PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
wohin?“
„Die Stadt ist groß. Es gibt Tausende von Verstecken.“
„Meinst du, daß Treloff weiß ...“
Ein Schrei gellte durch den Raum.
„Achtung! Treloff entkommt!“
Brak fuhr herum. Er sah nur noch Treloffs Oberkörper. Der
Rest war bereits durch ein Loch im Fußboden verschwunden.
Treloff fuhr wie ein Stein in die Tiefe. Eine Falltür, fuhr es
Brak durch den Sinn. Ich hätte die Wände tagelang absuchen
können, ohne etwas zu finden! Er stürzte auf die Öffnung
zu. Sie war etwas über einen Meter im Durchmesser und führte
zweieinhalb Meter senkrecht hinab. In der Seitenwand des Loches gab
es eine schmale Öffnung. Von Treloff war nichts mehr zu sehen.
Wortlos hockte Brak sich auf den Boden, schwang die Beine über
den Rand des Loches und sprang hinab. Die Öffnung in der
Seitenwand bildete den Beginn eines schmalen Ganges, der sich
zwischen den Geschossen dahinzog. Er war nicht gänzlich
unbeleuchtet, aber für Braks an die grelle Helligkeit der
Zentrale gewöhnten Augen war er zunächst stockfinster. Er
drang ein paar Meter weit in den Gang ein und horchte. Hinter ihm tat
es einen Plumps, als Kasengi herabgesprungen kam.
„Los, hinterher!“ drängte er.
Brak hätte ihm entgegenhalten können, daß das,
falls Treloff sich hier unten irgendwo eine Waffe beschafft hatte,
gefährlich sein könne. Statt dessen hastete er den Gang
entlang, stieß rechts und links mit den Schultern an und
schürfte sich die Haut an den tastenden Händen auf, bis die
Augen sich notdürftig an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Der
Gang mündete nach zwanzig Metern in einen kahlen, viereckigen
Raum. In der gegenüberliegenden Wand gähnte die Öffnung
eines Anti-gravschachts. Das also war der geheime Ausschlupf, den die
Führer der Organisation für den Fall angelegt hatten, daß
sie Hals über Kopf aus dem Hauptquartier flüchten mußten.
Neben der Öffnung stand Soliman Treloff. Brak zog die Waffe;
aber Treloff sandte ihm ein höhnisches Lachen entgegen.
„Gib dir keine Mühe! Mich bekommst du nicht mehr!“
Er sprang in den Schacht. Sein Lachen erstarb abrupt. Ein Schrei
gellte auf, rasch in der Tiefe verklingend - so grausig, daß
den beiden Männern das Blut in den Adern gefror.
Zögernd traten sie auf die Schachtöffnung zu. Langion
Brak zog eine kleine Münzmarke aus der Tasche und warf sie
hinein. Die Marke stürzte wie ein Stein.
„Kunzaf wollte nicht, daß ihmjemand folgte“,
sagte Brak. „Auch nicht Treloff. Er hat das Gravitationsfeld
abgeschaltet.“
„Wie kommen wir hinunter?“ fragte Kasengi.
„Ich glaube nicht, daß wir dort unten etwas finden
würden“, antwortete Brak. „Außer Treloffs
Leiche, meine ich. Es wird dort eine Garage geben, in der Kunzaf ein
Fahrzeug stehen hatte. Er ist längst auf und davon.“
„Vielleicht hat er eine Spur hinterlassen?“
„Wenig wahrscheinlich. Er war klug genug, den Schacht
unbrauchbar zu machen.“
Ein Gedanke hatte sich in seinem Bewußtsein eingenistet und
pochte hartnäckig. Faider Kunzaf war nicht zur HATHOR geflohen.
Wohin sonst konnte er sich gewandt haben? Er kehrte mit Kasengi zur
Zentrale zurück. Von oben mußte man ihnen Hilfestellung
leisten, weil das Loch zu tief war. Die Nachricht von Soliman
Treloffs Tod löste allgemeine Bestürzung aus. Louisa
Quantor war inzwischen eingetroffen. Sie hatte die Nachhut der
Angreifer geleitet und die Aufgabe gehabt, die Eingänge des
Gebäudes gegen Vorstöße der Staatspolizei von außen
zu sichern. Diese Vorsicht warjetzt überflüssig. Die
Überreste der Staatspolizei hatten sich zerstreut; die Straßen
waren voll von jubelnden Belendi. Langion Brak beschrieb Kasengi die
Lage des Hallengeländes südwestlich des Raumhafens. Er
markierte die Halle, unter der sich die geheime Verarbeitungsanlage
der Organisation befand, und trug dem Burangi auf, sich mit fünfzig
Leuten dort umzusehen. Kasengi brach sofort auf und überließ
den Befehl im Hauptquartier Naruwa, da Brak erklärte, er werde
sich hier nicht mehr lange aufhalten. „Glaubst du, daß
Kunzaf sich dort versteckt hält?“ fragte Louisa.
Brak schüttelte den Kopf. „Kaum wahrscheinlich. Er
weiß, daß Pastor die Anlage kennt. Aber wir dürfen
keine Möglichkeit außer acht lassen.“
„Du hast eine Spur?“
„Möglich. In einer halben Stunde weiß ich mehr.“
Bevor sie aufbrachen, kam Humberts Meldung vom Raumhafen: die
HATHOR war in seiner Hand, die Besatzung gefangen.
2A4C ... Das waren die ersten vier Zeichen des
Weitere Kostenlose Bücher