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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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auf, kletterte das letzte Stück und betrat den Eingang der Höhle.

    »Verzeihung, was sagten Sie?«
    »Ich fragte, ob Sie meine Rede während des EU-Gipfels im Fernsehen verfolgt haben.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Monsieur le Président, ich war für einen Augenblick abgelenkt. Wenn man in Ihre wundervollen Gärten blickt, sieht man so vieles...«
    Der Präsident sah nun auch hinaus. Der Regen lief von außen in golden glitzernden Streifen an den Fensterscheiben hinab. In ihnen spiegelten sich die Lüster und Kerzenflammen der Säle, während die dahinter liegenden Gartenanlagen nun im Dunkel lagen.
    »... aber ja, ich habe Ihre Rede verfolgt«, fuhr der Weißbärtige fort. »Ich bewundere Ihre Offenheit. Sagen Sie mir, wie sie von den anderen aufgenommen wurde.«
    »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich habe den Eindruck, dass Sie mit den Gedanken woanders sind. Wir können uns gern zu einem späteren Zeitpunkt unterhalten, Monsieur le Comte.«
    »In der Tat, das bin ich. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis. Tatsächlich würde ich mich gerne etwas später zu Ihnen gesellen, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Selbstverständlich, ich werde mich unterdessen um die anderen Gäste kümmern. Scheuen Sie sich nicht, zum rechten Augenblick einfach auf sich aufmerksam zu machen.«
    »Das werde ich. Nochmals vielen Dank, Monsieur le Président.«
    Kaum hatte der Präsident sich von ihm entfernt, erschienen die beiden Begleiter wieder, und die drei traten wie in stillem Einverständnis vor die Fenster und sahen in den regnerischen Abend hinaus.

    Der Schäfer entzündete sein Feuerzeug und suchte den Boden des Höhleneingangs nach Brennbarem ab. Schließlich gelang es ihm, ein Bündel dürrer Zweige als notdürftige Fackel in Brand zu setzen. Im Schein der Flammen entdeckte er eines seiner Tiere. Es kauerte in einer Nische der Wand und blickte verängstigt in das Licht. Mit besänftigenden Worten ging er auf das Schaf zu und streckte seine Hand aus. Es scheute vor ihm zurück, doch der Schäfer hatte reichlich Erfahrung und wusste, wie er das Tier beruhigen konnte. Langsam trat er auf die Nische zu und sprach dabei weiter auf das Tier ein. Mit vorsichtigen Bewegungen holte er aus seiner Jackentasche ein Bündel aufgeweichter Kräuter hervor. Die Pflanzen linderten bei den Schafen Magenverstimmungen und verbesserten die Verdauung; sie fraßen sie gierig, wo immer sie sie fanden, doch da es hier oben auf den Weiden diese Heilkräuter nicht gab, hatte er immer welche dabei. Wie erwartet, begann das Schaf interessiert zu schnuppern, und der Schäfer konnte sich ihm weiter nähern. Bald hatte er das Tier erreicht, so dass es die Kräuter fressen und an seiner Hand riechen konnte. Eine ganze Weile stand er so da und ließ den Blick neugierig umherschweifen. Die Höhle war hier wenig mehr als mannshoch, doch dem Hall der Geräusche nach zu urteilen musste sie sich noch ein gutes Stück in den Berg hineinziehen. Vielleicht wurde sie dort auch geräumiger. Er hatte wenig Interesse, sie auszukundschaften. Sicher, es gab hier keine wilden Tiere, Bären oder Wölfe, die er zu fürchten hätte, doch allein mit einer Fackel ausgerüstet überkam ihn bei der Vorstellung einer Expedition in die Tiefe der Dunkelheit ein unbehagliches Gefühl.
    Der Boden der Höhle war sehr eben, nur ein wenig Geröll, das sich im Laufe von Hunderten, vielleicht Tausenden von Jahren von der Decke gelöst hatte, lag umher. Der Schäfer beugte sich hinunter: Es sah aus, als sei der Untergrund einst absichtlich geglättet und gereinigt worden. Auch die Wände: Sie waren viel zu glatt, um natürlichen Ursprungs zu sein. Als er die Wand musterte, schrak er plötzlich zurück. Keine Armlänge entfernt war der Fels mit allerlei Malereien bedeckt! Er war also tatsächlich nicht der erste Mensch, der diesen Unterschlupf gefunden hatte. Ob es Zeichnungen der Urmenschen waren, wie man sie ja schon an anderen Stellen in Frankreich gefunden hatte, Lascaux oder Chauvet? Er hatte einige Male davon in der Zeitung gelesen, und es hatte ihn besonders interessiert, weil er sich immer gewünscht hatte, er würde auch einmal so eine Entdeckung machen und berühmt werden. Nicht weit von hier, irgendwo bei Perpignan, soweit er sich erinnerte, hatten sie sogar mal einen Mann aus der Steinzeit gefunden. Er machte einen Schritt zur Seite und erhellte ein weiteres Stück der Wand. Wie die Felszeichnungen von Lascaux sah das jedenfalls nicht aus. Es waren keine Bilder

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