PRIM: Netzpiraten (German Edition)
der NSA-eigenen Schutztruppe für das Leitungspersonal, immer weiter zurück blieb. „Warten Sie am Chefportal!“, rief Tessenberg dem Officer zu. Das war eigentlich überflüssig, denn die Kontrollstelle am Zugang zu dem Bereich mit den Direktionsräumen und den Arbeitsräumen der Direktionsassistenten konnte das Schutzpersonal ohnehin nicht passieren. Es gab dort sogar einen Aufenthaltsraum für sie. Bei den beiden Sekretärinnen im äußeren Vorzimmer des Direktors wurde Tessenbergs Vorankommen merklich abgebremst. Ja, er hatte angerufen, und ja, der Direktor führe selbst ein längeres Telefongespräch. Tessenberg richtete derart bedrohliche Blicke auf die beiden Damen, dass ihm die Tür zum inneren Vorzimmer geöffnet wurde.
„Er spricht, Peter“, sagte Helen Foster, kaum dass er eingetreten war. Die Sekretärin hatte Grey bereits gedient, als er noch von einer schäbigen Hütte in Grenada aus geheime Aktivitäten im Zusammenhang mit der Operation Urgent Fury organisiert hatte. Insgesamt achtundzwanzig Jahre lang hatten sie seitdem zusammengearbeitet, und während Grey in dieser Zeit diverse neue Posten beim Militär und den Geheimdiensten übernommen hatte, immer mit entsprechenden Karrieresprüngen, war Helen Foster eine unveränderliche Größe in Greys Leben geblieben.
„Helen, Alarm ultra! Ich muss sofort zu ihm. Sag es ihm!“
„Er spricht mit dem Weißen Haus. Mit dem Präsidenten.“
Wie so oft missfiel Tessenberg der Ton, in dem Helen Foster mit ihm sprach. Es war aber völlig aussichtslos, wie er nach vielen Versuchen wusste, daran etwas zu ändern. Außerdem war jetzt wirklich keine Zeit für Aussprachen über persönliche Befindlichkeiten.
„Ich weiß. Darum geht es. Er wird mich ohnehin gleich rufen. Helen, lass mich rein!“
„Er hat gerade aufgelegt. Bitte!“
Grey war sichtlich erregt und winkte Tessenberg heran. Der ersparte sich jede Begrüßung.
„Es ist dringend, Ernie. Sicherlich die gleiche Sache, über die du gerade mit Stonington gesprochen hast.“
Während Tessenberg dies sagte und im Sessel gegenüber von Grey Platz nahm, hatte der sich über ein Tableau auf seinem Schreibtisch gebeugt, eine Taste gedrückt und „Keine Störung, Helen!“ gerufen.
„Wer ist Ingram? Und wo ist er?“ fragte Grey, ohne auf Tessenbergs Äußerungen einzugehen.
„Walter Ingram ist unser Mann im Weißen Haus, der für die Sicherheit der privaten elektronischen Kommunikation der Präsidentenfamilie zuständig ist. Du kennst ihn nur unter seinen Codenamen Pink. Er hat zwei Tage Urlaub genommen. Wir suchen ihn. Zuhause ist er nicht, und sein Smartphone ist abgeschaltet. Ich habe Sinners gesprochen und ...“
„Dann ist das ja richtig übel! Ausgerechnet jetzt ist er nicht da. Und wer ist Sinners?“ unterbrach ihn Grey.
„Unser zweiter Mann in der Hütte. Thomas Sinners. Er macht die peripheren Sachen. Und er vertritt Ingram in dringenden Fällen, wenn also nicht auf ihn gewartet werden kann.“
„Der Präsident ist stinksauer. Er hat mich für morgen früh um halb sieben zu sich bestellt. Um halb sieben! Was weißt du, und was hat dieser Sinners berichtet?“
„Ich erwarte seinen Bericht in jeder Minute. Er wurde um 17:20 Uhr von einem Secret-Service-Mann in Pamela Stoningtons Büro gerufen, das war fast eine Stunde nachdem der Präsident seine Teilnahme an der Pressekonferenz zum Treffen mit den Russen abgesagt hatte. Im Büro waren außer Pam der Präsident, Samantha Krienitz vom Secret Service und Moore. Dann Dr. Vermille und der Sohn des Präsidenten, Alfred. Kann Helen etwas hören?“
„Nein.“
„Es gefällt mir nicht, dass sie einen roten Terminal hat.“
„Peter! Sie ist seit hundert Jahren meine rechte Hand. Und trotzdem bekommt sie die Passwörter nicht. Beruhige dich!“
„Wir müssen gelegentlich über die Auslagerung der Dateien sprechen. Edwards sieht es auch so.“
„Quatsch! Weiter. Vermille ist dieser Computer Freak, den Stonington beim Secret Service zur Wartung der Geräte der Familie untergebracht hat, nicht wahr? Warum so viel Familie und Freunde?“
„Dr. Timothy Vermille. Der Präsident und er duzen sich, hat Ingram berichtet. Und was Familie und Freunde angeht: Versuche mal, das aus deren Sicht zu sehen. Pam Stonington erhält über ihren privaten Account eine Mail. Sie öffnet sie mit ihrem Schlüssel. Neben dem Text enthält die Mail die entschlüsselte Kopie einer offenbar sehr vertraulichen Mail“, Tessenberg betonte die letzten Worte
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