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PR2613-Agent der Superintelligenz

PR2613-Agent der Superintelligenz

Titel: PR2613-Agent der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Hände.
    Zwei Tage waren wahrscheinlich zu wenig, um die gestellte Aufgabe zu erfüllen. Kontra wusste das – und hatte den Auftrag dennoch aufrechterhalten.
    Zwanzig Rhoarxi ... Allesamt erfahrene Waldläufer. Ich musste mindestens drei Viertel von ihnen abfangen, bevor sie einen Kontrollpunkt erreichten. Allmählich erinnerte ich mich an immer mehr Eckpunkte meines Auftrags, mein Kopf klärte sich.
    Kontra hatte es offengelassen, ob ich meine Gegner einfing oder sie tötete. Da anzunehmen war, dass sich die Waldläufer längst aufgeteilt hatten, würde ich von Fall zu Fall entscheiden müssen.
    Ich überprüfte meine Ausrüstung. Ich berührte das Armband. Rief mir all seine Funktionen in Erinnerung. Tat einige meditative Handgriffe gemäß der alten Tchouma-Techniken, die ich nach dem nächtlichen Wissensschub aus einem gänzlich neuen Blickwinkel betrachtete. Am Vortag hatte ich diese Übungen gehasst und sie als zeitraubend empfunden. Doch Geschicklichkeit und Selbstsicherheit waren während der Jagd die entscheidenden Faktoren.
    Mein Anzug zwickte und zwackte nach wie vor. Ich dachte an die vielen verborgenen und teilweise mit dem wundersamen Material verwobenen Instrumente der Macht. Auch sie ließen sich nicht mit einigen wenigen Übungen beherrschen, geschweige denn verinnerlichen. Ich benötigte Zeit, um zu mir zu kommen; viel mehr, als mir Anarch-Gamas zugestehen wollte.
    Der Schatten des Roboters zeichnete sich auf dem fahlen Wiesengrün ab. Er kam aus der Sonne, schoss über mir dahin, zog eine enge Kurve, hielt die äußersten Federn in den Wind und korrigierte seine Fluglage. Er tat einige letzte Schläge mit seinen Schwingen, stellte den Körper auf, berührte mit seinen Krallenbeinen den Boden, lief aus und schleuderte mir einen zappelnden, silbrig glänzenden Fisch vor die Beine, während er wieder die Gestalt des dicken Humanoiden annahm.
    »In einer Stunde gibt es Essen«, sagte er und ging an mir vorbei in den Wald, um Holz für ein Feuer zu sammeln.
    Bislang hatte ich Nahrung stets aus Vorratsdepots erhalten. Gerührtes Gemüse, Früchteaufgelaufenes, depanierte Fleischfäden und abgerudeltes Süßholz. Warum wurde ich heute anders behandelt?
    Anarch-Gamas war eine rätselhafte Figur, von vielen Geheimnissen umgeben. Es war müßig, sein Verhalten durchschauen und seine Programmierung erforschen zu wollen.
    Ich aß das vom Roboter zubereitete Mahl, das erste seit einer gefühlten Ewigkeit. Es schmeckte vorzüglich. Es schenkte mir neue, ungewohnte Sinneserfahrungen. Nach einer Tasse bitter gebrauten Cujs war ich bereit, mich den Widernissen meiner Aufgabe zu stellen. Ich hatte zwar noch keinen Plan; doch ich wusste sehr wohl, über welche ausgereiften technischen Möglichkeiten ich verfügte.
    »Gehen wir, Sin-Anarch-Gamas!«, forderte ich den Roboter auf und erhob mich. »Lass uns töten.«
     
    *
     
    Die Rhoarxi versuchten, wie erwartet, die Traminachten-Wälder zu queren. Das niedrige Gehölz bot ihnen Unterschlupf und geriet mir zum Nachteil. Ich war zu groß und zu schwerfällig, um die gleichen Wege zu nehmen, die sie nutzten. Darüber hinaus hatten sie Instinkte, denen ich nichts Gleichwertiges entgegensetzen konnte. Sie rochen Gefahren über große Entfernungen und hinterließen keinerlei Spuren. Also musste ich mich auf die Technik verlassen – und auf meinen gut geschulten Verstand.
    Ich verfolgte vielversprechende Spuren – und lief ein ums andere Mal ins Leere. Nicht nur das: Ich geriet sogar in Gefahr. Meine Feinde stellten mir Fallen. Dank ihres Geschicks und der Ausrüstung, die Kontra ihnen übergeben hatte, bereiteten sie mir einige Schwierigkeiten.
    Sie hinterließen Blitzbomben, die, in unmittelbarer Nähe gezündet, mein Augenlicht ruinieren würden.
    Sie arbeiteten mit Schnappeisen, die einem einmal identifizierten Gegner über mehrere Kilometer folgen konnten. Um ihm den Kopf von den Schultern zu beißen.
    Mein Schutzschirm fiel immer wieder aus, von hyperenergetischem Feuer überlastet ...
    Ich lernte meine Lektion. Niemals durfte ich technisch unterlegene Gegner gering schätzen! Wesen, die sich in die Ecke gedrängt fühlten, entwickelten eine beeindruckende Kreativität. Sie kämpften mit allem, was ihnen zur Verfügung stand: mit Herz, Mut, Verzweiflung, Heimtücke, Bösartigkeit. Jedes Mittel war ihnen recht. Im Kampf auf Leben und Tod gab es kein Heroentum, keine Moral, keine Ehre. Es ging einzig und allein um den Sieg. Darum, den Kopf auf den Schultern zu

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