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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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bevor sie sich auf etwas einläßt, erst alles durchdenken und sicherstellen will, daß die Pläne kein Risiko beinhalten und finanzierbar sind. Diese Weigerung, übereilt zu handeln, zeigt sich sogar in Siliceas Bewegungen. Sie geht nicht nur gelassen, wobei sie sich im allgemeinen aufrecht, aber entspannt hält, sondern sie hat manchmal auch einen Hang zum Trödeln. Ich spiele Tennis mit einer Silicea-Freundin, die bereit ist zu rennen, um einen Ball kurz hinter der Linie zu bekommen, aber zwischendurch bewegt sie sich so langsam, daß man denken könnte, sie sei erschöpft, und sie weigert sich, denAufschlag in der üblichen gespannten Aufmerksamkeit zu erwarten, sondern steht lieber nonchalant da und hält den Schläger zur Seite. Dies ist wahrscheinlich ein weiteres Beispiel für Siliceas Neigung, Energie zu sparen, für den Fall, daß sie sie später braucht. Niemand wird sie dazu bringen, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren, wenn die Situation nicht wirklich furchtbar ist, und selbst dann gerät sie wahrscheinlich eher in Panik, als daß sie schneller wird.
Integrität
    Integrität ist eine Eigenschaft, die schwer zu definieren ist, über die aber fast alle Silicea-Menschen in hohem Maße verfügen. Siliceas Integrität hat nicht so sehr damit zu tun, daß sie sich an einen ethischen Kodex halten würde, was eher für Natrium, Arsenicum und Kalium typisch ist, sondern es handelt sich um ein angeborenes Gespür dafür, was sie selbst für richtig und falsch hält. Lucinda Leplastrier bricht ein Tabu nach dem anderen, weil sie keine Zeit für die spießige, heuchlerische Moral der viktorianischen Oberklasse hat, aber ihr Moralbewußtsein ist außerordentlich sensibel und läßt ihr keine Ruhe, wenn sie das Gefühl hat, sie hätte jemanden unfreundlich behandelt (es sei denn, er hätte es verdient). Silicea-Menschen haben strenge Grundsätze, ohne rigide oder moralistisch zu sein. Sie wenden ihre Prinzipien mehr auf sich selbst als auf andere an und üben wenig Kritik am Verhalten anderer, sofern dadurch nicht jemand eindeutig verletzt wird. Sie leben und lassen leben, und obwohl sie sich vielleicht von der Masse fernhalten, geschieht das mehr aus Respekt vor ihrer eigenen Zerbrechlichkeit und Empfindsamkeit als aus Arroganz.
    Silicea weiß, daß sie sehr kultiviert ist, aber sie verhält sich selten, wenn überhaupt, geringschätzig. Häufiger ist sie bescheiden und neigt dazu, ihre Begabungen und Leistungen zu unterschätzen. Sie hält Eigenlob für vulgär (obwohl sie sich einen kurzen Moment des aufgeregten Schwelgens erlaubt) und versucht selten, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, aber sie neigt auch nicht zur Selbstverleugnung. Meist ist sie in ihren Aktivitäten und Ansichten maßvoll und vernünftig und verfügt über eine gewisse Gelassenheit und Selbstkontrolle, die eher angemessen als rigide wirkt. Ich denke, daß die Prinzessin auf der Erbse eine Silicea war. Sie spürte die Erbse, weil sie ungewöhnlich sensibel war (Kent: »Sinne überempfindlich«), und ihre Sensibilität bewies, daß sie eine Prinzessin war. Wie Arsenicum umgibt Silicea oft ein Hauch von Würde, so als sei sie adeliger oder königlicher Abstammung, aber anders als bei Arsenicum ist ihre Würde still und bescheiden und nicht aufdringlich.
    Loyalität ist ein Aspekt von Integrität, und ich habe festgestellt, daß meine Silicea-Freundinnen und -Patientinnen gegenüber Freunden und Menschen, denen sie sich verpflichtet fühlen, sehr loyal sind. Das mag gelegentlich zu ihrem eigenen Schaden sein, weil sie vielleicht von weniger vorsichtigen und skrupelloseren Freunden in Schwierigkeiten gebracht werden, aber das ist der Preis, den Silicea für ihren eigenen Selbstrespekt zu zahlen bereit ist. Ich kannte einmal eine sehr kultivierte Silicea-Frau, die einen Drogenabhängigen zum Freund hatte. Sie tat alles, um ihm zu helfen, war immer für ihn da, wenn er sie brauchte, und ließ ihn auch nicht im Stich, als sich sein körperlicher und geistiger Gesundheitszustand verschlechterte. In dieser Beziehung war sie die Fürsorgliche und er ihr Schützling, ohne daß Sexualität oder Verliebtheit eine Rolle gespielt hätten. Die Würde und das Selbstbewußtsein der Silicea-Frau standen in starkem Kontrast zu der rauhen Art ihres Freundes, aber das machte ihr nichts aus. Sie reagierte auch nicht besonders emotional auf sein Leiden.
    Silicea hat gewöhnlich ein fürsorgliches Herz, aber wie den anderen intellektuellen Typen auch gelingt

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