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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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Denken einschalten. Nur mit bewusstem Denken können wir das Schema unterdrücken, wenn es erst einmal aktiviert worden ist.
    Das bewusste Denken erfordert allerdings Energie und Konzentration! Sind wir zum Beispiel gestresst, dann kann das bewusste Denken sich nicht immer durchsetzen. Sind wir abgelenkt, frustriert, angestrengt, dann brechen die Vorurteile so ungehindert durch, wie wir es nicht für möglich halten würden. Zahlreiche Experimente belegen das: Plötzlich verletzen weiße ihre schwarzen Mitschüler, beschimpfen Männer ihre weiblichen Kollegen und pöbeln Heterosexuelle ihre homosexuellen Nachbarn an – und zwar genau die Menschen, die eigentlich keine Vorurteile »haben«, wenn man sie in einer ruhigen Minute danach fragt.
    Außerdem ist unser gedankliches Betriebssystem generell sparsam. Es sucht ständig nach Gründen, bewusstes Denken zu vermeiden und den Automaten laufen lassen zu können. Kommt ein Vorurteilsschema auf, so fragt sich unser kognitives, gedankliches Betriebssystem daher immer zuerst: Muss ich das überhaupt unterdrücken – oder gibt es nicht einen guten Grund dafür, den automatischen Prozess laufen zu lassen? Finden wir nur eine kleine Rechtfertigung für das Vorurteil, so ist es nämlich gar nicht mehr nötig, es zu unterdrücken! Wir können das Schema dann einfach ablaufen lassen, Energie sparend und ohne schlechtes Gewissen. Haben wir uns zum Beispiel im Büro heute wieder über den vorlauten Kollegen geärgert, dann haben wir eine Rechtfertigung für den Gedanken »Männer sind eben aggressive Machos«. Wir brauchen diesen Gedanken gar nicht mehr zu unterdrücken! Und schon haben wir kognitive Energie gespart.
    Können wir Vorurteile denn dann überhaupt überwinden? Ja. Es gibt eine erprobte Methode: ein möglichst intensiver individueller Kontakt zwischen den Gruppen, wobei die Gruppen voneinander abhängig sind und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten müssen. In der Schule ist das als die Jigsaw- oder Puzzle-Methode bekannt geworden, erfunden von dem berühmten US -amerikanischen Sozialpsychologen Elliot Aronson: Man teilt Lernstoff auf verschiedene Gruppen auf und jede Gruppe muss sich einen Teil von der anderen Gruppe erklären lassen, um eine Aufgabe lösen zu können. Je mehr die Puzzleteile der Gruppe ineinandergreifen, desto mehr verschwinden die Vorurteile.
    Was lernen wir außerhalb der Schule daraus? Wir sollten vorsichtig umgehen mit dem Satz: »Ich habe keine Vorurteile« – und stattdessen wissen, dass wir alle eine ganze Menge Vorurteile haben, zumindest im Kopf. Dann können wir auf der Hut sein und ganz besonders darauf achten, dass diese Vorurteile nicht durchbrechen, weil wir im Stress sind oder uns eine rationale Rechtfertigung gesucht haben. Und wir alle können schließlich die Jigsaw-Methode nutzen und daran arbeiten, dass unsere Gesellschaft ein gemeinsames Puzzle wird.
    Aronson, E. & Bridgeman, D. (1979): Jigsaw groups and the desegregated classroom: In pursuit of common goals. Personality and Social Psychology Bulletin, 5, 438–446
    Aronson, E., Wilson, T. D. & Akert, R. M. (2008): Sozialpsychologie (Kap. 13). München: Pearson
    Aronson, J., Lustina, M. J., Good, C. & Keough, K. (1999): When White Men Can’t Do Math: Necessary and Sufficient Factors in Stereotype Threat. Journal of Experimental Social Psychology, 35, 29–46
    Devine, P. G. (1989): Stereotypes and prejudice: Their automatic and controlled components. Journal of Personality and Social Psychology, 56, 5–18
    Greenberg, J & Pyszczynski, T. A. (1985): The Effect of an Overheard Slur on Evaluations of the Target: How to Spread a Social Disease. Journal of Experimental Social Psychology, 21, 61–72
    Rogers, R. W. & Prentice-Dunn, S. (1981): Deindividuation and anger-mediated interracial aggression: Unmasking regressive racism. Journal of Personality and Social Psychology, 41, 63–71

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