Psychologische Homöopathie
entkoffeiniert, koffeinfrei mit Magermilch, halb entkoffeiniert mit Magermilch und Sahne und endet schließlich bei koffeinfrei mit Magermilch, Sahne und einer Scheibe Zitrone.)
Für einige Mercurius-Menschen ist Ausgewogenheit kaum zu erreichen. Sie reagieren so sensibel wie ein Tropfen Quecksilber, und ihre Stabilität ist ähnlich schwer zu fassen. Das gilt für ihre Stimmungen, ihren Körper und sogar ihre Ansichten. Mercurius fällt immer von einem Extrem ins andere. Oft ist eine strenge Disziplin entweder gar nicht möglich, oder Mercurius nimmt dabei wirklich Schaden. Sellers hielt strenge Diät, um schlank und attraktiv zu sein, als er mit Sophia Loren als Hauptdarstellerin spielen sollte. Er verlor eine Menge Gewicht, aber der Schock brachte ihn beinahe um. Am Ende seiner Diät hatte er die erste von zahlreichen Herzattacken. Einer meiner Mercurius-Patienten erzählte mir eine ähnliche Geschichte. Er hatte immer zuviel gegessen, so daß sein Körper weich und schwabbelig geworden war. Eines Tages entschloß er sich zu einer Diät und trieb jeden zweiten Tag Sport. Obwohl er keine anstrengenden Übungen machte, gelang es ihm, seine Fettreserven in feste Muskeln zu verwandeln, aber er hatte sein Ziel kaum erreicht, da erkrankte er an einem mysteriösen Leiden, das ihn vollkommen schwächte. Danach aß er wieder zuviel und trieb keinen Sport mehr. Es sieht so aus, als könne es für manche Mercurius-Menschen in einer Katastrophe enden, wenn sie versuchen, ihrem chaotischen Lebensstil feste Strukturen aufzuzwingen.
Das deutlichste populäre Beispiel eines Mercurius-Puer, das mir einfällt, ist das übergroße Kind Arthur in dem gleichnamigen Film, gespielt von Dudley Moore, der höchstwahrscheinlich selbst Mercurius ist. Arthur ist vollkommen abhängig von Dienern, die sich um ihn kümmern, und obwohl er einen liebenswerten Charme hat, ist er selbstsüchtig und unfähig, Verantwortung für sich zu übernehmen, von anderen ganz zu schweigen. Es ist für Arthur ein harter Kampf, seine narzißtische Bedürftigkeit zu überwinden, und diesen Kampf müssen auch viele Mercurius-Menschen austragen. Wenn sie beispielsweise einer hübschen Frau widerstehen sollten, weil sie verheiratet ist, dann haben sie nicht die geringste Willenskraft und versuchen es nicht einmal. Dasselbe gilt für Essen, aufregende Erlebnisse oder wonach ihnen sonst der Sinn steht (Clarke: »Verlust der Willenskraft«). Sellers war hinter SophiaLoren her, obwohl sie verheiratet war, und dann hinter etlichen anderen, von denen er einige heiratete. Mercurius ist in seinen Launen völlig impulsiv wie ein kleines Kind. Genauso impulsiv ist er in seiner Inspiration, und wie Sulfur wird er toleriert und geliebt, weil er so charmant und brillant ist. (Ein gutes Beispiel für die Brillanz von Mercurius ist Dudley Moores Improvisation auf dem Klavier. Zunächst spielt er kunstfertig ein Stück schwerer klassischer Musik, um dann ganz allmählich die Melodie zu verändern, bis etwas so Banales wie »Happy birthday to you« dabei herauskommt.) Frauen lieben Mercurius auch wegen seiner jungenhaften Verwundbarkeit. Er kann mit anderen, und besonders mit jemandem vom anderen Geschlecht, völlig offen über sich selbst sein, und das kann für sich genommen schon sehr attraktiv wirken; es kann aber auch überwältigend sein. Er verliebt sich leicht auf den ersten Blick, macht einen Heiratsantrag, und nach der Hochzeit ist es mit der Liebe vorbei. Das ist Sellers mehrmals passiert, deshalb seine zahlreichen Ehen. Dennoch muß er von Anfang an eine gewisse Selbsterkenntnis gehabt haben. In Lewis' Biographie über Sellers heißt es, er habe seiner ersten Frau folgenden Heiratsantrag gemacht: »Anne, willst du meine erste Frau werden?« Trotzdem hat die arme Frau ja gesagt.
Der Mercurius-Puer ist aufverschiedene Arten jungenhaft (oder mädchenhaft). Er ist meist frech, respektlos, verantwortungslos und vergnügungssüchtig. Ich habe diese Tendenz zur Sucht bei verschiedenen Mercurius-Patienten erlebt. Ein junger Mann (der noch jünger aussah) suchte mich auf, weil er von seiner Drogensucht loskommen wollte. Er war ein ausgezeichneter Friseur und liebte seine Arbeit, aber er arbeitete mit typischer Mercurius-Geschwindigkeit, und an den Wochenenden wollte er abschalten und sich amüsieren. Also nahm er Drogen, viele Drogen. Mercurius neigt zu Extremen, und der Drogenkonsum dieses Mannes war enorm. Trotzdem war er stolz darauf, nicht süchtig zu sein. Er redete sich
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