Prinz der Nacht
Fänge.
»Wer sind Sie?«, fragte Zarek. War der Fremde ein Daimon? Jedenfalls kein Apollit, obwohl er so aussah ...
»Thanatos«, antwortete der Mann in klassischem Griechisch. Damit nannte er einen Namen, der »Tod« bedeutete.
»Ich bin hier, um Sie zu töten.«
Dann packte er Zarek am Kragen und schleuderte ihn wie eine Fetzenpuppe gegen eine Hausmauer. Zarek rutschte auf das Pflaster hinab. Als er von der Bestie wegzukriechen versuchte, peinigten ihn so heftige Schmerzen, dass seine Glieder zitterten. Aber dann erstarrte er. »So will ich nicht sterben«, stieß er hervor. Nicht auf allen vieren wie ein verängstigtes Tier vor der Schlachtbank.
Nicht wie ein wertloser, halb tot gepeitschter Sklave.
Heller Zorn verlieh ihm neue Kräfte. Entschlossen sprang er auf und wandte sich zu Thanatos. Die Kreatur lächelte wieder. »Ah, Sie zeigen Rückgrat. Wie ich das liebe ! Umso mehr, wenn ich das Knochenmark heraussauge.«
»Wissen Sie, was ich liebe?« Zarek umklammerte den Arm, der nach ihm griff, verdrehte und brach ihn. »Das Keuchen eines Daimons bei seinem letzten Atemzug.«
Da brach Thanatos in eisiges Hohngelächter aus. »Mich können Sie nicht töten, Dark Hunter, ich bin noch unsterblicher als Sie.«
Verblüfft beobachtete Zarek, wie schnell der Arm heilte. »Was sind Sie?«
»Das sagte ich doch - ich bin der Tod. Niemand kann den Tod besiegen, niemand kann ihm entrinnen.«
Oh, verdammt, dachte Zarek. Jetzt war es um ihn geschehen. Aber er gab sich noch nicht geschlagen. Mochte der Tod ihn auch ereilen - der Bastard müsste sich gewaltig anstrengen, wenn er ihn erledigen wollte.
»Hören Sie ... «, begann Zarek, von jener unnatürlichen inneren Ruhe erfüllt, die ihm in der einstigen Sklaverei ermöglicht hatte, endlose Torturen zu ertragen. »Sicher machen die meisten Leute vor lauter Angst in die Hosen, wenn Sie ihnen so was erzählen. Aber falls Sie mich erschrecken wollen, versagen Sie geradezu kläglich. Mit diesen Leuten dürfen Sie mich nicht vergleichen - ich bin nämlich ein Dark Hunter. Und im großen Zusammenhang aller Dinge sind Sie mir scheißegal.« Er konzentrierte seine ganze Kraft in einer Hand, die Faust traf Thanatos ' Solarplexus, und die Kreatur wich schwankend zurück. »Nun könnte ich noch ein bisschen mit Ihnen spielen«, fügte er hinzu und versetzte seinem Gegner einen weiteren kraftvollen Fausthieb. »Andererseits wär ' s vielleicht besser, ich erspare uns beiden ein peinliches Gerangel.«
Ehe er Gelegenheit zu einem dritten Angriff fand, wurde sein Rücken von einer Schrotflintenladung zerrissen, die sein Herz nur knapp verfehlte. In der Ferne heulten Polizeisirenen. Thanatos packte ihn am Hals und zog ihn hoch, sodass er auf den Zehenspitzen stehen musste. »Warum erlöse ich Sie nicht von diesem Martyrium?«
Zarek schnappte nach Luft und lächelte so grimmig, wie er sich fühlte. Aus seinem Mundwinkel rann Blut, der metallische Geschmack brannte auf seiner Zunge. Gewiss, er war verletzt, aber er kapitulierte noch nicht.
Höhnisch grinste er und rammte ein Knie in die edelsten Teile zwischen Thanatos' Schenkel. Der Daimon brach zusammen, und Zarek rannte davon, weg von dem Bastard, den Knappen und den Bullen. Doch er konnte nicht so schnell laufen wie normalerweise. Der Schmerz verschleierte seinen Blick und verstärkte sich bei jedem Schritt.
In seinem ganzen Körper loderte ein unerträgliches Feuer. Nicht einmal die Peitschenstrafen seiner Kindheit hatten ihm solche Höllenqualen bereitet. Wie er es schaffte, die Flucht fortzusetzen, wusste er nicht, nur dass sich irgendein Teil seines Wesens weigerte, in den Schnee zu sinken und auf seine Feinde zu warten.
Später entsann er sich nicht, wann er sie abgehängt hatte. Vielleicht folgten sie ihm immer noch. Weil es in seinen Ohren rauschte, hörte er nichts. Desorientiert drosselte er sein Tempo, stolperte irgendwie weiter, bis ihn die letzten Kräfte verließen. Er stürzte zu Boden und nahm an, jeden Moment würde Thanatos über ihn herfallen und vollenden, was die Knappen begonnen hatten. Aber die Minuten verstrichen. Nichts geschah - also musste er ihnen entkommen sein. Erleichtert versuchte er aufzustehen, was ihm misslang.
Sein Körper kooperierte nicht mehr, und er konnte nur noch langsam weiterkriechen.
Plötzlich ragte eine große Hütte vor ihm empor, die warm und gemütlich aussah. Im Hintergrund seines Bewusstseins tauchte ein vager Gedanke auf. Wenn er die Tür erreichte, würden die Bewohner
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