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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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ihm vielleicht helfen.
    Dann lachte er bitter. Niemand hatte ihm jemals geholfen. Kein einziges Mal.
    Nein, er musste sich seinem Schicksal fügen, es war sinnlos, dagegen anzukämpfen, er hatte seinen einsamen Weg durch diese Welt satt.
    Mit geschlossenen Augen blieb er liegen, holte tief Atem und wartete auf das unausweichliche Ende.

3
    Astrid saß auf der Bettkante und untersuchte die Wunden ihres Gastes.
    Seit vier Stunden lag er bewusstlos im Bett ihres Gästezimmers, und sie bewachte ihn. Die Muskeln unter ihren Händen fühlten sich hart und stark an. Aber sie sah sie nicht. Sie sah ihn nicht. Jedes Mal, wenn sie jemanden beurteilen musste, verlor sie ihr Augenlicht. Denn die Augen konnten einen täuschen und jemanden anders einschätzen als die übrigen Sinne.
    Astrid musste stets unparteiisch bleiben. Doch das fiel ihr in diesem Moment schwer. Wie oft hatte sie schon mit offenem Herzen einen Auftrag übernommen und war zum Narren gehalten worden?
    Seufzend erinnerte sie sich an Miles, ihren schlimmsten Fall. Ein draufgängerischer Dark Hunter, charmant und amüsant, hatte er sie mit seinem Temperament und seinem Humor geblendet. Bei jedem ihrer Experimente, die ihn an seine Grenzen treiben sollten, winkte er lachend ab. Stets erwies er sich als guter Kumpel. Schließlich hielt sie ihn für einen perfekten, ausgeglichenen Mann. Eine Zeit lang glaubte sie sogar, ihn zu lieben. Aber letzten Endes versuchte er, sie zu töten, und sie erkannte sein wahres Wesen - völlig unmoralisch, brutal, eiskalt, herzlos. Nur sich selbst liebte er.
    Weil er Abschaum war und sich einbildete, die Menschen hätten ihm Unrecht getan, fand er es akzeptabel, ihnen anzutun, was er wollte. Astrid hatte lange gebraucht, um diese bittere Enttäuschung zu überwinden.
    Darin lag ihr größtes Problem mit den Dark Huntern. Die meisten waren Menschen, die aus der Gosse geholt wurden. Von der Wiege bis zum Grab von den Menschen verachtet und bespuckt, entwickelten sie einen abgrundtiefen Hass gegen alle Welt. Das bedachte Artemis nicht, wenn sie ihre Diener auswählte. Sie brauchte einfach nur Soldaten, die unter Acherons Kommando standen. Sobald die Verwandlung vollzogen war, kümmerte sie sich nicht mehr um ihre Geschöpfe und überantwortete sie anderen, die sie beaufsichtigten und anleiteten. Zumindest, bis diese Unsterblichen die Grenzen überschritten, die sie gezogen hatte ... Dann entschied die Göttin, sie müssten unverzüglich verurteilt und hingerichtet werden.
    Obwohl Astrid das nicht beweisen konnte, glaubte sie, Artemis würde diesem Schema nur folgen, um sich vor Acherons Zorn zu schützen.
    Im Lauf der Jahrhunderte war Astrid immer wieder aufgefordert worden, festzustellen, ob man einen Dark Hunter am Leben lassen sollte. Dafür hatte sie niemals einen Grund gefunden. Kein einziges Mal. Jeder, den sie geprüft hatte, war skrupellos und bedrohlich gewesen. Eine größere Gefahr für die Menschheit als die Daimons, die von den Dark Huntern verfolgt wurden.
    Die olympische Gerichtsbarkeit funktionierte nicht so wie die menschliche. Da gab es keine Unschuldsvermutung.
    Wenn man auf dem Olymp angeklagt wurde, musste man beweisen, dass man die Gnade des Gerichts verdiente.
    Bisher hatte das niemand geschafft. Am ehesten war es Miles gelungen, an Astrids Milde zu appellieren. Bei dem Gedanken, dass sie ihn beinahe für unschuldig erklärt und auf die Welt losgelassen hätte, erschauerte sie immer noch.
    Diese Erfahrung hatte den Ausschlag gegeben. Seither distanzierte sie sich von allen Angeklagten. Das attraktive Aussehen und der Charme eines Dark Hunters durften sie nie wieder täuschen. Nun musste sie das Herz des Mannes ergründen, der in ihrem Bett lag.
    Artemis hatte behauptet, Zarek würde gar kein Herz besitzen. Acheron hingegen hatte geschwiegen und Astrid nur jenen durchdringenden Blick zugeworfen, der besagte, er würde sich auf ihr richtiges Urteil verlassen.
    Aber was war richtig?
    »Wachen Sie auf, Zarek«, flüsterte sie bedrückt. »Sie haben nur zehn Tage Zeit, um sich zu retten.«
    Als er erwachte, quälten ihn unbeschreibliche Schmerzen, und er konnte sich kaum an den abgehärteten Prügelknaben erinnern, der er einmal gewesen war, an jenes Leid, die einzige Konstante seines menschlichen Daseins.
    In seinem Kopf pochte es. Er bewegte sich und erwartete kalten Schnee unter seinem Körper zu spüren. Stattdessen nahm er eine erstaunliche Wärme wahr. Ich bin tot, dachte er resigniert. Nicht einmal in seinen

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