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Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Lippenstift beschmierten Zigarettenstummel in einem Aschenbecher, unter denen einer war, von dem noch ein dünner Rauchfaden in die stille Luft des Raumes aufstieg.
    Joe setzte sich geräuschlos auf die Kante des Sofas und schaute auf seine Uhr. Es schien unendlich viel Zeit vergangen zu sein, seit er Professor Bingo begegnet war, vor langer langer Zeit in einer weit entrückten Welt. Wenn er sich nur erinnern könnte, wann er die Prise Schnupftabak genommen hatte. So gegen zwanzig Minuten nach zehn, überlegte er. Er wäre gut beraten, Gewißheit zu haben, zu warten, zu experimentieren. Das wäre auf jeden Fall besser. Aber wann hatte er sich jemals entschieden, das bessere zu tun?
    Kein einziges Mal, soweit er sich erinnern konnte. Und schon gar nicht, seit er Gladys kennengelernt hatte.
    Er zog die Pistole aus der Gesäßtasche und legte sie vor sich auf den Couchtisch. Er saß da, starrte abwesend darauf und hörte dem Plärren des Radios zu. Dann langte er hin und schob mit einer fast liebevollen Bewegung den Sicherungsflügel der Pistole zurück. Nachdem er das getan hatte, lehnte er sich gegen die Rückenpolster und wartete. Und während er wartete, gingen seine Gedanken ohne jegliche Empfindung in die Vergangenheit zurück. Erinnerungen kamen und Gedanken, mit denen sich schon viele andere Menschen hatten auseinandersetzen müssen. Die Geräusche hinter der geschlossenen Doppeltür nahm er nur zum Teil wahr, und sie drangen auch nicht wirklich in sein Bewußtsein, einmal, weil das Radio so laut spielte, zum anderen wegen der Eindringlichkeit seiner Erinnerungen.

4
     
     
    Als die Türflügel aufglitten, streckte Joe Pettigrew die Hand aus und nahm die Pistole vom Couchtisch. Die Hand mit der Waffe ließ er auf dem Knie ruhen. Dies war die einzige Bewegung, die er machte. Nicht ein einziges Mal blickte er zur Tür.
    Als die Tür weit genug auseinandergeschoben worden war, daß ein Mensch durch die Öffnung gehen konnte, erschien darin Porter Greens Körper. Mit erhobenen Händen hielt er sich an den Türflügeln fest, und seinen Fingern sah man die Anstrengungen an. Er schwankte ein wenig, während er sich an die Türflügel klammerte, wie ein Mensch unter starkem Alkoholeinfluß. Aber er war nicht betrunken. Seine starr blickenden Augen waren weit aufgerissen, und um seinen Mund lag der Ansatz seines albernen Grinsens. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht und dem aufgedunsenen weißen Bauch. Sein Oberkörper war nackt; er trug nur die Hose. Er war barfüßig, das Haar zerzaust und feucht. Und noch etwas war auf seinem Gesicht zu erkennen, das Joe Pettigrew nicht sah, weil Joe Pettigrew unentwegt auf den Teppich zwischen seinen Füßen starrte und die Pistole auf dem Knie hielt, den Lauf zur Seite gerichtet und auf nichts zielend.
    Porter Green holte tief Luft und atmete sie mit einem langgezogenen Seufzer aus. Er ließ die Türflügel los und machte zwei taumelnde Schritte vorwärts in den Raum. Seine Augen richteten sich auf die Whiskyflasche, die auf dem Tisch vor dem Sofa stand, unmittelbar vor Joe Pettigrew. Sein Blick blieb an der Flasche hängen, und sein Körper drehte sich ein wenig, und er beugte sich vor, noch bevor er nahe genug herangekommen war, um nach ihr zu greifen. Die Flasche stieß klirrend gegen die Glasplatte des Tisches. Selbst da blickte Joe Pettigrew nicht auf. Er konnte den Mann in seiner Nähe riechen, der ihn und sein plötzlich vor Schmerz verzerrtes Gesicht nicht sehen konnte.
    Die Flasche wurde in die Höhe gehoben, die Hand mit den kurzen schwarzen Haaren auf dem Rücken entschwand aus Joe Pettigrews Blickfeld. Selbst durch das Plärren des Radios war das Gurgeln der Flüssigkeit zu vernehmen.
    »Luder!« stieß Porter Green mit rauher Stimme zwischen den Zähnen hervor. »Gottverdammtes, ekliges, gemeines, dreckiges Luder.« Aus seiner Stimme sprachen würgendes Entsetzen und Abscheu.
    Joe Pettigrew bewegte leicht den Kopf und spannte sich. Es war gerade genug Platz zwischen dem Sofa und dem Tisch, daß er aufstehen konnte, ohne den Körper verrenken zu müssen. Er stand auf. Die Hand mit der Waffe hob sich. Und während er sie hob, hob er auch den Blick. Er sah das nackte, teigig weiche Fleisch über dem Bund von Porter Greens Hose. Er sah den Schweiß auf der gewölbten Haut über dem Nabel glänzen. Sein Blick ging nach rechts und wanderte an den Rippen höher. Seine Hand wurde ruhig. Das Herz liegt weiter oben, als die meisten Leute glauben. Joe Pettigrew wußte das. Es

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