Prinzessin Kate
Gewächshaus versorgte den Haushalt mit Orangen, Pfirsichen und Trauben.
John und seine Frau Rebecca hingegen wohnten in einer engen Behausung in Wheeler Street, unweit der Mauern des Gefängnisses der Grafschaft. Im Jahr 1837 war John 56 Jahre alt; Rebecca war 14 Jahre jünger, und sie hatten fünf Kinder. In der Straße befand sich auch der Pub The Greyhound, wo John und seine beiden älteren Söhne Charles und Richard so manches Bier genossen, während sich Rebecca um die jüngeren Kinder kümmerte – um die Töchter Mary Ann und Sophia und den damals zehnjährigen Sohn John, der Kates Urururgroßvater werden sollte. Auch eine Volksschule für 200 Jungen lag an der Straße, wo man sie lehrte, die »Schrift zu verehren«, »Eltern und Lehrer zu achten« und sich gegenüber der Gesellschaft »ehrlich, nüchtern und nützlich« zu zeigen. Diese »British Schools« waren eine Idee des Quäkers Joseph Lancaster und wurden von einer eigenen Gesellschaft, der British and Foreign School Society, betrieben, um den Kindern der Armen eine Elementarbildung zu vermitteln. Allerdings ist es recht unwahrscheinlich, dass sich die Goldsmiths auch nur den einen Penny Schulgebühr pro Woche leisten konnten, um ihre Söhne lesen, schreiben und rechnen lernen zu lassen.
Ihr Leben war hart, und die Familie war ständig mit Leuten in Kontakt, die Gesetze skrupellos missachteten. Insbesondere mit einer Familie namens Hickmotts waren die Goldsmiths eng befreundet, deren Angehörige das Gefängnis recht gut von innen kannten. Samuel Hickmott, ein Bauarbeiter und Dieb, und sein älterer Bruder Thomas wurden 1837 berühmt-berüchtigt, als sie einem Bauern namens Samuel Pix in Sussex drei Lämmer stahlen und flohen. Zwei Jahre später wurden sie am Bahnhof von Brighton verhaftet, im Januar 1840 in Maidstone vor Gericht gestellt und im April dann nach Australien deportiert.
Samuels Sohn Edward hatte, wie schon sein Vater, im neuen Gefängnis von Maidstone gesessen, das nördlich der Stadt lag und 1819 gebaut worden war. Nach seiner Entlassung lernte er die Brüder Goldsmith auf einer Baustelle kennen, wo er als Maurer arbeitete. Schon bald eroberte er das Herz ihrer Schwester Mary Ann, die inzwischen zu einem hübschen Teenager herangewachsen war. Sie gaben sich am 30. Mai 1842 in der Trinity Church, Maidstone, das Jawort. Mary Ann war erst 16, Edward war fünf Jahre älter. Im folgenden Jahr gebar sie das erste ihrer sechs Kinder, das sie ebenfalls Mary Ann nannten. Wenige Jahre später arbeitete ihr Mann allerdings bereits in Indien, sodass sie ihre Kinder allein aufziehen musste.
Leider lebte John Goldsmith nicht lange genug, um seine Enkel aufwachsen zu sehen. Nach langem Kampf gegen den Magenkrebs verstarb er am 7. Juni 1847 im Alter von 66 Jahren. Im folgenden Jahr tat es Sophia, die jüngste Tochter des Paares, ihrer Schwester nach und heiratete ebenfalls in die Hickmott-Familie ein. Nach der Moral der Zeit galt Sophia wohl als Prostituierte, weil sie schon vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten, dem Maurer Henry Hickmott, zusammenlebte. Die beiden wohnten in Hackney im Osten Londons, und Sophia war bereits hochschwanger mit ihrem zweiten Kind, als sie Henry am 18. Juni 1848 in der Pfarrkirche das Jawort gab. Innerhalb eines Jahres trat das Paar in die Fußstapfen von Henrys zur Deportation verurteiltem Vater und emigrierte mit den beiden Töchtern – dem Kleinkind Emma und dem Baby Eliza – nach Australien. Sie gingen am 4. Mai 1849 im Hafen von London an Bord der Emily und erreichten Port Adelaide drei Monate später, am 8. August.
Vielleicht reiste John Goldsmith nach London, um seiner Schwester zum Abschied zuzuwinken. Fest steht jedoch, dass er in den Bann der Hauptstadt geriet. Mit 21 Jahren wohnte John als einziger der Geschwister noch zu Hause. Seine Brüder Charles und Richard waren nach London gezogen, um Arbeit als Maurer zu suchen. Seine Schwestern Mary Ann und Sophia hatten geheiratet und lebten weit vom Elternhaus entfernt. Als seine verwitwete Mutter Rebecca in das nahe gelegene Tovil zog und einen Untermieter aufnahm, ging John nach London und mietete ein Zimmer in einem Haus in der Green Man’s Lane, Hounslow, wo er seinen älteren Brüdern wieder recht nahe war.
In der Hauptstadt begegnete John der Wäscherin Esther Jones, Tochter eines Arbeitskollegen und fünf Jahre jünger als er. Sie verliebten sich und heirateten am 23. September 1850 in der Pfarrkirche St. John the Baptist in Hoxton im Londoner East End.
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