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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schmerzhaften Bauchriss.
    Es war Zeit, das erbärmliche Schauspiel zu beenden. Also packte er mithilfe der metallenen Greiflappen zu, drückte die Körpermitte Komensorys flach zusammen – und biss unter dem Gelächter der Zuseher in dessen Flanke.
    »Aus!«, rief Perpelois. »Die Übungseinheit ist zu Ende! Alle Schüler zu mir zur Manöverkritik!«
    Awkurow tat angewidert, so als müsste er die Kauleisten dampfstrahlen. Er wandte sich an die Zuseher und deutete mit einer höflichen Körperwindung an, dass er sich für die begeisterten Zurufe bedankte.
    »Zu mir, Awkurow!«, schrie der stets schlecht gelaunte Perpelois, sein Lehrvater.
    Er gehorchte, nachdem er den Bauch einer oberflächlichen Reinigung unterzogen hatte. Gemütlich kroch er zu den anderen Schülern seines Jahrgangs.
    Auch Komensory war mittlerweile aus seiner misslichen Lage befreit worden. Die Medoeinheit seines Exoskeletts behandelte die wunden Stellen an der Unterseite seines Leibs mit Heilgel.
    Perpelois wartete ungeduldig, bis sich alle Mitglieder der kleinen Gruppe um ihn geschart hatten. Dann wand er den Körper als Zeichen seiner Autorität nach links und nach rechts, darauf achtend, jeden von ihnen zu berühren.
    »Tawy und Gemma haben gute Arbeit geleistet«, spendete er sparsames Lob. »Zirkun, Melneg und Barms – eure Arbeit lasse ich gerade noch gelten.«
    Die Verlierer der sechs Duellpaare wurden gemäß der Tradition aus einer ersten Manöverkritik ausgenommen. Es fehlte also nur noch der Kommentar zu seiner Leistung, und sie würde unzweifelhaft ausgezeichnet ausfallen.
    »Was dich betrifft, Awkurow: So etwas habe ich niemals zuvor gesehen.«
    Na also! Der alte Herr setzte zu einer seiner seltenen Lobeshymnen an.
    »Du hast einen Trainingskollegen vor den Augen seiner Freunde lächerlich gemacht und damit alle Regeln des Anstandes verletzt!«, brüllte der Lehrvater auf einmal los. »Du hast meine Anweisungen missachtet, einen möglichst raschen Sieg herbeizuführen. Und du hast, um fürs Publikum zu glänzen, eine billige Schau abgezogen.«
    Perpelois öffnete den Mund noch ein Stückchen weiter. Die Zäpfchenhaare seines Schlundes wurden sichtbar, und noch bevor sich Awkurow wegducken konnte, wurde er von einem Schwall brennender, dröhnender Schallwellen zu Boden gedrückt.
    Der Schmerz kehrte sein Tiefstes hervor. Ließ ihn wimmern und rollen, machte aus ihm ein kleines Häufchen Elend, und als die Pein endlich, endlich nachließ, wand er sich davon, so schnell wie möglich, möglichst weit weg vom Lehrvater, weg von diesem Ort der Schande, begleitet von den Schmährufen seiner Mitschüler.
    Er kroch an den Zuschauern vorbei. Sein Gehör war geschädigt, sein Stolz ebenso. Und er musste dankbar sein, die Strafe Perpelois' überlebt zu haben.

3.
    Sinaid Velderbilt
     
    Sie schwebte vorneweg, immer tiefer hinein in die bis vor Kurzem unbekannte Unterwelt Orontes', von einer Höhle zur nächsten. Da und dort zeigten sich Kamine, die senkrecht nach oben führten und zweifelsohne künstlichen Ursprungs waren.
    In manchen Kavernen fanden sich Ersatzteile größerer Maschinenanlagen. Allesamt waren sie in schlechtem Zustand und ihre Funktionen kaum zu bestimmen.
    »Kannst du irgendetwas fühlen?«, fragte die Sicherheitsoffizierin Gucky.
    »Nichts!«, piepste Gucky mit enttäuschter Stimme. »Ich bin nahezu taub. Parataub.«
    »Wie sieht es mit deinen anderen Begabungen aus? Ist Besserung in Sicht?«
    »Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Ich kann bestenfalls auf Sicht teleportieren. Ähnlich verhält es sich mit der Telekinese. Ich greife oft daneben.«
    »Es muss schlechter werden, bevor es besser wird«, meldete sich der dritte Teilnehmer der kleinen Expedition zu Wort, Rynol Cog-Láar aus dem Volk der Báalol. »Eine Weisheit meiner Ahnen.«
    »... und mit Sicherheit von den Terranern geklaut«, ergänzte Gucky und zeigte seinen glänzend polierten Nagezahn. »Diese Kerle haben das Privileg auf sinnige Sprüche gepachtet. Mit Ausnahme jener, die sich auf Mohrrüben, Karotten oder Möhren reimen. Diese stammen ausnahmslos von mir.«
    Sinaid ließ den Kleinen plappern und verzichtete darauf, ihn auf die anbefohlene Funkdisziplin hinzuweisen. Rings um sie war nichts, was sie als Gefahr angesehen hätte. Die Nervosität in der Stimme des Mausbibers war gewiss dem Versagen eines Gutteils seiner Parafähigkeiten geschuldet. Er benötigte ein Ventil, um seine Verunsicherung zu übertünchen.
    »Sind deine Mohrrüben-Aphorismen so

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