Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Vor urteile wort
Der gemeine Psychologe ist ein eher freudloses Wesen. Er hatte eine schwere Kindheit und ist gerne mal zu kurz gekommen.
Er beschreibt sein Leben als ein Schreiten durch ein tiefes Tal der Tränen. Weil er selbst so leidet, verspürt er den Wunsch, anderen zu helfen und ihnen das zu geben, was ihm selbst verwehrt geblieben ist.
Nach 35 Wartesemestern (hoher Numerus Clausus!) ergattert er endlich einen Studienplatz am Ende der Welt. Oft verschlägt es ihn nach Bielefeld oder nach Tübingen. Dort zieht er in eine gemischte Fünfer-WG ein, in der man sich Zettel unter der Tür durchschiebt, auf denen Dinge stehen wie: »Du, das hat mich total in meinem Inneren berührt, was du gestern Abend beim Essen zu mir gesagt hast.«
Sein Studium ist für ihn Selbsttherapie, weshalb er höchstes Engagement an den Tag legt. Dies zeigt sich besonders eindringlich in lebhaften Hörsaaldiskussionen, die nicht selten nach dem Muster »Mein Therapeut hat damals zu mir gesagt …« – »Nein, meine Therapeutin meint aber …« ablaufen. Überhaupt sind Diskussionen für den Psychologen wichtig. Denn die meisten Dinge kann man »nicht einfach so stehen lassen«.
Nach 120 Semestern Studium und Selbsterfahrung kann der Psychologe eigentlich nichts. Noch nicht einmal diskutieren.
Das hat verschiedene Ursachen: Er hat entweder die Zeit ausschließlich damit verbracht, eigene Traumata aufzuarbeiten. Oder ein irrer Statistikprofessor hat ihm wild Zahlen um die Ohren gehauen. Das hat den Psychologen überrascht und verunsichert, weil ihm vorher niemand gesagt hatte, dass Psychologie zu einem Großteil Mathematik ist. Er fand das richtig gemein und hat sich in die schöne Zeit seiner Wartesemester zurückgesehnt.
(Übrigens – und im Ernst ebenso wie im Vertrauen: Der Geheimtrick der Psychologie ist, dass eine entsprechend große Untersuchungsstichprobe ausreicht, um nahezu jeden Sachverhalt statistisch zu beweisen. So lässt sich mit ein paar Zahlen schön die Realität verdrehen. Wenn Ihnen also eine der Aussagen in diesem Buch nicht gefällt, dann müssen Sie nur lange genug in der Fachliteratur stöbern oder selber experimentieren und Sie werden zu fast allem auch das Gegenteil »belegen« können.)
Eventuell war der Psychologe auch zu abgelenkt, weil die Mütter unter den Studentinnen ihre Kinder vor versammelter Mannschaft stillten – die Wartesemester waren ja auch an ihnen nicht kinderlos vorübergegangen. Spätestens die stark familiengeprägten Vorgänge im Hörsaal begründeten beim Psychologen die Überzeugung, dass man alles im Leben mit frühkindlichen Erlebnissen erklären kann. Zudem konnten die stillenden Mütter sicherstellen, dass ihr Nachwuchs die Abgründe der menschlichen Psyche schon mit der Muttermilch aufnahm. (Wenigstens blieben ihm Hunde in der Vorlesung erspart – die nämlich hatten sich im Nachbarhörsaal der Pädagogen zusammengerottet.)
Kurz: Sein Abschluss hat ungefähr die Wertigkeit eines Jodel-Diploms und so kommt es, dass sich der Psychologe postgraduiert sündhaft teuer fortbilden muss: in Therapie, Beratung, Supervision oder Coaching. Diese Ausbildung zahlt er dann lebenslänglich ab, was seiner Freudlosigkeit nicht abträglich ist.
Bei der Psychologie handelt es sich also um ein weites Feld – und um Ihnen den Gang sowohl auf die eine Seite der Couch als auch auf die andere zu ersparen, haben wir dieses Buch geschrieben.
Denn: Interessant ist die Psychologie schon! Und so praktisch.
Es geht ja um nicht weniger als die Frage: Wie funktioniere ich? Mit allen möglichen Dingen verbringen wir unsere Zeit, aber nur sehr selten mit dieser Frage, die doch jeden von uns betrifft wie keine andere. Nebenbei erklärt uns die Psychologie auch, wie die Menschen um uns herum funktionieren – was auch wiederum praktisch für uns selbst ist. Denn mit Gebrauchsanleitung sind unsere Mitmenschen doch wesentlich angenehmere Zeitgenossen als ohne.
Mit ein paar psychologischen Kniffen können wir unseren Alltag besser und angenehmer gestalten. Ob Sie diese Kniffe dazu einsetzen, Ihren eigenen Vorteil zu maximieren oder an einer besseren Welt für alle zu arbeiten, bleibt ganz Ihnen überlassen. Möglich ist beides. Denn wer weiß, wie er selbst und andere Menschen funktionieren, der hat zumindest die Kontrolle über seinen Alltag zurückgewonnen – jedenfalls teilweise. Dazu mehr in diesem Buch.
Und Sie können auf jeder Party mitreden! Die Küchen sind voll von Küchenpsychologen! Dieses
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