PR TB 243 Der Weg Der Tigerbande
zurückfand,
hatte er das Gefühl, als wäre sein Rückgrat während
der Transmission auf mehrere Meter Länge gedehnt worden und
soeben wieder auf normale Länge zurückgeschnellt. Der
grausame Schmerz ließ ihn unartikuliert schreien. Er sah und
hörte nichts und merkte auch nicht, daß er zusammenbrach.
Nach einer unbestimmbaren Zeitspanne ebbte der Schmerz ab. Dafür
jedoch brannte sein Fleisch, als würde es von Tausenden
glühender Nadeln durchbohrt. Als auch dieser Schmerz nachließ,
konnte er noch immer nichts sehen, aber er war wenigstens wieder
fähig, seine Existenz gedanklich zu reflektieren.
Etwas später vernahm er ein Zischen, dann breitete sich
wohltuende Schmerzlosigkeit in seinem Körper aus.
„Ganz ruhig liegen bleiben!" vernahm er eine Stimme,
die er als die Kitsaimans erkannte. „Wir müssen uns so
schnell wie möglich erholen, damit wir diese Station verlassen
können."
Erst dadurch sickerten die Erinnerungen an die Geschehnisse in der
Halle der „Pyramiden" und die Flucht mit dem Transmitter
wieder in Siskas Bewußtsein. Er merkte, daß er lang
ausgestreckt auf dem Boden lag und tastete mit beinahe gefühllosen
Händen umher. Nach einiger Zeit bekam er eine andere Hand zu
fassen, die sich ebenfalls bewegte und ihm wieder entglitt. Er
versuchte es erneut, und diesmal vermochte er seine Hand um die
andere zu schließen - und er wußte instinktiv, daß
es eine Hand Luanas war.
Er gab sich vorerst damit zufrieden, daß er Luanas Hand
hielt und daß er Leben darin verspürte. Ab und zu vernahm
er ein Stöhnen, ein Scharren und ein Husten -und nach einiger
Zeit vermochten seine Augen wieder zu sehen, wenn auch noch etwas
verschwommen.
Er sah Kitsaiman, der aufrecht in der Nähe stand und Luana,
die neben ihm lag und ihn aus weit offenen Augen ansah. Plötzlich
setzte sich jemand hinter Luana auf, und Siska erkannte den
Oberkörper und das Gesicht seines Urahns. Jillan Taoming
hustete, dann sagte er langsam und unbeholfen:
„Das war eine Fehltransmission, nicht wahr? Es tut mir leid,
aber ich konnte Bella nicht zurücklassen."
„Du hast richtig gehandelt, Jillan", sagte die Stimme
Kitsaimans. „Wir Tiger dürfen einander niemals im Stich
lassen. Ich fürchte, wir hingen entstofflicht irgendwo und
irgendwann im Hyperraum fest, bevor wir dann hier materialisierten.
Es muß eine Transmitterstation der Erleuchtung sein, denn so
sieht sie aus."
Jillan hustete abermals, dann sagte er:
„Ich sehe Raul und Lichy nicht, Kitsaiman. Sind sie...?"
„Sie sind nicht hier rematerialisiert", antwortete der
Herr der Tiger. „Das muß aber nicht bedeuten, daß
sie nirgends rematerialisierten. Bella wird nachher sicher
feststellen, daß auch wir nicht da ankamen, wo wir sollten."
Bella Surawo setzte sich stöhnend auf.
„Ich werde das gleich überprüfen", sagte sie
stockend.
„Warte, bis du mehr Kraft gesammelt hast!" erwiderte
Kitsaiman. „Noch ist uns kein Avataru gefolgt. Sie werden es
schwer haben, denn wir sind nicht am vorprogrammierten Ziel
materialisiert."
„Lichy - und Raul!" sagte Jillan schweratmend. „Wenn
sie rematerialisiert wurden -und das womöglich am
vorprogrammierten Ziel! Bella, wir müssen dorthin, sonst sind
sie verloren! Es ist schon schlimm genug, daß Leon getötet
wurde."
„Leon - ist tot?" entfuhr es Bella. „Ich fing
gerade an, mich zu wundern, daß ich ihn nicht sah... Mein Gott!
Er ist tot! Wie...?"
„Implosion", antwortete Kitsaiman. „Er hat nichts
gespürt."
Jillan stand auf - und blieb leicht schwankend stehen, dann
streckte er eine Hand nach Bella aus.
„Wir müssen zu der Station, auf die der Transmitter
geschaltet war!" drängte er. „Wenn Lichy und Raul
dort rematerialisierten und die Avatarus ihnen folgten..."
Bella Surawo ergriff seine Hand und zog sich hoch. Willig ließ
sie sich von Jillan zum Programmierungscomputer führen.
Kitsaiman blickte ihnen nachdenklich nach, dann meinte er:
„Eigentlich seid ihr noch zu sehr geschwächt, aber ich
sehe ein, daß wir die beiden jungen Tiger nicht im Stich lassen
dürfen. Aber es genügt vielleicht, wenn wir drei gehen."
„Ich komme auf jeden Fall mit", erklärte Merrit
Blandau und rappelte sich mühsam auf.
„Ich auch", sagte Virgil Handle.
„Wir alle kommen mit!" erklärte Hamahal Werden.
Auch er rappelte sich auf.
Luana und Siska halfen sich gegenseitig auf die Füße.
Sie gingen zu Hughman Kruft, der lang ausgestreckt in der Luft
schwebte.
„Es tut mir leid", sagte der Ingenieur.
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