Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
sagte, um nett zu sein … aber vielleicht auch nicht.«
Der Bildschirm blinkte erneut. Aber nach meiner Verhaftung habe ich einige Sachen erfahren. Ich hab herausgefunden, wer wirklich da draußen war … und warum. Sie waren hinter mir her, nicht hinter ihr. Sie haben herausgefunden, was los war, und wollten mich beiseiteschaffen. Aber sie haben zuerst Ali gekriegt. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, ob es ein Unfall war, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es getan haben. Und seitdem vertuschen sie es.
Spencers Gesichtsmuskeln verkrampften sich. Sie dachte an die Gestalt in den Wäldern letzte Nacht, die nach irgendetwas im Dreck gesucht hatte. Vielleicht war etwas da draußen, eine Art Beweis.
Wer sind sie? , tippte Spencer. Wer hat es getan? Sie hatte das Gefühl, Ians Antwort zu kennen, aber sie wollte, dass er sie bestätigte.
Kommt es euch nicht seltsam vor, dass er zur Polizei gegangen ist? , lautete Ians nächste Nachricht, Spencers Frage ignorierend. Niemand hätte das von ihm erwartet. Aber Schuld ist eine verrückte Sache. Er wollte sich wahrscheinlich mit allen Mitteln von dem distanzieren, was geschehen war. Und sie hatten beide ein solides Alibi für diese Nacht. Angeblich waren sie in dem Haus in den Poconos. Niemand wusste, dass sie in Wirklichkeit in Rosewood waren. Deshalb wurden sie nie befragt. Das war ihr Alibi.
Hanna presste die Hände an die Wangen. »Das Haus in den Poconos. Wildens Aufkleber.«
»Und Jason hatte die Erlaubnis, allein dort hinzufahren«, flüsterte Spencer.
Sie drehte sich zurück zum Keyboard. Sag, wer es ist. Sag ihre Namen.
Ihr könntet verletzt werden , tippte Ian. Ich hab schon zu viel gesagt. Sie werden erfahren, dass ihr es wisst. Sie wissen es wahrscheinlich bereits, und sie werden vor nichts zurückschrecken, um ihr Geheimnis zu wahren.
SAG ES , tippte Spencer mit zitternden Fingern.
Jason DiLaurentis , schrieb Ian. Und Darren Wilden.
Spencer presste die Hand auf ihre klammen Wangen, ein Abgrund öffnete sich in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich an das Foto, das sie auf dem Bildschirmschoner ihres Vaters gesehen hatte, das Foto, auf dem sie alle beim Haus der DiLaurentis in den Poconos waren. Jasons nasse Haare reichten bis über seine Schultern, sie waren so lang wie die eines Mädchens. Sie schaute Emily und Hanna an. »Jasons Haare waren damals lang, erinnert ihr euch? Wenn Ian also zwei Leute mit langen blonden Haaren gesehen hat …«
»… hätten es auch Jason und Ali sein können«, flüsterte Emily.
Spencer schloss die Augen. Alles passte zu ihrer Erinnerung an jene Nacht. Nachdem sie mit Ali gestritten hatte und sie geschubst hatte, war Ali den Pfad hinuntergerannt. Spencer hatte über den Garten geschaut und gesehen, wie Ali mit jemandem sprach. Natürlich hatte sie angenommen, dass es Ian war – so viele Anzeichen sprachen dafür. Aber als sie ihre Augen zukniff und scharf nachdachte, begann das Bild sich zu verändern. Die Person hatte nicht länger Ians gemeißelten Kiefer und sein kurzes, welliges Haar. Die Haare waren glatter und blonder, seine
Züge feiner. Er beugte sich intim, aber auch beschützerisch zu Ali. Wie ein Bruder, nicht wie ein Liebhaber.
Wie hatte das passieren können? War es ein Unfall gewesen? Hatte die Wut über Alis Verhältnis mit Ian Jason überwältigt? Hatten sie gekämpft und war Ali dabei versehentlich in das Loch gefallen? Waren Jason und Wilden dann entsetzt über das, was geschehen war, in den Wald gerannt? Ian hatte der Polizei nichts davon erzählt, dass er jemanden zusammen mit Ali in den Wäldern gesehen hatte, weil ihn das an den Schauplatz gebracht hätte – und er dann hätte auch seine und Alis geheime Beziehung erklären müssen. Und falls als er nach seiner Verhaftung tatsächlich damit herausrückte, was er wusste, hatte höchstwahrscheinlich Wilden seine Aussage aufgenommen … und der hatte Ians Story sicher nicht an seine Vorgesetzten weitergeleitet. Als Ian dann einen Anwalt bekam und beteuerte, er sei nicht der Mörder und die Wahrheit sei noch nicht aufgedeckt, hatte Wilden ihn vielleicht sogar bedroht. Weswegen Ian fliehen musste.
Sie schwiegen eine Weile, die sich wie eine Ewigkeit hinzuziehen schien. Ein Pferd wieherte weit weg in Spencers Ställen. Ein Windstoß ließ die Äste knarren. Dann hob Emily das Kinn und schnupperte. Ein beunruhigter Gesichtsausdruck erschien auf ihrem Gesicht.
»Was ist los?«, fragte Hanna besorgt.
»Ich … rieche etwas«,
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