Probezeit
gehen?»
«Gerne», erwiderte Eva atemlos.
Der erotische Zauber war gebrochen. Rasch verließen sie die Kabine. Steffen wagte es nicht, der Verkäuferin in die Augen zu sehen, die eine Umkleide weiter stand und der Kundin eine Bluse durch den Vorhang reichte.
Als sie aus dem Laden in die Fußgängerzone traten, dämmerte es bereits. Tief atmete Steffen die Abendluft ein. Es duftete nach Essen, und prompt knurrte sein Magen. Schnell warf er einen Blick auf seine Uhr: halb acht. Noch etwas Zeit, bevor er zurück in die Villa musste.
Zum Glück lag das Augustiner nur wenige Schritte entfernt. Der kurze Spaziergang ließ Steffen einigermaßen zur Besinnung kommen.
Sex in einer Umkleidekabine – er konnte es kaum fassen! Noch immer spürte er dieses Ziehen in seinen Lenden, doch sein Schwanz war nicht mehr hart. Gut, denn er konnte jetzt keine weitere Ablenkung gebrauchen. Immerhin musste er noch einiges über Eva herausfinden.
Sie ging neben ihm her und schwieg. Ihr wurde wohl auch erst jetzt klar, was sie getan hatten. Bei Forstenrieder wäre sie damit sicher nicht durchgekommen. Der hätte ihre freche Art nicht toleriert.
Steffen hingegen mochte das und wollte Eva gerne besser kennenlernen. Ein Essen war dafür ideal.
Doch als sie das historische Gebäude durch die dunkle Holztür betraten, schwand Steffens Hoffnung auf ein ruhiges Abendessen zu zweit. Das Restaurant war brechend voll. Zahlreiche Münchner kamen zum Essen her, da hier weniger Touristen anzutreffen waren als zum Beispiel im Hofbräuhaus. Zwar beherbergte das Augustiner noch eine Bierhalle, den lauschigen Arkaden-Garten und andere Säle, aber Steffen wusste, dass es dort genauso aussehen würde. Sie waren einfach eine Stunde zu spät dran.
Er fragte eine Bedienung, die an ihnen vorbeiging: «Haben Sie noch einen Platz für zwei?»
«Nur ganz hinten, im Muschelsaal», sagte die ältere Dame im Dirndl. «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, nebeneinander auf einer Bank zu sitzen?»
«Optimal», meinte er und zog Eva an der Hand durch den holzgetäfelten Speisesaal. Unter einem Rundbogen hindurch betraten sie den nächsten Saal, über dem sich eine riesige Glaskuppel im Jugendstil wölbte, die das restliche Tageslicht hereinließ. Die grauen Wände aus Stein muteten orientalisch an. Ein märchenhafter Raum, denn die Wände waren mit Tausenden echten Muscheln und Kieseln aus der Isar verziert.
Mit großen Augen schaute Eva sich um. «Ich habe total vergessen, wie schön das ist. Ich war schon ewig nicht mehr hier.»
Als sie die freie Bank gefunden hatten, setzten sie sich dicht nebeneinander. Steffen genoss es, so nah bei Eva zu sein. Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen, doch noch bevor er sich traute, kam die Bedienung, um die Bestellung aufzunehmen.
Eva entschied sich für einen bunten Herbstsalat mit Karotten, Gurken und geschnetzelter Putenbrust vom Grill, während Steffen etwas Herzhaftes brauchte und einen Jägerbraten mit frischen Rahmschwammerl und Eierspätzle wählte. Dazu trank er ein alkoholfreies Weißbier und Eva eine Weinschorle.
Eva schielte zu Steffen, der sein Bierglas zwischen den Fingern drehte und die Gäste betrachtete. Das Schweigen zwischen ihnen zerrte an ihren Nerven.
«Ich geh mich mal eben frisch machen, bis das Essen kommt», sagte sie deshalb. Gerade wollte sie sich erheben, als Steffen eine Hand auf ihren Oberschenkel legte.
«Aber die Kugeln bleiben drin.» Er schmunzelte so verschwörerisch, dass es in ihrem Magen kribbelte.
Aha, die Nummer war noch nicht vorbei.
Sie beugte sich zu ihm, flüsterte: «Wie Ihr wünscht, Herr», und küsste ihn aufs Ohr. Dann suchte sie die Toiletten auf, wobei sie glaubte, Steffens Blicke auf ihrem Körper zu spüren.
Nachdem sie sich die Hände abgetrocknet hatte, blieb sie im Waschraum stehen und holte ihr Smartphone aus der Tasche. Schnell wählte sie Maikes Nummer.
«Na endlich», rief ihre Freundin. «Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet!»
Eva sah in den Spiegel und wunderte sich über das Strahlen in ihrem Gesicht. «Deine Sorgen sind völlig unbegründet. Er ist so ganz anders, als … Dings … erzählt hat. Wie hieß sie noch?»
«Tina.»
«Ja, Tina. Er hat schon eine dominante Seite, aber er ist so liebevoll. Nett. Gar nicht streng. Hach, er ist so ein richtiger Supertyp.»
«Weißt du, wie du klingst?», fragte Maike, während Eva neuen Lippenstift auftrug.
«Wie denn?», nuschelte sie, das Handy zwischen Schulter und Ohr
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