Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
über die Leiche in Huntetal aus dem Jackett und breitete ihn vor Steen aus.
"Schon gelesen?"
Steen überflog rasch die wenigen Zeilen.
"Was soll das mit dem Fall Sluiter zu tun haben?"
"Die Boßel-Kugel..."
"Jetzt werden Sie nicht albern, Lorant. Und wenn Sie nichts weiter vorzubringen haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich jetzt meine Arbeit machen ließen."
Lorant erhob sich aus dem quietschenden Bürostuhl, in dem er Platz genommen hatte. Das war nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein offener Rauswurf. Okay, dachte Lorant, dann ist die Kooperation damit wohl erst mal beendet.
Lorant wandte sich zur Tür.
Er drückte die Klinke hinunter, dann drehte er sich noch einmal herum.
"Was gibt's denn noch?", nörgelte Meinert Steen.
"Sluiter hatte Ärger mit einer Russengang", sagte Lorant.
"RusslandDEUTSCHE waren das. Betonung auf DEUTSCHE, denn die haben alle einen deutschen Pass."
"Wie auch immer. "
"Sie sehen natürlich gleich einen Zusammenhang zwischen den Schwierigkeiten mit dieser Gang und Sluiters Tod. Aber da muss ich Sie enttäuschen, Lorant."
"So?"
Steen lächelte gezwungen.
"Wir haben denen auf den Zahn gefühlt. Sluiter war nicht der einzige Geschäftsmann, bei dem die Ärger gemacht haben. Jetzt laufen ein paar Jugendgerichtsverfahren und ich denke, damit ist die Sache erledigt."
"Meinen Sie?"
"Viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen, Lorant. Aber sorgen Sie hier bitte nicht für unnötigen Stress, ja?"
Lorant nickte und dachte dabei: Das wird sich möglicherweise nicht vermeiden lassen, Herr Steen!
10.
Ubbo Sluiter kaute gelangweilt auf einem Stück Weißbrot herum und las im Sportteil der Zeitung. "Das Foto hätte der Typ von der Zeitung auch anders knipsen können!", knurrte er.
Rena trank ihren Tee leer.
Der Appetit war ihr gründlich vergangen, und so aß sie nicht einmal die gesunden Körner, die sie sich allmorgendlich gönnte, weil alles andere Gift für den Teint und die gute Figur war.
Ubbo blickte auf, sah seine Frau an.
"Der hat das so geknippst, dass die Bandenwerbung von uns nicht sehen ist!"
"Glaubst du, es kauft jemand auch nur einen einzigen Bootsmotor, weil er bei den Spielen von Kickers Emden die Bandenwerbung von SLUITER gesehen ht?"
"Meine Güte, wozu macht man denn Bandenwerbung?"
"Dein Vater wohl deshalb, weil er meinte, dass die Firma über zuviel Geld verfügte."
"Rena!"
"Ist doch wahr."
"Über Tote sollte man nicht so reden. Außerdem...."
"Ja?"
"Ich dache, du hättest dich immer ganz gut mit Pa verstanden."
"Habe ich. Im Prinzip jedenfalls."
Rena atmete tief durch. Es war ruhig im Haus, wenn Marvin und Kevin zur Schule waren. Fast friedlich. Nur der Presslufthammer am Ende der Straße ging ihr auf die Nerven. Aber dagegen war im Moment wohl nichts zu machen.
"Ma will vom Kauf der Boutique nichts mehr wissen, Ubbo."
Ubbo verschluckte sich fast, musste einen kräftigen Schluck Tee trinken, bevor er wieder zu Atem kam. Krebsrot lief er dabei an. Rena sah ihm ruhig zu. "Ich könnte auch ersticken und du würdest keinen Finger rühren, was?", keuchte er und atmete dann tief durch.
"Du übertreibst!"
"Na, das will ich hoffen."
"So schnell stirbt man nicht."
"Was du nicht sagst."
Rena nahm Ubbos Hand und umklammerte sie. Ubbo stellte verwundert fest, dass sie schweißnass war. Was mochte sie nur so stark beschäftigen?
"Ubbo, du musst dringend noch mal mit Ma reden!"
"Über die Boutique?"
"Meine Güte, wovon sprechen wir denn die ganze Zeit?" Ihr Tonfall wurde scharf, fast ätzend.
Ubbo sah seine Frau nachdenklich an.
Schön war sie.
Die Geburt zweier Kinder hatte daran nichts geändert. Die Jahre schienen beinahe spurlos an ihr vorrübergegangen zu sein und ihr nicht geschadet zu haben. Ganz im Gegenteil, sie war noch weiblicher geworden. Noch verführerischer.
Aber kennst du sie wirklich?, ging es Ubbo durch den Kopf. Weißt du, was hinter ihrer Stirn vor sich geht, welche Gedanken sie bewegen, wovon sie träumt?
Ubbo schluckte.
Die Boutique. Eine fixe Idee von ihr. Finanziell wahrscheinlich ein Fass ohne Boden, zumal er Rena bei aller Liebe oder was sonst er auch immer für sie empfinden mochte, die Kompetenz absprach, ein Geschäft zu führen. Sie wollte einfach nur ihren Traum verwirklichen. Die Boutique war ein Spielzeug für sie.
Die Jungs wurden größer und entpuppten sich außerdem als bei weitem nicht so pflegeleicht wie Ubbo und Rena es sich immer gewünscht hatten. Beide hatten Schulprobleme, fielen im
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