Prickelnd wie Prosecco
beide
Zeitschriften von J.T. Birmingham herausgegeben wurden. Aber anscheinend gab es zwischen ihnen so viele Gemeinsamkeiten wie zwischen Dreck und Eiskrem.
Nate Logan war ein Befürworter von sexueller Freiheit, schrankenloser Offenheit und dem Erkunden neuer Gefilde. Außerdem gab er den Frauen die Schuld an allem, was in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern schief lief. Lacey dagegen wusste nur zu gut, dass es normalerweise der Mann war, der in Sachen Romantik alles falsch machte.
Sie
predigte
wahre
Liebe,
Seelenverwandtschaft und einen
verantwortungsvollen Umgang mit der Sexualität. Schließlich konnte sie ihr ganzes Leben als eine einzige Lektion auf diesem Gebiet ansehen. Die Vergangenheit ihrer Mutter und die Eigenheiten ihres Stiefvaters hatten Lacey schon in frühen Jahren bewiesen, dass ein von sexueller Lust verursachter Fehler ein ganzes Leben negativ beeinflussen konnte. Ihr Stiefvater hatte dafür gesorgt, dass ihre Familie diese Tatsache nie vergaß. Andererseits musste es die wahre Liebe geben, und Lacey war davon überzeugt, dass es sich lohnte, auf sie zu warten. Mit weniger würde sie sich nicht zufrieden geben.
"Amüsierst du dich, Lacey?" fragte jemand in der Eingangshalle.
Lacey lächelte ihrer Kollegin zu. "Ja. Genau so verbringe ich meine Abende am liebsten", erwiderte sie sarkastisch.
"Wie ich höre, bekommst du heute Abend so eine Art Preis verliehen?"
Ach, richtig. Die Auszeichnung. Alle dachten, das sei der Grund für diese Party. Wenn das so wäre, hätte Lacey den Abend viel entspannter genießen können.
"Nate Logan doch auch", fuhr die Frau fort und klang dabei ein bisschen gehässig.
"Das habe ich auch gehört." Lacey tat so, als wolle sie in Richtung Toilette gehen. Wenn noch jemand den Namen Nate Logan ihr gegenüber erwähnte, würde ihr bestimmt schlecht werden.
Wie hatte dieser Krieg eigentlich angefangen? Lacey wusste es nicht mehr.
Wer hatte zuerst mit den Beleidigungen angefangen? Sie wusste nur noch, dass sie im letzten Jahr gehört hatte, dass J.T. einen neuen Kolumnisten für "Men's World" eingestellt hatte. Und innerhalb von drei Monaten hatte sich das Bild des Männermagazins verändert. Bis dahin hatte es sich auf Gesundheitsthemen konzentriert, aber ab dann hatte es sich eher an Männer gerichtet, die sich nur aus Rücksicht auf ihre Partnerinnen nicht den "Playboy" kauften. Die Frauen darin waren wenigstens spärlich bekleidet, während sie sich auf Motorhauben oder auf Fitness-Geräten räkelten.
Lacey hatte leider allen Grund zu der Annahme, dass Nates Kolumne, die sich sofort bei der Leserschaft großer Beliebtheit erfreut hatte, mit für den plötzlichen Erfolg der Zeitschrift verantwortlich war.
Sie ging am Waschraum vorbei und kam sich ziemlich unreif vor, während sie nach einem Versteck suchte. Doch das machte ihr nicht viel aus.
An „Men's World" störte sie nicht nur das ewige Thema Sex. Ihr gefiel auch Nate Logans besserwisserische Art nicht und sein ganzer Stil. Die Ratschläge, die er den Männern gab, konnte sie schon gar nicht ausstehen. Leider schienen ihn seine Leser zu vergöttern. Seit neuestem hatte er auch noch eine zweite Kolumne bekommen: "Nates Ansichten über schöne Mädchen und böse Jungs."
"Schöne Ansichten vom blöden Nate", murmelte Lacey wütend.
Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie seine Ansichten zum Teil lustig fand. Doch dann war er in seinen Artikeln immer deutlicher und provokanter geworden, und letztlich hatte Lacey darauf reagiert. Sie war schließlich auch nur ein Mensch. Wenn dieser Kerl die Frauen immer wieder angriff, musste Lacey doch die weibliche Hälfte der Menschheit in Schutz nehmen!
Einmal hatte er sich darüber ausgelassen, dass Frauen keine Geheimnisse bewahren konnten. Er behauptete, keine Frau würde eine wichtige berufliche oder private Entscheidung treffen, ohne sich vorher darüber mit ihren Freundinnen zu beraten. Als Beispiel führte er an, dass Frauen immer in Grüppchen aufs Wo gingen. Nate nahm an, dass sie dort eine Münze warfen, um herauszufinden, welche von ihnen an diesem Abend mit ihrem Begleiter im Bett landete und welche am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen aufwachen würde.
Das war das erste Mal gewesen, dass Lacey in ihrer Kolumne in "For Her Eyes Only" auf seine provokanten Thesen geantwortet hatte. Sie hatte sich darüber lustig gemacht, dass Männer es anscheinend für nötig hielten, sich beim Sport ständig gegenseitig auf den Hintern zu
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