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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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er eigentlich war.
    Er wusste nicht, wann er einschlief, aber er erwartete nicht, vor dem Morgen aufzuwachen. So ausgepumpt, wie er sich fühlte, musste schon etwas Dramatisches passieren, um ihn nachts zu wecken.
    Was passierte, als ihm ein Stern ins Auge einzudringen versuchte.
    Er war hellblau und kitzelte. Er drehte den Kopf heftig hin und her. Wohl spürend, dass etwas sich ihm auf das Gesicht herabgesenkt hatte, richtete er sich schnell auf und schlug heftig mit der rechten Hand gegen den Stern. Er flog davon, als Evan die Augen öffnete.
    Bis dahin hatte er im Bauch des MFW geschlafen, wobei der Visor abgedunkelt war, um alle Eindrücke von außen abzuhalten, die seine Ruhe hätten stören können. Doch nun befand sich kein Visor zwischen ihm und den Nachtwesen Prismas. Eines war auf seiner Wange gelandet und hatte ihn wachgekitzelt.
    In der Nacht wimmelte es von tanzenden Diamanten. Sein erster Gedanke galt den Glühwürmchen der Erde oder den Nadelmotten von Hivehom, aber es wurde ihm bald klar, dass das Phänomen, das er beobachtete, keine Ähnlichkeit mit jenen vertrauten lichtproduzierenden Lebensformen hatte. Es war etwas anderes, etwas völlig anderes.
    Diese Geschöpfe waren viel heller als ihre rein auf Kohlenstoff aufbauenden Analogien, und sie strahlten in jeder vorstellbaren Regenbogenfarbe, während sie zu Tausenden über dem Tümpel schwärmten und tanzten. Während er das Geschehen verfolgte, kamen zwei weitere auf sein Gesicht zugeschossen und verharrten dort.
    Sie waren hellrot, karmesinrot. Ein drittes und ein viertes Wesen gesellte sich hinzu, eins grün, das andere mandarinfarben, und sie alle hingen vor ihm in der Nachtluft wie Kolibris. Ihre winzigen feinen Silikatflügel erzeugten ein leise surrendes Geräusch statt eines harten insektoiden Summens. Sie blinkten nicht, sondern sie leuchteten stetig, wobei Licht und Farben intensiv und unverändert waren.
    Er wedelte mit der Hand in ihre Richtung, und sie wichen ein paar Zentimeter zurück. Der Schwarm produzierte genug Licht für ihn, damit er alles sehen konnte. Er versuchte sich vorzustellen, welches System solche Kreaturen hervorbringen mochte, und entwickelte die Theorie, dass sie jede Tageslichtstunde damit verbracht haben mussten, die Sonnenenergie in sich aufzunehmen, um fliegen und des Nachts leuchten zu können.
    Von ihnen nun völlig eingekreist, schlug er mit beiden Händen in die Luft, um sie zu verscheuchen, und beobachtete, wie sie auseinanderwichen und sich zerstreuten wie Edelsteine, die aus der Hand eines Rajahs rinnen. Als er sich erhob, sah er, dass sie in den Bäumen und Büschen saßen und dabei ihre gesammelte Energie für die Lichtproduktion aufbrauchten. Der Silikatwald, der bei Tag so furchteinflößend gewesen war, hatte sich nun in ein verwirrendes Spiel aus irisierendem Licht verwandelt.
    Alles war jedoch keine unschuldige Schönheit. Etwas bewegte sich in dem schwachen vielfarbigen Licht, und Evan zog sich zwischen seine schützenden Schirmgebilde zurück. Es klang wie eine kleine Maschine. Und in gewisser Weise war es das auch.
    Es bestand vollständig aus schwarzen Borsilikaten, starr und unnachgiebig, bis auf ein Trio heller rosiger Augen. Mit einem unelastischen aufklaffenden Mund inhalierte es die fliegenden Diamanten, wobei es mit steifen gekrümmten Flügeln zwischen den tanzenden Wolken herumschoss und -segelte. Fingerähnliche Fortsätze an den Enden der Flügel krümmten und verdrehten sich, wedelten noch mehr unglückliche Beute in das offene Maul, während sie das Raubtier durch die Luft trieben. Evan hatte sich nicht ausreichend in die Frühgeschichte vertieft, um diese Einrichtungen als Propeller zu identifizieren, aber er bewunderte nichtsdestoweniger ihren Erfolg. Das einzelne Raubtier machte auf die Tausende von tanzenden Diamanten wenig Eindruck, die ihren nächtlichen Tanz fortsetzten, das Gemetzel nicht beachtend, das unter ihnen wütete.
    Er schaute ihnen zu, bis sein Magen sich meldete. Er hätte sich am liebsten aus seinem Konzentratvorrat bedient, zwang sich aber, es nicht zu tun. Besser wäre es, sich die Mahlzeiten einzuteilen. Sein Magen forderte jedoch etwas zu essen, daher verließ er seinen Sitzplatz und schlenderte zum Rand des Tümpels, darauf vertrauend, dass der schwarze Flieger ihn nicht beachtete.
    Er prüfte das Wasser mit der Spitze seines Stocks. Während das Silikatmaterial weder von Säuren aufgelöst noch von irgendeinem bisher unsichtbaren untergetauchten Raubtier

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