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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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kühnsten Träumen war ihm so warm gewesen. Dann blinzelte er und öffnete die Augen, sah ein Kaminfeuer, eine Steppdecke, die auf ihm lag.
    Offenbar lebte er. Und er befand sich in einem fremden Schlafzimmer.
    Verwundert schaute er sich in dem Raum um, der in erdigen Farben gehalten war - helles Rosa, Beige, Braun, dunkles Grün. Die edlen Holzwände verrieten den Wunsch des Besitzers, die Atmosphäre einer rustikalen Hütte zu erzeugen, ohne auf den Komfort einer erstklassigen Isolierung zu verzichten. Hier war es nicht kalt und zugig, sondern warm und gemütlich. Links neben dem Eisenbett, der teuren Reproduktion einer Antiquität aus dem späten

    neunzehnten Jahrhundert, standen ein altmodischer Krug und eine Waschschüssel auf einem Nachttischchen. Wer immer hier wohnte, musste ziemlich gut situiert sein.
    Zarek hasste reiche Leute.
    »Sasha?«
    Als er die sanfte, melodische Stimme hörte, runzelte er die Stirn. Eine weibliche Stimme. Anscheinend war die Frau in einem anderen Zimmer. Wegen seiner Kopfschmerzen konnte er ihren Aufenthaltsort nicht genau bestimmen. Dann erklang ein leises Winseln. Ein Hund?
    »Sei still! «, tadelte die Frau in mildem Ton. »Ich habe dir doch nicht wehgetan?«
    Was ist mit mir geschehen, überlegte Zarek. Jess und die anderen hatten ihn verfolgt. Dann war er vor erleuchteten Fenstern in den Schnee gefallen. Irgendjemand aus diesem Haus musste ihn gefunden und hineingebracht haben.
    Warum? Das konnte er sich nicht vorstellen.
    Nicht, dass es eine Rolle spielte. Jess und Thanatos würden ihn finden. Um ihn aufzuspüren, musste man kein Atomphysiker sein. Dafür genügte die Blutspur, die er auf seiner Flucht hinterlassen hatte und die zweifellos zur Tür dieser Hütte führte. Also musste er möglichst schnell verschwinden. Jess würde die Leute, die ihm halfen, nicht verletzen. Aber wer weiß, wozu Thanatos fähig ist?
    Zareks Gedanken kehrten zu einem brennenden Dorf zurück, eine schreckliche Vision all der Leichen tauchte auf ...
    Bei dieser Erinnerung zuckte er zusammen. Warum peinigte sie ihn ausgerechnet jetzt? Weil sie ihn darauf hinweisen sollte, wozu er fähig war. Und deshalb musste er das Weite suchen. Einer Person, die nett zu ihm war, wollte er nicht schaden.
    Nicht schon wieder. Er zwang sich, die Schmerzen zu vergessen. Langsam richtete er sich auf. Da rannte der Hund ins Zimmer. Nein, kein Hund, entschied Zarek, als das Tier knurrend neben dem Bett stehen blieb, sondern ein großer weißer Wolf, der ihn offensichtlich hasste.
    »Hau ab, Scooby«, fauchte Zarek. »Ich habe schon aus größeren, wilderen Wölfen Stiefel genäht.«
    Als hätte das Biest die Worte verstanden und wollte ihn herausfordern, die Drohung wahr zu machen, fletschte es die Zähne.
    »Sasha?«
    Die Frau erschien in der Tür, und Sasha erstarrte. Verdammt - sie sah unglaublich aus. In weichen Wellen fiel langes honigblondes Haar auf schmale Schultern. Die Haut schimmerte hell, rosige Wangen und Lippen waren offensichtlich sehr sorgsam vor dem rauen Alaskaklima geschützt worden. Etwa eins achtzig groß, trug sie einen gehäkelten weißen Pullover und Jeans. Die lichtblauen Augen wirkten fast farblos. Mit ausgestreckten Händen ging sie ins Zimmer, langsam und methodisch suchte sie den Wolf.
    Bei diesem Anblick erkannte Zarek, dass sie blind war. Der Wolf kläffte ihn zweimal an, dann lief er zu seiner Besitzerin. »Da bist du ja«, wisperte sie, kniete nieder und streichelte ihn. »Du sollst doch nicht bellen. Sonst weckst du unseren Gast.«
    »Oh, ich bin schon wach. Sicher hat er deshalb gebellt.«
    Sie wandte den Kopf zu Zarek. Vielleicht versuchte sie ihn zu sehen. »Tut mir leid. Wir haben nur selten Besuch, und Sasha ist ein bisschen ungesellig, wenn Fremde hierherkommen. «
    »Glauben Sie mir, das verstehe ich.«
    Die Hände wieder ausgestreckt, ging sie zum Bett. »Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie, setzte sich zu Zarek und tastete nach seiner Schulter.
    Ihre warme Hand auf seiner Haut nahm ihm den Atem. So weich. Süßes Feuer. Ein unbekannter Teil seines Körpers begann zu schmerzen. Schlimmer war noch, dass ein unerwünschtes Verlangen sein Blut erhitzte. Wenn ihn jemand berührte, hatte er das noch nie ertragen. »Wenn Sie das nicht tun würden ... «
    »Was?«
    »Mich anfassen ... «
    Langsam entfernte sie ihre Hand und blinzelte - eher eine Gewohnheit als ein Reflex. »Mit meinem Tastsinn sehe ich. Wenn ich Sie nicht berühre, bin ich völlig blind.«
    »Nun ja, wir alle haben

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