PR TB 183 Der Fall Oberon
Vater an, aber
in ihrem Gesicht rührte sich kein Fältchen. Niemand außer
ihr wußte, was sich in diesen Augenblicken in ihrem Innern
abspielte. Es vergingen etwa vier Sekunden, dann gab Zheerika
VanMaaghem ein leises Seufzen von sich und brach auf der Stelle
bewußtlos zusammen.
„Sie erlitt einen Schock und war zwei Tage lang in
ärztlicher Obhut", erklärte Lynne Acija einige Tage
später ihren beiden Zuhörern, Kochern Ahab und dem „Großen
Mann" VanMaaghem. „Sie hat ein volles Geständnis
abgelegt. Es war in der Tat Zheerika, die den ganzen Plan aufzog. Sie
sah, daß ihr Vater hartnäckig an seinem Besitztum
festhielt, war ihrerseits aber sicher, daß der ganze Planet
Maaghem über kurz oder lang der einen oder anderen
Interessengruppe in die Hand fallen würde, ohne daß die
Familie VanMaaghem dafür auch nur einen Soli Entschädigung
erhielt. Da sie ihren Vater nicht umstimmen konnte, beschloß
Zheerika, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Sie wandte
sich zuerst an eine radikale Gruppe, die vorgab, der GAVÖK
anzugehören, und unter dem Namen Task Force achtzehn fungierte.
Als Zheerika Tyrio Pament jedoch aus der Nähe kennenlernte, da
wurde ihr bald klar, daß er nicht der richtige Mann für
ihr Vorhaben war. Sie kannte Earl den Techniker von früher her
und setzte sich mit ihm in Verbindung. Der Techniker brachte Mardoun
och Vlaas ins Spiel. Den Rest kennen wir. Tyrio Pament nahm ihm
den Gefangenen schließlich ab. Die ganze Zeit über
blieb Zheerika verschwunden, als sei sie selbst ebenfalls entführt
worden. Wenn sie gebraucht wurde, war sie zur Stelle, um Folterszenen
vorzuführen, die ihren Vater zum Nachgeben in dieser oder jener
Sache bewegen sollten. Nach ihrer eigenen Aussage hat sie vorgehabt,
das VanMaaghemsche Vermögen zwischen sich und Mardoun och Vlaas
zu teilen. Ihr Vater sollte in der Versenkung verschwinden."
VanMaaghem wischte sich über die Stirn.
„Ich hätte es ahnen sollen", seufzte er. „Diese
kleine Kreatur, wie heißt er doch...der Techniker! Er wußte
so viel, was nur Zheerika ihm hatte verraten können. Ich dachte,
es sei unter Zwang geschehen, aber jetzt..."
Er sprach den Satz nicht zu Ende. Er starrte zu Boden und schien
mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„Werden Sie Anklage erheben?" fragte Lynne.
Da saß VanMaaghem plötzlich straff.
„Gegen Zheerika? Selbstverständlich!" antwortete
er kraftvoll. „Sie soll auskosten, was sie sich eingebrockt
hat!"
Kochern Ahab wandte sich an Lynne.
„Wie bist du zum ersten Mal auf den richtigen Verdacht
gekommen?" wollte er wissen.
Lynne Acija schüttelte lächelnd den Kopf.
„Es war eine ganz merkwürdige Sache. Ich hielt Mardoun
och Vlaas von Anfang an für einen Schwindler. Nach meiner
Ansicht war er auf Geld und Macht aus. Dann sah ich mir seinen
Ausgleichsantrag an. Er lautete auf dies und jenes und schließlich
auf die Südseeinsel Rangiroa. Das paßte irgendwie nicht
ins Bild. Verstehst du? Mardoun och Vlaas, der kalte Betrüger,
und eine Südseeinsel? Ich fing an nachzuforschen. Auf Rangiroa,
selbstverständlich. Ich habe mir jede einzelne Gästeliste
angesehen, die von den Unterkünften auf Rangiroa seit der
Wiederbesiedlung der Erde erstellt wurde. Was glaubst du, wessen
Namen ich in der kurzen Zeit gleich zweimal fand?"
„Zheerikas", antwortete Kochern Ahab.
VanMaaghem nickte.
„Ja, das ist richtig. Von der Südsee hat sie schon
immer geträumt", sagte er.
Einige Wochen später verabschiedeten sich VanMaaghem, Sem
Dohenny und Japhet Yosengi von der Erde -kurzfristig, wie sie sagten.
VanMaaghem hatte die Absicht, seine Liegenschaften ordnungsgemäß
und mit Gewinn an den Mann zu bringen. Danach, sagte er, werde er mit
dem Rest seiner Leute nach Terra zurückkehren.
Inzwischen war Zheerika VanMaaghem wegen Wirtschaftsvergehen
verurteilt worden. Ihr Verfahren lief in der zweiten Instanz, aber es
bestand kaum ein Zweifel daran, daß sie letzten Endes
rechtskräftig zu einer umfangreichen Strafe verurteilt werden
würde -und sei es allein aufgrund der Grausamkeit, mit der sie
ihren Vater seinen Entführern geopfert hatte.
Mardoun och Vlaas und Earl der Techniker waren der Entführung
beschuldigt und überführt worden.
Ihre Strafen lauteten auf mehrere Jahre Zwangsarbeit.
Übrig blieb Tyrio Pament. Diesem hatte man den Prozeß
wegen Piraterie gemacht und schließlich einem Spezialkommando
der GAVÖK ausgeliefert. Die GAVÖK hatte ihre eigene Art und
Weise, mit Leuten zu verfahren,
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