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Prokopus

Prokopus

Titel: Prokopus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Stube, die mit einem sehr breiten Überdache sogar bis ins Freie gegen die Bäume ging. In dieser Stube und unter dem Überdache saßen viele Menschen und aßen, indem man ihnen Suppe und anderes zum Mittagmahle verteilte. Die Tochter Lenore wurde unter diesen Leuten gesehen, mit denen sie freundlich redete.
    Es war indessen schon beinahe Mittag geworden, die Sonne stand schon hoch, und die Hitze mehrte sich, obwohl es noch zeitlich im Frühjahre war. Da die Menschen in der Küchenstube und unter dem Vordache gegessen hatten und sich entfernten, rückte die Stunde heran, wo auch Vater Romanus mit den Seinigen das Mittagmahl einzunehmen gewohnt war. Es war damals diese Stunde viel früher als jetzt und meistens schon, ehe die Sonne den Mittelpunkt ihres Bogens erreicht hatte. Wenn Sommer und schönes Wetter war, geschah es, daß sie meistens im Freien an einem abgesonderten Plätzchen, wo mittags liebliche Schatten hinfielen, beisammensaßen und daß Vater Romanus nach der letzten Speise noch ein wenig blieb und mit den Seinigen plauderte. - So war es auch heute gewesen, weil ein gar so funkelnder, blauer, freundlicher Himmel über der ganzen Fichtau stand. Nach dem Essen ging Romanus in die Herbergstube. Er rechnete dort ein wenig mit der Kreide auf einer Tafel und ging dann wieder auf die Gasse hinaus.
    »Was bin ich denn schuldig, Vater Romanus?« fragte ihn hier der Riemmeister. »Vier Batzen, Nikolaus, willst du denn schon gehen?« sagte der Wirt.
    »Ja freilich Vater«, antwortete der Mann, »ich muß beizeiten in Prigliz sein.«
    »Nun, so grüße mir die Perklaser recht schön, wenn du wieder heimkömmst«, sagte Romanus. »den alten Lederherrn und seine Frau und ihren Sohn Albrecht, meinen künftigen Eidam - und die andern alten Perklaser; ich komme wohl die künftige Woche hinaus.«
    »Seid Ihr denn morgen nicht zugegen?« fragte der Riemmeister; »ich spreche wieder ein, wenn ich auf dem Rückwege bin, und da könnt Ihr mir die Grüße nach Perklas aufgeben.«
    »Ich gehe wohl in die linke Holzwiese hinauf, um nachzuschauen«, antwortete der Wirt, »aber ich werde schon zurück sein, wenn du kommst. Spreche nur ein, Nikolaus, spreche nur ein. Jetzt Gott befohlen, und grüße die Priglizer, den alten Syndikus, das ist ein närrischer Mann.«
    »Gott befohlen«, sagte der Riemmeister, indem er seinen Schnallensack und seinen Stab von der Bank auflas.
    Im Vorübergehen, da er sich gegen den Pfad hinab wandte, gab er dem Vater Romanus die vier Batzen in die Hand, welche dieser in eine Ledertasche an seinem Wamse gleiten ließ.
    »Die Frucht soll ja vorletzt im Lande sehr abgeschlagen haben«, wandte sich der Wirt nun an den Aubauer Gervas.
    »Die Hohenhauser haben vier Mut Korn um fünfunddreißig Taler geladen«, antwortete dieser.
    »So - so - das ist gut«, sagte der Wirt, »zeigt auch, daß die Händler wegtrachten, weil die Saat so schön steht.«
    Nach diesem Gespräche ging auch der Aubauer fort, und mit ihm ging Eberhard, der Schmied aus Sarau. Auch andere Gäste hoben sich, berichteten ihre Rechnung und gingen fort. Die Leute, welche schon am frühen Morgen dagewesen waren, um das Fest zu sehen, und auch die andern, welche sich später eingefunden hatten, weil sie an irgendeiner Stelle des Tales gestanden waren, um zuzuschauen, entfernten sich einer nachdem andern, um die Heimat zu gewinnen, bis endlich der Platz vor der grünen Fichtau ganz leer war und auch im Hause sich niemand befand, als der zum Hause gehörte.
    Die Sonne stand schon schief. Die Tannen, welche vormittags Schatten geworfen hatten, glänzten jetzt in allen ihren Nadeln, die Wände gegenüber, welche morgens geleuchtet hatten, standen jetzt in ruhigem Schatten, und die Wärme milderte sich.
    Der Vater Romanus hatte noch allerlei zu tun, um die Vorkommnisse des Tages und die Nachrechnungen desselben in Ordnung zu bringen. Er war deshalb in der Stube. Mutter Ludmilla ließ noch die letzten Reste des Festes, die man etwa im Drange übersehen hatte, einräumen und alles an seinen Platz und in seine Ordnung stellen.
    Gegen die spätern Nachmittagsstunden hin kamen zwei Säumer. Sie banden ihre Tiere an die glänzenden Eisenringe, die an einer Reihe von Pflöcken befestigt waren, und hielten ihr Vesperbrot. In jenen Zeiten, wie wir gesagt haben, wurden noch alle Gegenstände, die durch die Fichtau gingen, gleichsam wie auf hohen, schmalen Gebirgspfaden gesäumt, weil man der breiteren, fahrbaren Straßen noch nicht bedurfte. Der Säumer

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