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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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ein, indem sie sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen stemmte, und legte das Schwert zur Seite. Dann griff sie mit beiden Händen in Alis’ Brust, und das warme Fleisch schloss sich um ihre Finger. Sie biss die Zähne zusammen und schob sich immer weiter vor, bis sie auf etwas Weiches, Glattes stieß. Ihre Hände legten sich um den zuckenden Muskel, mit einem Aufschrei riss sie ihn heraus. Alis atmete noch einmal tief ein und starb.
    Julie hielt sein Herz in den Händen, das noch einige Male sacht in ihren Handflächen schlug. Sehr schnell wurde das Gewebe durchsichtig und hart, bis sie einen vollkommen reinen Kristall vor sich hatte. Er war noch strahlender und größer als der von Mathilde.
    Sie blickte auf. Plomion und die dunkelhaarige Seraph, die aus ihrer Schulterwunde blutete, hatten die beiden verbliebenen Ratsmitglieder, die noch immer völlig apathisch waren, mit Ketten gefesselt. Mit Dazaar verfuhren sie ebenso. Der einstige Anführer der Cherubim schnappte und knurrte, allerdings ohne etwas auszurichten.
    Julie barg den Kristall in beiden Händen und trug ihn zu Fédéric hinüber. Das Blut hatte die Weste unter seinem Kopf durchtränkt, und Julie hatte nur noch einen Gedanken: Bitte, lass noch ein wenig Lebenskraft in ihm sein .
    Sie kniete sich neben ihm auf den kalten Stein und legte den warmen Kristall auf seine Brust. Atmete Fédéric noch? Wenn, dann so schwach, dass sie es nicht sehen konnte.
    Nichts geschah. Julie strich über Fédérics kalte Stirn und starrte den Kristall an, als könnte sie ihn so dazu bringen, seine Kraft zu entfalten. Plötzlich trübte sich der Stein, erst ganz schwach, dann stiegen dunkle Wolken darin auf, als gösse man Tinte in Wasser. Nach wenigen Minuten war der Kristall schwarz geworden.
    Fédéric öffnete den Mund und schnappte nach Luft, und als Julie den Kristall wieder ansah, war er so klar wie zuvor.
    »Geht es dir gut, Fédo?« Sie betrachtete Fédéric forschend und half ihm, sich aufzurichten. Er betastete seinen Hinterkopf und betrachtete das Blut an seinen Fingern. »Ich muss mich gestoßen haben. Was ist passiert?«
    »Später«, sagte Julie, die sich zurückhalten musste, um Fédéric nicht um den Hals zu fallen. Alis’ Herz hatte ihm das Leben gerettet.
    Jemand berührte sie sanft an der Schulter. Es war Plomion. »Etwas bleibt noch zu tun.«
    Julie löste ihren Blick von ihrem Freund und nickte. Sie gab Plomion den Kristall und stand auf. Ihr ganzer Körper schmerzte, und Plomion musste sie stützen, als sie sich zur Zisterne begaben. Fédéric folgte ihnen langsam, auch er war nicht ganz sicher auf den Beinen.
    Als sie die Öffnung erreicht hatten, setzte Plomion vorsichtig den Herzkristall in die Halterung der Kristallkanone, die er die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte. Julie zog die beiden Amulette hervor, und er fügte beide in die dafür vorgesehenen Klammern ein. Kurz wog er das Gerät in seinen Händen. »Du solltest es vollenden«, sagte er dann ruhig. Er gab die Kristallkanone an Julie weiter und trat einen Schritt zurück.
    Julie steckte ihren Arm durch das Loch, das die Windungen der Konstruktion freiließen und rückte sie in die richtige Position. Fédéric half ihr, die Ledergurte zu schließen. Dann richtete sie die trichterförmige Mündung in die Zisterne. Mit der freien Hand drückte sie die Amulette zusammen. Es gab keinen Schlag und keine Explosion, wie sie erwartet hatte. Das Licht, das die Amulette blitzartig abgaben, färbte den Kristall zunächst tiefblau, und als die Magie durch ihn hindurchgeflossen war, trat es in einem weichen Strahl wieder aus, der sich verbreiterte, während er sich in die Tiefe tastete. Er glitzerte, und Julie verstand, ohne zu wissen, woher, dass das Licht winzige Partikel des Herzkristalls herausgelöst hatte. Als der Strahl den Grund der Zisterne erreichte, dehnte er sich in alle Richtungen aus. Zunächst bedeckte es den gesamten Boden, dann stieg das glitzernde Licht hoch wie Wasser in einem Brunnenschacht und trug die Kugeln mit nach oben. Julie war so fasziniert von dem Anblick, dass ihr erst bewusst wurde, mit welch rasender Geschwindigkeit das Licht anstieg, als Fédéric sie vom Rand der Öffnung zurückriss. Keine Sekunde später schoss eine strahlende Fontäne aus der Öffnung und schleuderte die Kugeln in die Luft.
    Plomion und die junge Seraph duckten sich, Fédéric legte schützend die Arme um Julie. Als sie aufblickte, war das Licht erloschen, doch die Seelengläser hingen in der

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