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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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nach deiner Doppelgängerin entdeckt habe, hat den alten FBI-Direktor J. Edgar Hoover vielleicht noch gekannt. War genauso ein widerlicher Kerl wie dieser Ernest Grey. Schön viele schmutzige Details über alle sammeln, die einem jemals gefährlich werden könnten, vor allem über Senatoren, die Präsidentschaftsanwärter und die Präsidenten. So kann man auf höchsten Posten lange unangreifbar bleiben, über mehrere Amtszeiten hinweg, und Macht ausüben.“
    Ann-Louise war sprachlos und schüttelte langsam den Kopf. Sie ging nicht auf die Bemerkung zu ihrem Vater ein. „Was habt ihr diesem Hoover geschrieben?“
    „Auf Alices Anraten nur sehr wenig. Eigentlich nur Stichworte. Wie man unbemerkt in Edwards und Greys Server gelangen kann, um sich dort einmal umzusehen. Sie meinte, Hoover sei ein Detektiv wie Sherlock Holmes. Das muss so ein Typ aus den Comics sein. Findet alles allein heraus. Ob Tote am See nur ertrunken oder ob sie ermordet worden sind. Es ist allerdings fraglich, ob er etwas gegen Grey ausrichten kann. Eigentlich nur, wenn in seinem Nachttisch keine Pornofilme liegen.“
    Ann-Louise signalisierte Ratlosigkeit. Aber weder Alice noch Bob wollten sie aus dieser Ratlosigkeit befreien.
    Bob fuhr fort: „Die dritte Mail an einen Herrn mit unaussprechlichem Namen …“
    „Linus Viktor Checkschenkow“, sagte Alice. „Hatte nichts mit PRIM zu tun. Bis zu unserer Mail. Deshalb darf ich darüber sprechen.“
    „Checkschenkow, NSA“, wiederholte Bob. „Eine Art Firmenpolizist. Hat das Privileg, alles sehen zu dürfen und Leute in der eigenen Firma festzusetzen. Die beiden Herren müssen ihre Mails am Tag nach meiner Verhaftung bekommen haben. Absenderangaben haben wir weggelassen. Das ist ja heute schon fast üblich.“
    „Mir schwirrt der Kopf“, beklagte sich Ann-Louise.
    „Das war ja nun auch alles“, behauptete Alice.
    „Das mit dem Faktorisierungsprogramm verstehe ich noch nicht. Jetzt kennen es also alle, oder?“
    „Keineswegs“, erläuterte Bob. „Der Sicherheitsrat wird es wie eine heiße Kartoffel behandelt haben. Alice ist sich da sicher. Er wird es mit den höchsten Geheimhaltungsvorgaben an die NSA weitergereicht haben. Ha, ha, das muss für Grey und Tessenberg doch ein erhebender Moment gewesen sein. Höchste Geheimhaltung! Israel und die USA können geheime, verschlüsselte Dokumente lesen. Keiner weiß, dass der jeweils andere es kann. Und alle außerhalb der erlesenen Eingeweihten vermuten, dass nur die NSA es kann, es aber niemals zugeben wird. Und vorsichtig, ganz begrenzt, damit auch niemand etwas merkt, werden die wirklich wichtigen, höchst geheimen Nachrichten unserer Geheimdienste und Diplomaten mit einem neuen Verfahren verschlüsselt. Wie auch Mails zwischen mir und Alice.“
    Alle drei lachten vergnügt. Ann-Louise schaute aber immer noch abwechselnd Bob und Alice an. Konnte das wirklich alles wahr sein?
    Bob fiel noch etwas ein: „PRIM wollten sich gegen zu hartnäckige Verfolgung schützen. Sie fassten die gestohlenen Mails mit den Fotos und etliche Geheimdokumente in einer großen Datei zusammen, verschlüsselten sie und schickten sie per Mail mit einer kurzen Erklärung über den später zu erwartenden Schlüssel an mehrere Presseorgane. Dann legten sie den Schlüssel auf einem Server ab, von wo er automatisch nach Ablauf von vier Tagen an die Presse gemailt werden sollte. Und solange aus ihrer Sicht alles glatt ging, haben sie die Frist ständig erneuert. Einige Zeitungen haben den Vorfall der Polizei oder dem FBI gemeldet.“
    „Kann das denn jetzt verhindert werden? Immerhin haben die das Geld doch nicht bekommen“, wandte Ann-Louise ein.
    „Sie könnten die Presse immer noch informieren“, erklärte Bob. „Aber es ist unwahrscheinlich, dass sie es machen werden, jetzt wo sie wissen, dass in ihre Systeme eingebrochen wurde, und nach unserer Mail an Pamela Stonington. Aber ein Spaß wäre es schon, wenn sie es versuchen würden.“
    „Wieso ein Spaß?“
    „Weil wir noch in der Nacht meiner Verhaftung durch Agent Lormant den Schlüssel auf dem von den Erpressern verwandten Server verändert haben. Die graue Bande hatte ja alles wunderbar dokumentiert. Der Schlüssel war zweiunddreißig Zeichen lang. Das ist Standard. Wir haben zehn davon geändert.“
    Alice musste bei der Erinnerung an diesen Coup grinsen. Ann-Louise brauchte einen Moment, um alles zu verstehen. Und da war ja noch eine wichtige Frage offen: „Wie viel Geld war denn im Hubschrauber?“,

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