Prinz Rajin - Der Verdammte
war und nicht ein Lebenszeichen des erwachenden Urdrachen. Von abertausend Lippenpaaren wird dann der Name des Unsichtbaren Gottes gemurmelt, dessen Macht hoffentlich groß genug ist, um uns vor diesem Übel zu bewahren.
Die Schriften des Sehers Yshlee von Sajar, Band XXII
Katagi aber war außer sich darüber, dass ein von Gauklern in den Palast gebrachter Affe es hatte schaffen können, ihm einen der Drachenringe zu entwenden. Der Essenzenrausch hatte ihn unvorsichtig gemacht, doch nun kehrte sich die befriedende Wirkung jener Substanzen in ihr Gegenteil um.
Katagi, der Usurpator auf dem Kaiserthron zu Drakor, ließ die Gaukler herbeischaffen und in den Kellern unter der Festhalle zu Tode foltern.
Der Affe aber blieb verschwunden. Längst hatte er sich auf den Weg gemacht, dieses wertvolle Artefakt seinem Herrn und Meister zu bringen, dessen Wille die einfältige Kreatur vollkommen ausfüllte.
Dieser verborgene Meister war niemand anderes als Yyuum der Urdrache. Zeitalter lang hatte er davon geträumt, wie ein neues Äon der Drachen beginnen konnte. Und vielleicht war es auch die immer bedrohlicher werdende Nähe des Schneemondes, die Yyuum dazu antrieb, den Vorgang seines Erwachens zu beschleunigen.
Das Buch des Usurpators
Niemand aber, der ohne Recht auf dem Thron sitzt, wird dem Zorn des Unsichtbaren Gottes entgehen!
Wandspruch - von Unbekannten in die Wand des Kaiserpalastes von Drakor geritzt
Die fünf Kinder des Kaisers Kojan hatte ich aus dem brennenden Kaiserpalast zu Drakor gerettet, als der Usurpator die Macht an sich riss und das Kaiserpaar ermordete. Nur Prinz Rajin sollte den Häschern Katagis letztlich entgehen. Als Säugling hatte ich ihn zu seemannischen Barbaren auf der Insel Winterland im äußersten Nordwesten des Seereichs gegeben. Kein bekannter Ort mag einsamer sein als dieser, und die Tatsache, dass Prinz Rajin als einziger Spross des Kaisers überlebte, ist sicherlich diesem Umstand zu danken.
Doch obwohl ich den Keim des Wissens in seine Seele pflanzte, prägte seine Jugend unter seemannischen Barbaren seinen Charakter mindestens ebenso stark wie das Blut des Hauses Barajan, das in seinen Adern floss. Ich gebe offen zu, dass ich diese Prägung unterschätzt habe.
Aus den Schriften des Weisen Liisho
Prinz Rajin aber fand Asyl beim Fürsten von Sukara, der die drachenische Provinz Südfluss regierte, die im Norden an das Ostmeerland und im Süden an das Luftreich Tajima grenzte. Nach außen hatte der Fürst dem Usurpator Katagi nie die Gefolgschaft aufgekündigt, tatsächlich aber unterstützte er die Rebellion. Im ganzen Land sprach sich herum, dass ein Nachkomme des rechtmäßigen Kaiserhauses überlebt hatte und sich nun anschickte, die Herrschaft über Drachenia zurückzufordern …
Das Buch des Befreiers
(nach der durch den Abt von Ezkor revidierten Fassung, die zum Thronjubiläum im 50. Regierungsjahr von Kaiser Kojan III. vollendet wurde)
Es war aber zu der Zeit, da Komrodor der Großmeister von Magus war und das Gleichgewicht der fünf Reiche zerbrach. „Katagi mag den Krieg gesät haben, aber ich werde den Sieg ernten“, sprach Komrodor zum Kollegium der magischen Hochmeister zu Magussa. „Und darum auch werde ich das Gewicht der Magie erst in die Waagschale werfen, da sich das Schicksal dieses Äons entscheidet.“ Das erlauchte Kollegium der fähigsten Magier des Reiches folgte dem Willen des Großmeisters, denn seine Gegenwart erfüllte alle Anwesenden mit Ehrfurcht und Schauder, und die Macht seiner Magie hatte eine so bezwingende Präsenz, dass sie jeden anderen Willen unweigerlich verdrängte.
Später aber, als der Krieg wütete und die Mägen der Drachen so laut knurrten, dass man sich die Ohren zuhalten musste, weil die Seemannen nicht bereit waren, ihren Feinden Drachenfutter zu liefern, verbreitete sich die Kunde, dass Prinz Rajin die Rebellion gegen Katagi anführe und plane, den Drachenthron für das Haus Barajan zurückzuerobern. „So mag denn der Feind unserer Feinde unser Freund werden“, entschied der Großmeister. „Und vielleicht ist dieser Prinz das entscheidende Gewicht, das die Waage des Schicksals in einem für uns günstigen Sinn zu bewegen vermag.“
Spione brachten in Erfahrung, dass Prinz Rajin im Südflussland beim Fürsten von Sukara Asyl gefunden hatte. Aber sie trugen auch die Kunde nach Magussa, dass der Prinz nicht gut auf ein Bündnis mit den Magiern zu sprechen war,
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