PR TB 189 Der Wächter Von Rukal
auch die Erinnerung zurück,
Fiona entsann sich wieder des verhängnisvollen Geschehens im
Zusammenhang mit dem schwarzen Obelisken. Ihr war, als hätte es
gerade erst stattgefunden, sie machte eine impulsive Bewegung und
schrie im nächsten Moment gequält auf.
Ihre Muskeln verkrampften sich, ihr ganzer Körper schien zu
rebellieren. Schwer atmend lag sie da, bis endlich wieder die
Entspannung einsetzte. Sie hatte inzwischen begriffen, daß sie
weit vom Zustand der Normalität entfernt war, und verhielt sich
danach.
Jetzt befand sich noch immer in ihrem Raumanzug, das verrieten ihr
die Begrenzungen ihres Gesichtsfelds durch das Helmfenster. Sie
erkannte aber auch, daß sich ihre Umgebung inzwischen erheblich
verändert hatte. Um sie herum war nicht mehr die bizarre
Felsenlandschaft des Asteroiden Ghostbaby im schwachen Licht einer
fernen Sonne. Ein rötliches Glimmen umgab sie und ließ sie
nur mit Mühe wahrnehmen, wo sie jetzt wirklich war.
Sie lag in einem niedrigen, wannenförmigen Gebilde, in dem
Platz für mehrere Menschen war. Als sie mit den Fingern
umhertastete, verrieten ihr die Handschuhrezeptoren, daß das
Material unter ihr Weichplastik oder ein ähnlicher Stoff war.
Links von ihr ragte ein großer schrankähnlicher Kasten
auf, offenbar irgendeine Maschine, denn sie erkannte an seiner
Vorderseite eine Art von Instrumentenbord. Das schwache rötliche
Licht strahlte direkt aus der gewölbten Decke des Raumes, die
sich etwa zehn Meter über ihr befinden mochte.
Ringsum war es geisterhaft still. Nur bei angestrengtem Lauschen
vernahm Fiona ein leises gleichmäßiges Summen, das aus
weiter Ferne zu kommen schien. Sie fühlte sich noch immer
schwach und wie zerschlagen, deshalb blieb sie ruhig liegen, um
Kräfte zu sammeln. Indessen versuchte sie, durch Nachdenken über
die wenigen greifbaren Fakten herauszubekommen, wo sie sich nun
befand.
Der Asteroid konnte es nicht mehr sein, das sagte ihr die hier
herrschende Schwerkraft. Sie betrug ihrer vorsichtigen Schätzung
nach mindestens 0,8 Gravos;
das ließ auf einen mittelgroßen Planeten schließen,
sofern sie nicht künstlich erzeugt wurde. Außerdem gab es
hier eine Atmosphäre, davon zeugte die Lichtstreuung. Vorsichtig
hob sie den linken Arm vor das Helmfenster und sah auf den
Vielzweckdetektor.
, ,Immerhin ist wenigstens die Luft hier atembar", murmelte
sie erleichtert. , ,Ersticken kann ich also nicht, und auch die
Temperatur ist mit zwanzig Grad annehmbar. Nur um Nahrungsvorräte
ist es schlecht bestellt - aber irgendwann wird wohl Roi mit seinen
Leuten auftauchen, um mich hier herauszuholen. Ich muß ihm ein
Lebenszeichen geben, vermutlich weiß er nicht genau, wo er mich
zu suchen hat."
Sie nahm einige Schlucke Nährlösung zu sich und richtete
sich dann langsam auf. Das gelang ohne Komplikationen, sie fühlte
sich schon wieder fast normal. Nun aktivierte sie den Anzugtelekom,
rief nach der CARLOTTA und beschrieb ihre Umgebung, so gut es eben
ging.
Noch wußte sie nicht, ob sie sich in irgendeinem Gebäude,
einer Raumstation oder einer subplanetaren Anlage befand, viel
weniger erst, wie sie in diesen Raum gelangt war.
Unsicher wurde sie erst, als zehn Minuten vergangen waren, ohne
daß sie eine Antwort bekam. Dann fiel ihr Blick auf die Uhr an
ihrem Handgelenk, und sie erschrak. Seit dem Geschehen bei dem
schwarzen Obelisken waren bereits fast zwei Stunden vergangen - hatte
sich das Schiff vielleicht inzwischen entfernt, nachdem die Suche
nach ihr vergeblich gewesen war?
Angst überkam die junge Frau, doch sie unterdrückte sie
energisch, erhob sich ganz und stieg aus der niedrigen Wanne. Jetzt
erkannte sie, daß sie sich in einem ovalen Gewölbe befand,
dessen größte Ausmaße etwa dreißig und achtzig
Meter betrugen. Es war leer bis auf die große schrankförmige
Maschine, der Boden schien aus Stein oder Beton zu bestehen. An den
beiden äußersten Enden des Ovals erkannte sie undeutlich
die Öffnungen von geräumigen Korridoren, ebenfalls mit
gewölbten selbstleuchtenden Decken.
Einen von ihnen mußte sie benutzen, wenn sie herausfinden
wollte, wo sie eigentlich war und wie sie vielleicht ins Freie
gelangen konnte. Doch wohin sollte sie sich wenden, um nicht in die
Irre zu laufen?
Sie lauschte angestrengt, nachdem sie ihren Helm geöffnet und
vorsichtig die abgestanden wirkende Luft ausprobiert hatte. Nun
konnte sie das leise Summen deutlicher hören. Es kam eindeutig
aus jener Richtung, in der sich der Korridor links von ihr
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