Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
ich, sie hätte sich an einem Eiswürfel verschluckt, aber dann merkte ich, dass sie bloß geschockt war. Grandmère hat sich ja wie Michael Jackson Eyeliner rings um die Augen tätowieren lassen, damit sie nicht jeden Morgen kostbare Zeit mit Schminken verplempert, und wenn ihre Augen so hervorquellen - also, das sieht schon ziemlich schlimm aus.
    »Ihn fragen? Bloß nicht!«, rief Grandmère. »Wie viele Male muss ich es dir noch sagen, Amelia? Männer sind wie zarte, scheue Geschöpfe des Waldes. Man muss sie mit Brotkrumen und sanfter Stimme anlocken . Man darf ihnen nicht einfach mit einem Stein eins über den Schädel schlagen.«
    Das leuchtet mir absolut ein. Ich will Michael nicht schlagen. Aber ob das mit den Brotkrumen bei ihm funktioniert … ich hab da so meine Zweifel.
    »Tja«, sagte ich. »Und was soll ich dann machen? Bis zum Ball sind es noch nicht mal zwei Wochen, Grandmère. Ich müsste bald mal wissen, ob wir hingehen oder nicht.«
    »Andeutungen«, riet mir Grandmère. »Ganz dezente Andeutungen musst du machen.«
    Ich dachte nach. »Hm, zum Beispiel, indem ich sage: ›Ich hab übrigens in einem Katalog ein geniales Kleid für den Abschlussball gesehen‹, oder so?«
    »Ganz genau!«, lobte mich Grandmère. »Wobei eine Prinzessin natürlich keine Mode von der Stange kauft und NIEMALS etwas aus dem Katalog, Amelia!«

    »Okay«, sagte ich. »Aber meinst du nicht, dass er das sofort durchschaut?«
    Grandmère schnaubte, was sie anscheinend sofort bereute, denn sie drückte sich ihren kalten Drink an die entzündete Wange, offenbar um den Schmerz zu lindern. »Wir reden hier über einen siebzehnjährigen Jungen, Amelia«, sagte sie. »Nicht über James Bond. Wenn du es dezent machst, wird er nicht den leisesten Verdacht schöpfen.«
    Ich weiß nicht. Dezente Andeutungen sind nicht gerade meine Stärke. Zum Beispiel hab ich kürzlich versucht, Mom dezent darauf hinzuweisen, dass es unsere Nachbarin Ronnie, die Mom neulich im Flur auf dem Weg zum Müllraum in die Arme gelaufen war, vielleicht nicht so sehr interessiert, wie oft Mom nachts zum Pinkeln aufstehen muss, weil ihr das Baby so schwer auf der Blase liegt, aber da hat Mom mich nur frostig angesehen und gesagt: »Hast du irgendwelche Todessehnsüchte, Mia?«
    Mr Gianini und ich sind uns jedenfalls einig, dass wir sehr froh sein werden, wenn Mom dieses Baby endlich bekommen hat.
    Ronnie wahrscheinlich auch.

Donnerstag, 1. Mai, 00.01 Uhr morgens
    Okay. Es ist so weit. Seit gerade eben bin ich fünfzehn. Nicht mehr Mädchen und noch nicht ganz Frau - genau wie Britney.
    HA HA HA.
    Übrigens fühle ich mich kein bisschen anders als vor einer Minute, als ich noch vierzehn war. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich völlig unverändert aussehe. Ich bin immer noch die ein Meter vierundsiebzig große, Körbchengröße 70A tragende, missgestaltete Witzfigur, die ich war, als ich vierzehn wurde. Höchstens meine Haare sehen ein bisschen besser aus, seit mich Grandmère zu Paolo schleppt, der mir Strähnchen färbt und sie mir regelmäßig nachschneidet. Zurzeit reichen sie mir knapp bis zum Kinn und stehen nicht mehr so pyramidenförmig ab wie früher.
    Aber ansonsten hab ich mich kein bisschen verändert. Nada. Niente. Kein Unterschied zu vorher. Nullinger.
    Wahrscheinlich macht sich meine neue Fünfzehnjährigkeit eher innerlich bemerkbar.
    Ich bin gerade mal online gegangen, um zu gucken, ob jemand an mich gedacht hat, und hab schon fünf Gratulationsmails bekommen: von Lilly, von Tina, von meinem Cousin Hank (nicht zu fassen, dass DER an meinen Geburtstag gedacht hat, wo er doch jetzt Supermodel ist und ich ihn kaum noch sehe - kein großer Verlust, übrigens -, außer wenn er halb nackt auf irgendwelchen Plakaten an Hauswänden oder Telefonzellen herumhängt, was mir vor allem dann peinlich ist,
wenn er so enge weiße Unterhosen anhat). Außerdem war eine Mail von meinem anderen Cousin, Prinz René, und eine von Michael dabei.
    Michaels ist die Schönste. Er hat mir einen kleinen Cartoon gezeichnet, in dem ein Mädchen mit Diadem auf dem Kopf und einer fetten orangen Katze neben sich ein riesiges Paket auspackt, aus dem lauter Feuerwerkskörper und der Satz »HAPPY BIRTHDAY, MIA« herausfliegen und in etwas kleineren Buchstaben »Alles Liebe, Michael«.
    Liebe. LIEBE!!!!!!!!!! Obwohl wir schon über vier Monate zusammen sind, krieg ich immer noch eine Gänsehaut, wenn er dieses Wort sagt - oder schreibt. In Bezug auf mich, meine ich. Liebe.

Weitere Kostenlose Bücher