Psychologische Homöopathie
das I Ging , wenn sie vor wichtigen Entscheidungen standen. Das überrascht kaum, wenn man daran denkt, wie verwirrend das Leben für den armen Mercurius sein kann, dem im allgemeinen tausend verschiedene Möglichkeiten offenstehen. Pamela Tyler hat ein brillantes Buch über die astrologischen Charakteristika des Planeten Merkur geschrieben (unter dem schlichten Titel Merkur ), das die unheimlichen Parallelen zwischen der Astrologie des Merkurund der konstitutionellen Mercurius-Persönlichkeit enthüllt. Ich war betroffen von folgendem Satz in ihrem Buch: »Merkur ist der Konsument im okkulten Supermarkt.« Mercurius liebt die Stimulation und deshalb alles Außergewöhnliche, und er fühlt sich instinktiv allem Medialen und Okkulten verbunden, selbst wenn er keine direkten Erfahrungen damit hat.
Der Puer aeternus
Bis jetzt haben wir uns damit beschäftigt, wie leicht Mercurius zu beeindrucken, wie flexibel und wie wortgewandt er ist. Nun müssen wir uns mit seinen weniger sympathischen Eigenschaften auseinandersetzen: seiner kindischen Verliebtheit in sich selbst, die man unter dem Begriff »Narzißmus« zusammenfassen kann. Der große Psychologe C. G. Jung prägte den Begriff Puer aeternus oder »ewiges Kind«, um eine bestimmte Art von Person zu beschreiben, die niemals wirklich erwachsen wird und doch im allgemeinen charmant, selbstbesessen und oft manipulativ ist. Seine Beschreibung ist eine sehr genaue Charakterisierung der unreiferen Mercurius-Person, und selbst die reiferen Mitglieder der Mercurius-Familie behalten gewisse Charakteristika des Puer (oder der Puella, wenn sie weiblich sind).
Der Puer fühlt sich als etwas Besonderes, im allgemeinen weil seine Mutter ihn hinreißend findet und verwöhnt und so dazu beiträgt, daß er emotional infantil und von ihr abhängig bleibt. Viele Mercurius-Menschen sind als Kinder so intelligent und geistig agil, daß ihre Eltern sie für etwas Besonderes halten. Außerdem hat Mercurius die angeborene Fähigkeit, Menschen zu manipulieren, um seinen Willen durchzusetzen, sowohl durch Charme als auch durch weniger attraktive Methoden wie etwa Beschimpfungen. So wird das Mercurius-Kind oft verwöhnt, und je mehr es verwöhnt wird, desto mehr erinnert es an den Puer. Ein gutes Beispiel dafür ist der verstorbene Peter Sellers. Ich wurde auf eine Biographie von Sellers durch eine Buchbesprechung in der Zeitung aufmerksam. Dort hieß es: »Sellers konnte jede Persönlichkeit darstellen, weil er keine eigene Persönlichkeit hatte.« Das machte mich neugierig, weil es so merkurisch klang, und so las ich das Buch ( The Life and Death of Peter Sellers von Roger Lewis) und stellte fest, daß Sellers eins der besten Beispiele für den Mercurius-Puer war. Lewis begann als großer Fan von Sellers, doch je weiter er die Persönlichkeit seines Helden analysierte, desto dunkler wurde sie. Sellers' eigener Onkel bemerkte über den jungen Sellers: »Er war gräßlich, ein Monster von einem Kind. Ich hätte ihm mit Vergnügen die Gurgel durchgeschnitten.« Er wurde von seiner theatralischenMutter hemmungslos verwöhnt und durfte tun, was er wollte. Einmal stieß er eine Besucherin ins Feuer, so daß sie sich übel verbrannte. Er spuckte den Leuten in die Hüte, machte sein Spielzeug kaputt und drückte die Katze unter dem Sofakissen platt. Wenn seine Mutter das Zimmer verließ, schrie er, bis sie zurückkam. Dieses manipulative Verhalten behielt Sellers während seines ganzen Lebens. Er bekam immer, was er wollte, ganz gleich welchen Preis andere dafür bezahlten.
Sellers hatte eine unheimliche Fähigkeit, die Stimme und das Verhalten eines anderen Menschen zu imitieren, wenn er den Betreffenden nur kurz gesehen hatte. Seine Tochter sagte, er habe die mediale Fähigkeit besessen, andere Menschen zu verstehen, und das habe er bei seiner Charakterdarstellung benutzt. Bekannte sagten, er habe ständig irgendeine Rolle gespielt und sei niemals er selbst gewesen. Sellers selbst sagte einmal: »Ich habe es schon vor Jahren aufgegeben, nach meiner Persönlichkeit zu suchen.« Wirklich glücklich war er nur auf der Bühne, wenn er das tat, was er am besten konnte: die Maske eines anderen aufsetzen. (Eine von Sellers' früheren Biographien hatte den Titel Die Maske hinter der Maske. ) Er sagte, sein Leben sei nur lebenswert, wenn er filmte; den Rest der Zeit habe sein Leben keine Bedeutung. Sellers war ein außerordentlich begabter merkurischer »Papagei«, aber es ist ihm nie gelungen, eine reife
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