PR TB 181 Flammende Welten
weggetreten warst, unser Schiff
durchsucht und festgestellt, daß es Wasser und
Nahrungskonzentrat mitführt, die für uns höchstens
vierzehn Tage reichen. In Tlagalagh dagegen gibt es alles in Hülle
und Fülle.«
»Falls die Stadt nicht völlig zerstört ist«,
sagte Mabel.
»Male den Teufel nicht an die Wand!« erwiderte Guy
Nelson.
»Temperatur beträgt in neunzig Kilometern Höhe
siebenundsechzig Grad Kelvin«, sagte Guy Nelson mehr zu sich
selbst als zu seiner Schwester. »Die Luft besteht aus einer Art
Emulsion undefinierbarer Zusammensetzung, in der keine meßbaren
chemischen Reaktionen ablaufen.«
»Dann war der Düstere, dem wir begegneten, kein Wesen,
das sich auf diesem Planeten entwickelt hat«, meinte Mabel.
Guy wiegte den Kopf.
»Organisches Leben dürfte sich hier niemals entwickelt
haben«, sagte er leise. »Aber wissen wir denn, ob es in
den Universen nicht auch Leben gibt, dessen Existenzgrundlage
anorganische Stoffe sind?«
»Anorganische Molekülgruppen haben nur schwache
Bindungskräfte«, wandte Mabel ein. »Sie würden
durch die durch Wärme erzeugten molekularen Bewegungen
auseinandergerissen und.« Ihre Augen weiteten sich.
Guy bemerkte es und nickte.
»Eben! Und da es auf Glasauge kaum molekulare Bewegungen
gibt, dürften sich jede Menge anorganische Riesenmoleküle
gebildet haben
- und darauf basierend vielleicht anorganisches Leben. Ich bin
kein Exobiologe, aber ich kann mir vorstellen, daß anorganische
Lebewesen so fremdartig für uns sind, wie.«
». wie der Düstere«, vollendete Mabel den
abgebrochenen Satz.
Guy Nelson erschauderte.
»Ich darf mir gar nicht vorzustellen versuchen, wie so etwas
funktioniert und welche Mentalität es entwickelt haben könnte.
Weißt du was, Mabel: Ich vermute nachträglich, daß
der Düstere uns in dem seltsamen Bahntunnel nur getestet hat, um
herauszufinden, ob wir trotz unserer organischen Struktur eventuell
Leben sein könnten und wieweit wir in der Lage sind,
folgerichtig auf Ereignisse zu reagieren.«
»Und als er merkte, daß wir intelligent sind, beschloß
er, uns zu vernichten, da er sich vor etwas so Grauenhaftem wie
organischen Intelligenzen fürchtet«, setzte Mabel den
Gedankengang fort.
»Das kann nicht stimmen«, erwiderte Guy. »Sieh
mal, die Art und Weise der Zerstörung führte zwangsläufig
zu einer starken Hitzeentwicklung im gesamten Bereich von Tlagalagh.
Außerdem
entstand kurzwellige Strahlung. Einer dieser beiden Faktoren würde
genügen, die Riesenmoleküle zu zertrümmern, aus denen
anorganische Lebewesen bestehen; beide Faktoren zusammen zerstören
mit Sicherheit in weitem Umkreis alles Leben, das auf anorganischer
Materie basiert.«
»Aber dann.«, stammelte Mabel.
Guy nickte.
»Richtig. Nicht wir waren das Ziel des Angriffs - wenn es
ein Angriff war und nicht eine Katastrophe aus technischem Versagen
-, sondern der Düstere, und wenn er noch lebt, wird er für
jede Hilfe von dritter Seite dankbar sein.«
»Wenn er so etwas wie Dankbarkeit kennt«, flüsterte
Mabel. »Guy, ich wollte, wir wären auf der H.B.M.
geblieben.«
»Dann wären wir längst tot«, erklärte
Guy. Er lächelte. »Denke daran, daß wir dank zweier
voneinander unabhängiger Ereignisse rund zwei Jahrhunderte
zusätzlicher Lebensspanne geschenkt erhielten! Deshalb will ich
nicht mit dem Schicksal hadern, wenn wir diesmal sterben müssen.«
Mabels Augen wurden feucht.
»Beim Auge der Sterndämonen! Du hast mich oftmals
beinahe um den Verstand gebracht mit dem Leichtsinn, mit dem du ein
auseinanderfallendes Wrack wie die HER BRITANNIC MAJESTY kreuz und
quer durch die Galaxis gesteuert hast - und noch dazu meist im
Vollrausch -, aber ich möchte keine Sekunde davon missen!«
Guy lachte rauh, bis ihm die Tränen über die stoppeligen
Wangen liefen.
Plötzlich hörte er auf zu lachen, stutzte und drückte
das Schiff tiefer in die träge Atmosphäre des Planeten.
»Drei Wärmequellen!« sagte er erregt. »Eine
davon ist so groß, daß sie identisch mit Tlagalagh sein
könnte. Aber wenn das zutrifft, ist Tlagalagh nicht zerstört,
sonst müßte die Wärmeausstrahlung viel stärker
sein.«
»Und die beiden anderen Wärmequellen?« fragte
Mabel.
»Sind Raumschiffe - und sie nehmen plötzlich Kurs auf
uns«, erwiderte Guy. »Schwesterherz, denen werde ich
zeigen, was es heißt, sich mit dem berühmten Nachkommen
des gefürchteten Raumadmirals Viscount Horatio Nelson
einzulassen!«
Er schaute prüfend über das Schaltpaneel, dann
Weitere Kostenlose Bücher