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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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    Donnerstag, 21:30
Uhr
    »Schönen
Guten Abend, Sie hören Lokal im Tal, mein Name ist Roland
Kracht. Die Temperatur am Alten Markt: Sechzehn Grad, der Regen
lässt in der Nacht etwas nach. Die Schlagzeilen:
Messerstecherei auf der Gathe, unser Oberbürgermeister hat
Umstrukturierungen im Rathaus Barmen beschlossen, und ein
unbekannter Täter hat es auf die Pinguine der Pinguinale von
2006 abgesehen: Jemand köpft die Skulpturen.«
    Ein Jingle
ertönte, dann verlas der Sprecher der Wupperwelle die
Nachrichten. »Wer hinter den Anschlägen auf die Pinguine
steckt, ist nicht bekannt. Wie Polizeisprecher Jürgen
Küppers auf Anfrage unseres Senders mitteilte,
ist…«
    »Pah, dreh den
Mist leise, das kann ja keiner ertragen!« Helmut Bode betrat
das kleine Pförtnerhäuschen der Tiefgarage am
Johannisberg und drückte die Tür ins Schloss. Er hatte
den Rundgang beendet und streifte sich die schwarze Lederjacke ab,
um sie über die Stuhllehne zu werfen. Jetzt stand er mit dem
Rücken zu der Wand mit den Schwarz-Weiß-Monitoren, die
das Geschehen im Parkhaus und auf dem oberen Parkplatz am
Johannisberg aus verschiedenen Perspektiven aufzeichneten. Pinter,
sein Kollege, stöhnte. Er saß auf dem klapprigen
Drehstuhl am Schreibtisch und hatte sich die Zeit damit vertrieben,
ein Sudoku-Rätsel zu lösen. Entnervt warf er den
Kugelschreiber auf die Tischplatte und wandte sich zu Bode um.
Dieser grinste überheblich. »Ich hab Karten für den
WFC am Samstag«, freute sich Bode, griff in die Brusttasche
seines Diensthemdes und wedelte seinem Kollegen triumphierend damit
vor der Nase herum. »Und du nicht. Weil du ständig
diesen Scheißsender hörst. Aber vielleicht nehm ich dich
mit ins Stadion, wenn Rotweiß Eifel eins aufs Maul
kriegt.« Er kicherte. Bode war Fußballfan und stand
hinter dem Wuppertaler Fußball-Club, der sich in letzter Zeit
langsam, aber stetig und von Spiel zu Spiel nach oben kickte. Bode
war sichtlich stolz, dass er Karten für das Spiel am Samstag
im Stadion am Zoo ergattert hatte.
    Beleidigt drehte
Ulrich Pinter die Lautstärke des Radios leiser.
»Manchmal bist du echt mies«, brummte er. Pinter war
zehn Jahre jünger als sein Kollege und hatte in dem kleinen
Häuschen Wache geschoben. Er grinste matt, leerte die Tasse
mit dem längst kalten Kaffee und schüttelte sich
angewidert. Sein Blick glitt routiniert über die Reihe von
Schwarz-Weiß-Monitoren, die das Geschehen im Parkhaus und auf
dem Parkplatz »Stadthalle« zeigten. In der Historischen
Stadthalle lief noch ein Konzert der Wuppertaler Symphoniker. Die
Wuppertaler Prominenz war zahlreich erschienen.
    Entsprechend voll
belegt war das Parkhaus am Johannisberg. Deshalb hatte der
Schichtleiter in dieser Nacht zwei Parkplatzwächter
eingesetzt.
    Bode deutete mit dem
Daumen auf das kleine Radio auf dem Schreibtisch. »Wenn ich
so einen Scheiß schon höre - wer tötete den
Plastikpinguin!«, wetterte er und drehte seine Thermoskanne
auf. Bode schenkte sich einen Milchkaffee ein. Schon bald breitete
sich der würzige Duft der braunen Flüssigkeit in der
kleinen Pförtnerloge aus. »Die von der Wupperwelle haben
wohl nichts anderes, worüber sie berichten können - da
fällt mir echt nichts mehr zu ein!« Bode schlug sich mit
der flachen Hand vor die hohe Stirn. »Geköpfte Pinguine,
was für ein Scheiß.«
    »Jedem das
seine«, versuchte sich Pinter in Diplomatie und blickte
angestrengt auf die Wand der Monitore, um dort das Geschehen zu
verfolgen. Er beobachtete einen BMW Z3 auf dem oberen Parkplatz,
der sich scheinbar nicht für eine der zahlreichen freien
Lücken entscheiden konnte. »Die richtige Parkplatzwahl
ist ja auch eine Entscheidung fürs Leben«, feixte Bode
verächtlich. »Die hat eben schon
gesucht!«
    »Da kommt schon
der nächste«, kommentierte Pinter, als sich ein dunkler
Jaguar vor die geschlossene Schranke schob. »Guck dir das an
- nur solche Bonzenkarren heute Nacht!«
    »Die oberen
Zehntausend der Stadt geben sich heute auf dem altehrwürdigen
Johannisberg ein Stelldichein und lauschen den Klängen der
Wuppertaler Symphoniker«, grinste Pinter und beobachtete die
Monitore. Der Jaguar schob sich langsam über den Platz. Er
stoppte neben einem dunklen Mercedes. Dessen Besitzer hatte
scheinbar die Stadthalle vorzeitig verlassen. An seinem Auto war er
angesprochen worden. Eine junge dunkelhaarige Frau schien den
älteren, in einen Smoking gehüllten Mann in ein
Gespräch zu verwickeln. »Das ist doch die Tussi aus dem
Z3«,

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