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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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angegriffen wurde, erregte es einige Aufmerksamkeit in Gestalt eines dichten Gewimmels runder kleiner Wasserläufer. Sie waren nicht scharfkantig und schlank wie die Schneeflocken, die tagsüber auf der Oberflächenspannung des Wassers umherhuschten. Sie waren weitaus plumper, doch der größte Teil ihres Körpers bestand aus einer Silikat-Wabenkonstruktion, die mehr luftig als solide war. Wie die Diamanten zeigten sie ihre Anwesenheit bei Nacht durch einen selbsterzeugten Lichtschein an. Sie waren entweder blau oder blaugrau, leuchteten aber nicht so intensiv wie ihre durch die Luft segelnden Verwandten. Das Auftauchen des Stocks im Wasser schien sie zu verwirren. Sie prallten wiederholt heftig dagegen und taumelten benommen davon.
    Einen davon einzufangen, um ihn eingehender zu betrachten, war eine einfache Angelegenheit.
    Evan ging ihn die Knie und schnappte einen mit der Hand. Der wabenartig durchlöcherte Körper verfügte über einen langen geschraubten Schwanz, eine Art korkenzieherförmiger Geißel. Unter der schwach leuchtenden blauen Schale befand sich ein kleiner Knoten rosigen Protoplasmas. Der Schwanz schlug ihm matt auf die Handfläche, unfähig, seinen Träger aus Evans Hand zu katapultieren.
    Nach sekundenlangem Zögern setzte er das Wesen auf den sandigen Tümpelrand, wo es sich hilflos drehte und wand. Er suchte sich einen faustgroßen Stein und zerschlug die Hülle. Es gab keine hörbare Reaktion auf sein Vernichtungswerk, aber der blaßblaue Lichtschimmer verschwand augenblicklich, und die Kreatur rührte sich nicht mehr. Er konnte die Reste der wabenartigen Hülle mit den Fingern entfernen. Übrig blieb ein Klumpen rosigen Fleisches, das still in seiner Hand lag. Das Licht der Diamantentänzer ließ nichts erkennen, was an Organe erinnerte; keinen Mund, keine Augen, kein Herz oder etwas ähnlich Vertrautes. Nur festes Fleisch und einen Schwanz aus reinem Silikat.
    Während er die Luft anhielt und die Augen schloss, hielt Evan die Beute an die Lippen und biss das Fleisch sauber am Schwanzansatz ab.
    Das Fleisch war fest, aber nicht zäh, hatte eine eher gummiartige Konsistenz und so gut wie überhaupt keinen Eigengeschmack. Es war kein Blut vorhanden, lediglich eine dünne transparente Flüssigkeit, die salzig schmeckte. Er spülte den Happen mit frischem Wasser hinunter, stieß seinen Stock ein zweites Mal in den Tümpel, angelte sich einen weiteren Wabenläufer und tötete ihn genauso wie den ersten. Nachdem einige Minuten verstrichen waren und er sich nicht übergeben musste, verzehrte er den nächsten Gang eines sättigenden abendlichen Imbisses.
    Er stellte fest, dass die blassblauen Läufer am angenehmsten zu verzehren waren, während die blaugrauen ihm ein leichtes Unbehagen verursachten. Daher hielt er sich ausschließlich an die blassblauen und warf die grauen zurück, während er mit zunehmendem Vergnügen nach den Diatomeenwesen angelte.
    Als er aufhörte, da er satt war, hatte er neben sich einen kleinen Haufen zerbrochener Schalen und abgetrennter Schwänze liegen sowie leichte Bauchschmerzen, die eher davon herrührten, dass er sich etwas überfressen hatte, als von der Ungenießbarkeit seines Beutetiers. Insgeheim von einem weichen Polsterbett träumend, sich aber mit einem Haufen abgeworfener Baustammfasern zufriedengebend, lehnte er sich zurück und faltete die Hände auf dem vollen Bauch. Dabei schwangen sich bräunliche Lebewesen von oben herab und stürzten sich geräuschvoll auf den Schalenhaufen, den er hinterlassen hatte. Falls sie über Augen verfügten, so konnte er sie nicht sehen. Für ihn schienen sie nur aus Zähnen und Klauen zu bestehen.
    Lange brauchten die Wesen nicht, um die Überreste seiner Mahlzeit zu beseitigen und auf fallschirmartigen Flügeln wieder zum Himmel aufzusteigen. Zurück ließen sie nur reine Silikatstrukturen. Kohlenstoff-Fresser wie die Aasfresser, die sich an der unglücklichen Stationsbesatzung gelabt hatten. Gefährlich oder nicht, er tat gut daran, sich einen geschützteren Platz zu suchen, um ein Mittagsschläfchen zu halten.
    Er erhob sich und begab sich auf die Suche, dankbar für die Schwärme tanzender Diamanten und für ihr Licht, das allmählich nachließ, da ihre gespeicherte Sonnenenergie sich erschöpfte. Er brauchte schnellstens einen Zufluchtsort, ehe die totale Dunkelheit hereinbrach und die Oberfläche Prismas zudeckte. Ein Baum wäre ganz günstig gewesen, wenn er etwas finden konnte, das sich erklettern ließ und sein

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