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Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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großer Fleischerhaken für meine Frau. Sehr großer Fleischerhaken.«
    Den Mann fest im Zugriff seiner linken Hand, überdachte Kriminalinspektor Lloyd die Situation. Seine fahlen Augenbrauen waren zusammengezogen. Sein großes wettergegerbtes Gesicht war grimmig – aber doch zweifelnd.
    »Nachsehen kann man ja mal«, sagte er schließlich.
    Er schob Mr. Sutton-Cornish vor sich her durchs Zimmer, steckte den Bronzeschlüssel in das mächtige antike Schloß, drehte den Ring und öffnete die Tür.
    Er machte beide Flügel weit auf. Er stand da und schaute in die harmlose Nische – dort war die Vitrine voller Nippsachen und sonst rein gar nichts. Da wurde er wieder verbindlich.
    »Fleischerhaken, sagten Sie, Sir? Sehr witzig, wenn ich so sagen darf.«
    Er lachte, ließ Mr. Sutton-Cornishs Arm los und wiegte sich auf den Fersen.
    »Komisch, was soll 'n das hier sein?« fragte er.
    Mr. Sutton-Cornish duckte sich ganz schnell und warf seinen mageren Körper ungestüm gegen den kräftigen Polizisten.
    »Marsch, geh'n Sie selber rein – dann wissen Sie's!« schrie er. Inspektor Lloyd war ein großer, schwerer Mann und vermutlich daran gewöhnt, mit voller Wucht angerempelt zu werden. Mr. Sutton-Cornish hätte ihn schwerlich einen Fußbreit von der Stelle bewegen können, auch nicht mit fliegendem Start. Aber die Bronzetür hatte eine hohe Schwelle. Der Inspektor reagierte mit der irreführenden Flinkheit seines Berufs, wich schwungvoll und gekonnt ein wenig zur Seite aus – und da scharrte sein Fuß jäh gegen die Bronzeschwelle.
    Wäre das nicht passiert, so hätte er Mr. Sutton-Cornish säuberlich im Flug erwischt und ihn wie ein zappelndes Kätzchen zwischen dicken Daumen und Zeigefinger gehalten. Aber die Schwelle katapultierte ihn aus dem Gleichgewicht. Er kam ins Stolpern, und sein Körper schwenkte ganz aus Mr. Sutton-Cornishs Flugbahn.
    Mr. Sutton-Cornish rempelte gegen die Leere an – die von der majestätischen Bronzetür umrahmte Leere. Er segelte los, alle viere von sich gestreckt, haltsuchend – stürzend – fuchtelnd – über die Schwelle –
    Inspektor Lloyd richtete sich langsam auf, drehte den feisten Hals und stierte hin. Er trat ein wenig von der Schwelle zurück, um ganz sicher zu sein, daß die Türflügel ihm nicht den Blick verstellten. Nein, das taten sie nicht. Er sah eine Vitrine mit merkwürdigen Porzellanfiguren, Schnitzereien aus Elfenbein und blankpoliertem schwarzem Holz, und oben auf dem Möbel drei kleine Statuen aus rosafarbenem Marmor.
    Sonst sah er nichts. Es gab da drin sonst nichts zu sehen.
    »Verflixt und zugenäht!« sagte er endlich hitzig. Zumindest meinte er es gesagt zu haben. Irgendwer hatte es gesagt. Ganz sicher war er da nicht. Er war einer Sache nie mehr völlig sicher – nach jener Nacht.

8
     
     
    Der Whisky sah ganz normal aus. Er roch auch normal. Mit so starkem Zittern, daß er kaum die Karaffe halten konnte, goß Inspektor Lloyd ein wenig davon in ein Glas. Er nahm einen Schluck und wartete.
    Nach einem Weilchen trank er noch einen Fingerhut voll. Er wartete weiter. Dann schenkte er sich noch einmal ein und stürzte den Whisky in einem Zug hinunter.
    Er setzte sich in den Sessel neben dem Whisky und zog sein großes zusammengelegtes Taschentuch aus der Tasche und entfaltete es bedächtig und tupfte sich ab, Gesicht und Hals, dann hinter den Ohren.
    Nach kurzer Zeit zitterte er nicht mehr ganz so stark. Wärme begann ihn zu durchströmen. Er stand auf, trank noch ein wenig Whisky und ging dann langsam und mit bitterer Entschlossenheit wieder durchs Zimmer. Er schlug die Bronzetür zu, schloß sie ab, steckte den Schlüssel tief in die Tasche. Er öffnete das Türchen in der Trennwand daneben, gab sich einen Ruck und trat hindurch in die Nische. Er sah sich die Rückseite der Bronzetür an. Er berührte sie. Es war hier drin nicht sehr hell, aber er konnte sehen, daß der Raum leer war, bis auf die lächerlich wirkende Vitrine. Kopfschüttelnd kam er wieder hervor.
    »Is' doch nich' möglich«, sagte er laut. »Glaubt mir keiner. Aussichtslos.«
    Dann packte ihn die Unvernunft des Vernünftigen, packte ihn die Wut. »Wenn das auffliegt«, sagte er zwischen den Zähnen, »bin ich geliefert.«
    Er stieg in den dunklen Keller hinab und stöberte herum, bis er ein Beil fand. Das trug er hinauf.
    Er hackte die Holzwand zu schmalen Spänen. Als er fertig war, stand die Bronzetür einsam auf ihrem Fundament. Inspektor Lloyd legte das Beil hin, wischte sich Gesicht

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