Selbstkontrolle.
Es kostete mich fast das Leben.
Ich wurde auf die rasend schnelle Bewegung erst aufmerksam, als
ich dicht vor mir in Gürtelhöhe etwas aufblitzen sah.
Zwischen zwei Säulen war eine dunkle Gestalt hervorgesprungen,
war auf nackten Sohlen blitzschnell an den liegenden Kriegern
vorbeigehuscht und stürzte sich jetzt auf mich oder Asyrta.
Gefahr! Zur Seite, schrie der Logiksektor.
Ich duckte mich, sah die breite Doppelschneide eines großen
Dolches, stieß Asyrta nach rechts und schnellte mich schräg
nach links und nach vorn. Meine Bewegung erfolgte ganz plötzlich
aus der völligen Ruhestellung heraus. Gleichzeitig griff ich an
den Gürtel und riß noch im Fallen den kleinen Dolch
heraus; ich wählte die Waffe, deren Griff mir zufällig in
die Finger kam. Und schon berührte meine Schulter den Boden, ich
zog den Kopf ein und rollte mich ab. Der ausgestreckte Arm mit dem
Dolch, der präzis geplante Stoß - sie fuhren ins Leere.
Asyrta schrie erschrocken auf, als ich wieder auf die Beine kam. Sie
fiel schwer über Zakan-za-Upuaut, beide rollten über die
Bodenplatte. Ich blieb in der Hocke; jetzt hatte ich die beiden
mächtigen Flammen aus den bronzenen Ölschalen im Rücken.
Vor mir wirbelte ein schlanker, sehniger Mann zu mir
herum. Der Dolch in seiner Hand beschrieb leicht zischend einen
Halbkreis waagrecht durch die Luft. Ein Nubier. Fast nackt, nur mit
einem dunklen, ledernen Hüfttuch bekleidet. An seinen
Handgelenken sah ich die blutigen Spuren der Fesselung. Sein Körper
war von einer dicken Schicht Schweißtropfen überzogen;
durch den Weihrauch roch ich die Ausdünstung von Angst, Wut und
einer Empfindung, die in äußersten Todesmut ausuferte.
Bevor alle anderen merkten, was eigentlich geschah, drückte
ich den Kontakt. Aus der nadelfeinen Spitze des Dolches fauchte
dröhnend eine konzentrierte Entladung,
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