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PR TB 227 Wolken Des Todes

PR TB 227 Wolken Des Todes

Titel: PR TB 227 Wolken Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    DORT, WO EIN MANN NUR ZU SEINEN FÜSSEN SCHATTEN WIRFT. AM
GROSSEN STROM - MALEMBA, DIE STADT DER TAUSEND SEELEN. IM JAHR DER
BLUTROTEN WOLKE, ALS DIE LETZTE KÖNIGSFIGUR GEGOSSEN WORDEN WAR:
    Wieder sank die furchtbare Nacht herab. Trügerische Farben
des aufflammenden Sonnenuntergangs schmolzen auf dem dorrenden
Laubwerk. Ein heulender, eiskalter Sturmstoß rüttelte an
den Baumriesen am Ufer. Schwefliggelbe Nebelschwaden bildeten sich
wie Leichentücher um die fernen Berggipfel. In der Luft fauchte
und knisterte es plötzlich; ein Schauer aus eigroßen
Körnern milchig weiß gefrorenen Wassers drosch prasselnd
über die Binsen und das ufernahe Wasser des Stromes hinweg und
zerschmetterte die Nester der Wasservögel, scheuchte Schlangen
und Frösche auf, vernichtete die Brut und die Schalen der
letzten Eier.
    In Malemba herrschte die angstvolle Stille der nackten,
ausweglosen Furcht.
    N'seragi, der König und Häuptling, Herrscher über
das Leben von zehnmal hundert Menschen in Malemba und mehr als
dreimal soviel in den Bergwerken, den Lichtungen, auf den Inseln des
Großen Stromes und in der Tiefe der Wälder, starrte
regungslos in den Sonnenuntergang.
    Die Scheibe der Sonne war halbiert. Ihr Kern leuchtete blutrot wie
die Unterseite der Todeswolke. Der Rand zerfaserte in stechend gelben
Flammen. Auch heute zeigte sich die Scheibe des Lichtes und der Wärme
nur in den ersten Stunden des Morgens und den letzten des Abends.
    Der Blick des Königs, der seit rund zwei ganzen Monden ein
Viertel seines Gewichts verloren hatte, ging zwischen den letzten
Hütten hindurch, über die Uferfelsen und den Sand, über
das scheinbar kochende Wasser und bis hin zur furchtbaren Sonne des
Abends. N'seragi, dessen Haar grau geworden war, schüttelte sich
vor Angst. Aber er versuchte, diese tiefe Furcht nicht jedermann zu
zeigen.
    Hinter sich hörte der König schleppende Schritte. Er
wandte sich nicht um.
    „O N'seragi", sagte die rauhe Stimme des uralten
Zauberers, „nun ist auch O'geba gestorben."
    „Hatte er einen guten Tod?" fragte N'seragi halblaut.
Mit scheinbar unerschütterlicher Ruhe nahm er unbewegt zur
Kenntnis, daß sein jüngster Sohn gestorben war. Es würden
noch viel mehr Menschen sterben; solche, deren Tod er bedauerte, und
solche, deren Sterben er ohne innere Anteilnahme mitansehen konnte.
    „Er starb im Schlaf. Sein Geist war verwirrt. Bevor der
wahre Tod ihn packte, sagte er ein paar klare Worte."
    „Welche.?"
    Die Stimme des Königs klang, als käme sie als Echo aus
einer unendlich tiefen Höhle, in der sich die Erdschlange
versteckte.
    „Er hat gesagt, daß er der erste der letzten
Sterbenden ist."
    Im letzten Licht drehte sich der König um. Vor drei Monden
war er ein riesiger, muskelstarrender Mann mit breitem Brustkasten
und viel Fett unter der Haut der Brust gewesen, mit kraftstrotzenden
Schenkeln. Jetzt hing die Haut in Falten von seinem Körper. Das
Haar auf seinem kantigen Schädel war grau und weiß an den
Schläfen und im Nacken. Seine Schultern waren nach vorn gesackt.
Seine Haltung drückte tiefste Verzweiflung aus. Er starrte in
die alten, klugen Augen des Zauberers.
    M'cobo... er kannte ihn seit der Zeit, in der sie an den Brüsten
derselben Amme gesäugt worden waren.
    „Der erste der letzten Sterbenden", wiederholte der
König. Er wußte seit einigen Mondrunden, daß er ein
Herrscher ohne Macht, ein König ohne Land, ein Befehlender ohne
Gefolgsleute war. Oder es in wenigen Tagen sein würde. „Weißt
du eine Rettung?"
    „Einen neuen Zauber", sagte M'cobo. Der König
spuckte aus.
    „Viel halte ich von deinem Zauber, alter Freund",
fauchte er schließlich. „Aber jeder Zauber versagt
gegenüber der blutroten Wolke."
    Der Alte bohrte seinen Blick in die Augen des Königs. Sie
erkannten beide, auf wortlose Art und Weise, daß sie am Ende
waren. M'cobo hatte die schönsten Jungfrauen des Stammes,
geschmückt und mit Messing behängt bis zur Unkenntlichkeit
und bis zum körperlichen Zusammenbruch, geopfert und verbrannt.
Die Wolke verharrte unbeweglich an ihrem Platz. Unter ihr verwandelte
sich der Tag in Nacht, wurde aus Wärme eisige Kälte,
verkehrte sich das Wetter in ein mörderisches Gegenteil.
    „Ich glaube, du hast recht!" brummte der Zauberer.
„Nimm den Rest deines Volkes, lasse sie einen Zug bilden, und
befiehl ihnen, nach Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zu wandern.
Bis sie ein anderes Land finden..."
    „...oder alle gestorben sind."
    Damit mußten sie rechnen.
    Wieder

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