Pretty Daemon
für einen Flohmarkt sammelte.
So viel zu meinem Vertrauen in Stuart.
Ich trank einen Schluck Cola, schob mir die letzten fünf Pommes frites in den Mund und stieg aus dem Auto. Hastig eilte ich um das Haus herum, da ich nicht vorn hinein wollte. Wenn man aus unserem Schlafzimmer im ersten Stock tritt, hat man nämlich einen ausgezeichneten Blick auf den Eingangsbereich. Ich wollte auf keinen Fall, dass Stuart zufälligerweise gerade in dem Moment aus unserem Zimmer wankte, in dem ich mich in unser Haus zurückschlich.
Es war eine dunkle Nacht. Die Mondsichel war meist von Wolken verhangen. Ich huschte in der Hoffnung, von keinem unter Schlaflosigkeit leidenden Nachbarn gesehen zu werden, von einem Gebüsch zum nächsten.
Allerdings machte ich mir kaum Sorgen um schlaflose Nachbarn. Unser Viertel ist recht gediegen, was bedeutete, dass man hier nach Mitternacht mehr oder weniger die Bürgersteige hochklappte – von einigen wenigen Teenager-Partys einmal abgesehen.
Unser Garten ist von einem Holzzaun umgeben, der an der Seite, wo wir unsere Müll- und Recycling-Tonnen aufbewahren, ein Tor hat. Früher war dieses stets verriegelt gewesen, doch in letzter Zeit kümmerte ich mich nicht mehr sonderlich darum. Oft musste ich sehr schnell von außen in unseren Garten gelangen, so dass sich ein offenes Tor als überaus nützlich erweisen konnte. Außerdem musste ich feststellen, dass ein harmloser Riegel keinen Dämon davon abhielt, hier einzudringen.
Mancher mag diese Haltung als pessimistisch bezeichnen. Ich persönlich nenne das pragmatisch.
Aus Gewohnheit sah ich mich rasch im Garten um und leuchtete mit der Taschenlampe, die ich stets dabei hatte, in alle dunklen Ecken. Ich erwartete nicht, etwas Ungewöhnliches zu entdecken, und das tat ich auch nicht. Mit etwas Glück hatte sich Sammy Watson entschlossen, die Stadt zu verlassen. In diesem Fall würde er zumindest nicht mehr mein Problem sein. Ich konnte ihm vielmehr dafür danken, mir freundlicherweise ein paar freie Stunden zu gönnen.
Als ich vom Kiesweg auf unsere Veranda trat, schaltete ich die Taschenlampe aus und steckte sie wieder ein. Mein Hausschlüssel befand sich in meiner hinteren Jeanstasche. Ich holte ihn heraus. Unsere Verandatür besteht aus rechteckigen Glasscheiben, in denen ich mein Spiegelbild trotz der klebrigen Fingerabdrücke, die mein kleiner Junge dort hinterlassen hatte, gut erkennen konnte. Eine 40-Watt-Glühbirne erhellte die Veranda. Ihr Licht gestattete mir nicht, ins Innere des Hauses zu blicken, aber dafür konnte ich in den Scheiben deutlich unseren Garten erkennen. Unseren Garten sowie etwas Graues, sehr Schnelles.
Ohne nachzudenken, zog ich mein Stilett heraus. Ich sprang von der Veranda auf den Kiesweg und flüchtete in die Dunkelheit. Einen Moment lang wartete ich, bis sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, und sah mich dann aufmerksam um.
Alles schien wie immer zu sein. Doch das beruhigte mich keineswegs. Irgendetwas hatte sich bewegt, und in meinem Beruf bedeutet die Tatsache, dass sich etwas bewegt, was dann blitzschnell verschwindet, meist nichts Gutes.
Obwohl ich bereits zuvor die dunklen Ecken des Gartens in Augenschein genommen hatte, entschloss ich mich, sie mir noch einmal genauer anzusehen. Diesmal schlich ich näher heran. Man könnte eigentlich annehmen, dass mich die Dunkelheit nach den jahrelangen Dämonenjagden nicht mehr erschreckt. Doch das stimmt nicht. Ich fürchte mich wahrscheinlich mehr als ein Fünfjähriger, der seine Mutter anbettelt, doch das Licht im Gang einzuschalten, und sich dann trotz Licht nicht traut, seine Hände oder Füße über der Bettkante herabhängen zu lassen. Denn im Gegensatz zu diesem Fünfjährigen, unter dessen Bett vermutlich nur Staubmäuse und Stofftiere lauern, weiß ich, was sich tatsächlich alles in der Dunkelheit versteckt. Und das ist selten etwas Erfreuliches – das können Sie mir glauben.
Unser Garten lässt sich mehr oder weniger in zwei Bereiche unterteilen – in einen Rasen- und in einen Kiesabschnitt. Auf der linken Seite befindet sich der Rasen. Dort wachsen einige Obstbäume und Pflanzen, und es liegt genügend Spielzeug herum, um die Hälfte der Kinder eines Entwicklungslandes glücklich zu machen. Rechts ist der Kies, auf dem kleine Spielplatzgeräte aus Plastik stehen (für die Timmy schon bald zu groß sein wird). Auch hier finden sich so viele Spielsachen, dass man damit locker die andere Hälfte der Kinder dieses Entwicklungslandes
Weitere Kostenlose Bücher