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In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

Titel: In den Spiegeln - Teil 3 - Aion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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3.01 Auf der anderen Seite
     
    Nachdem alles vorüber ist, finde ich mich stehend wieder. Es ist noch immer Nacht. Ein Sturm tobt und wirbelt Sand und kleine Steine auf, die er dann in Kreisen und Spiralen tanzen lässt.
    Ich sehe mich orientierungslos um und taumele in einer Windböe. Der Ort ist eine Ruine. Die rauen Säulen sehen aus, als hätte der Wind sie seit Jahrtausenden mit Staub gepeitscht. Sie säumen eine gewaltige Steinterrasse, die sich offensichtlich auf einer Art Hügel oder Erhöhung befindet.
    Für einen kurzen Augenblick klärt sich der Sandsturm vor mir und lässt mich weiter in die Ferne sehen. Es ist eine karge Landschaft. Eine Wüste ohne Erhebungen und Terrainwellen. Doch meinen Blick fesselt etwas anderes.
    Eine Stadt, die inmitten dieser Öde wie eine lumineszierende Qualle im nächtlichen Ozean anmutet. Sie scheint riesig zu sein und aus sanftem Licht zu bestehen. Ich sehe sie nur für einige Momente, dann umringt mich bereits der dunkle Sturm und nimmt mir die Sicht.
    Heftiger Wind presst abwechselnd gegen meine Brust und meinen Rücken, als stritten sich einzelne Böen um mich. Ich sehe den ersten Schatten sofort. Eine schnelle, unangenehme Bewegung, dicht über dem Boden. In der matten, staubigen Dunkelheit ist sie nicht genau zu erkennen. Doch die Ahnung der schnellen Bewegungen lässt mich erstarren. Das Hinterteil der Kreatur hat die Größe einer Pauke. Sie ist nur wenige Schritte entfernt. Und ich bin nur ein starrer Klumpen Furcht, der recht unmissverständlichen Absicht dieses Wesens ausgeliefert.
    Etwas zischt an meinem Kopf vorbei, und dann sehe ich einen Speer, der sich in das kleine Rückenstück, das den Kopf der Kreatur mit ihrem dominanten Leib verbindet, bohrt. Das Tier zuckt noch einige Male mit den langen, dürren Beinen, während mich plötzlich maßloser Ekel durchströmt. Jemand kommt die breite Steintreppe hinter mir herab und legt die Hand auf meine Schulter.
    »Schnell«, sagt die Gestalt. Ich sehe mich um und werde sogleich von der Frau am Ellbogen gepackt und zu den Säulen gezerrt. Ich blicke noch mal zu der Quelle meiner Angst zurück und erkenne, dass die Geschwister des Monsters dabei sind, ebenfalls unserem kleinen Jour fixe beizuwohnen. Es mögen zwanzig sein, vielleicht fünfzig.
    Ich stolpere meiner Retterin durch die Säulenreihe hinterher und bemerke, dass wir eine Art Atrium betreten, das oben zwar kein Dach hat, aber erstaunlicherweise von dem Sturm verschont wurde. Doch ich vermute, dass ich mich hier an derartige kleine Wunder gewöhnen muss.
    Auf dem Boden entdecke ich etwas Vertrautes. In die Steinplatten ist ein Kreis eingraviert, der von fünf gleichmäßig verteilten Kugeln oder Ringen durchbrochen wird. Das Symbol der Lux Aeterna . Der Durchmesser des Emblems ist nicht größer als zwei Meter.
    Die mysteriöse Frau tritt in den Kreis und geht in die Hocke. Sie drückt ihr rechtes Knie gegen den Boden und setzt sich auf den Unterschenkel. Ich imitiere sie wortlos. Sie presst ihre Handflächen auf den Boden. Im selben Augenblick beginnt der Kreis zu leuchten. Die Strahlkraft steigert sich zuerst nur zaghaft, wie eine alte Leuchtstoffröhre, die eingeschaltet wird. Doch dann schießt aus der Rinne des Kreisrandes senkrecht ein bläuliches Licht empor und erschafft um uns eine endlos hohe, strahlende Säule, in deren Mitte wir sitzen.
    Ich sehe durch das Licht und stelle mit Unbehagen fest, dass die Horde der behaarten Albträume in das Atrium eingedrungen ist und nun von allen Seiten auf uns zuströmt. Ich höre einen gedehnten, kehligen Schrei und bemerke, dass ich es bin, der schreit. Nur wenige Sekunden später stoßen die ersten Kreaturen aggressiv gegen die Lichtwand. Ich zucke zusammen, doch keinem der Viecher gelingt es durchzudringen. Jedes Biest, das gegen das Licht prallt, wird von einem blitzschnellen Impuls durchströmt und zurückgestoßen. Dann verschwindet es einfach. Die anderen scheinen nicht bereit zu sein, von der Erfahrung der Vorangegangenen zu lernen, und so pressen und stürmen sie unaufhaltsam gegen unseren seltsamen Schutzwall. Ich beiße die Zähne zusammen und schließe die Augen, denn ich kann das Getümmel aus Beinen und Unterleiben, von dem mich nur eine dünne, gewölbte Mauer aus Licht trennt, nicht ansehen.
    Als ich wieder hochsah, war es vorbei. Um uns herrschte Stille, nur das blaue Licht schien einen seltsamen Singsang von sich zu geben. Die Frau richtete sich auf. Erst jetzt sah ich, dass sie ihre Hände in

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