Was kommt nach dem Tod?
Vorwort
Gleichgültig, welche Weltsicht Menschen haben: Der Frage, was nach dem Tode kommt, kann kein Mensch auf Dauer ausweichen. Sich mit dieser Frage offen und unvoreingenommen auseinanderzusetzen – dazu möchte das vorliegende Buch anregen.
Es ist für suchende, fragende, zweifelnde Zeitgenossen geschrieben, denen keine der großen Antworten mehr selbstverständlich ist, die sie aber auch nicht einfach leichtfertig beiseiteschieben, sondern noch einmal neu auf in ihnen steckende Weisheit und Lebensweisung hin bedenken wollen. Und dies ausgehend von heute möglichen Erkenntnissen.
Nicht zuletzt Einsichten aus der Gehirn-Geist-Debatte und aus der Nahtodforschung veranlassen dazu, uralte Themen wie unsterbliche Seele, Wiedergeburt, Auferstehung, Verwandlung, Gerechtigkeit im Gericht, All-Versöhnung, Zeit und Ewigkeit, ewiges Leben, Vollendung (auch des Kosmos?) nochmals neu zu durchdenken.
Die einzelnen Teile des Buches lassen sich auch getrennt voneinander für sich lesen. Querverweise im Text führen gegebenenfalls zu anderen Teilen. So kann, wer will, problemlos auch mit dem zweiten oder dem letzten Teil beginnen. Die Anmerkungen bieten öfters Zusatzinformationen, die beim ersten Lesen gut übergangen werden können.
Gewidmet sei das Buch meiner früh verstorbenen Mutter Klara Kessler, geb. Forster (1916 – 1950), Anna Kessler, geb. Eberhardt (1910 – 1996), die seit 1951 für uns fünf Kinder sorgte, und meinem Vater Hubert Kessler (1907– 2002), meinen Schwiegereltern Hans Kilian (1910 – 1982) und Hanne Kilian (1915 – 2004) sowie dem Freund Werner Böckenförde (1928 – 2003) und all den anderen Verstorbenen, denen ich vieles verdanke oder schulde.
Danken möchte ich meiner Frau Heidrun, die durch ihr kritisches Mitdenken und durch ihr Umsorgen wesentlich zum Werden des Buches beigetragen hat. Herrn Dr. Berthold Weckmann und Herrn Dr. Bruno Kern danke ich für die sorgfältige verlegerische Betreuung.
Frankfurt/Main und Werther/Westf., im August 2013
Hans Kessler
Einleitung: Was kommt nach dem Tod? Ein verwirrendes Spektrum von Meinungen
Vor einiger Zeit sagte mir ein junger Mann, gestern sei sein Schwiegervater auf dem Weg zum Einkaufen tot umgefallen. „Wir lassen ihn einäschern und streuen die Asche vor Rügen in die Ostsee. Das war’s dann“, fügte er noch hinzu. Wirklich? War es das? Kommt danach nichts mehr? Höchstens das Wiedereingehen in Mutter Natur? Oder vielleicht ein Hineinsterben in Gott?
In der Wochenzeitung Die Zeit vom 22. 2. 2007 fand ich einen Leserbrief, in dem es hieß: „Angst vor dem Tod kann erheblich dadurch vermindert werden, dass man akzeptiert, dass danach NICHTS kommt. Auf jeden Fall keine Hölle.“ Muss man vor dem, was auf uns zukommt, Angst haben? Es gibt ja quer durch die verschiedenen Religionen Menschen, die an ein Gericht mit Lohn (Himmel) und Strafe (Hölle) glauben, wie wir Menschen uns das eben so denken und wünschen – und wie es lange Zeit auch Predigten den Menschen eingeredet haben.
Oder soll man, wie es in Zeitungsartikeln immer wieder heißt, an eine „ Wieder- Auferstehung“ glauben, also daran, dass der begrabene und verweste Körper am Ende wieder aus der Erde auferstehen und wieder mit seiner Seele vereinigt werde? Mit Recht wird dagegen gefragt, wie das denn gehen solle, wo der Körper sich doch in anderes aufgelöst hat. Meint ein reflektierter Glaube mit „Auferstehung“ nicht etwas völlig anderes?
Und eine unsterbliche Seele: Ist die nicht längst von Medizin und Neurowissenschaft widerlegt? Haben nicht sogar manche Theologen sie verabschiedet? Aber wäre mit der Seele nicht auch die Person erledigt? Menschen, die kurzzeitig klinisch tot waren und wiederbelebt wurden, berichten z. T. von ihren außersinnlichen Out-of-body-Erfahrungen: Gibt es also doch ein vom Gehirn und Körper unabhängiges personales Bewusstsein? Eine immaterielle Seele? Und gibt es Seelenwanderung mit wiederholten Erdenleben, in denen der Mensch reifen und sich vervollkommnen muss?
Oder ein ewiges Leben? Endlose Langeweile und Monotonie, während wir alle an unseren vergangenen Wunden herumlecken (wie Max Frisch das beschrieb: siehe unten S. 247 f)? Das wäre furchtbar, es wäre die Hölle. Deswegen will ja auch nur eine Minderheit ewig leben; ein endloses Dasein ist nicht sehr verlockend.
David E. Duncan hat mehr als 30.000 Menschen danach befragt, wie viele Jahre sie gerne hätten, wenn sie ihr Lebensende selbst bestimmen
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