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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Beispiel für Siliceas Entschlossenheit ist die Art, wie sie manchmal auf dominierende Persönlichkeiten reagiert. Obwohl sie furchtsam ist, wehrt sie sich oft gegen den Übereifer anderer Leute und leistet ihnen bewußt Widerstand, selbst wenn sie dabei innerlich zittert. Es ist für Silicea durchaus nichts Ungewöhnliches, gleichzeitig Wut und Angst zu empfinden. Sie ist wütend, wenn jemand versucht, sie zu unterdrücken, und empfindet im selben Moment Angst vor der Konfrontation. Während andere wie Lycopodium und Staphisagria sich in solchen Situationen eher ducken, bleibt Silicea trotz ihrer inneren Angst oft standhaft.
    Lucinda Leplastrier, die reiche, aber unerfahrene Eigentümerin einer Glasfabrik in Peter Careys Roman Oscar und Lucinda ist das perfekte Beispiel einer Silicea-Frau. Eine ihrer hauptsächlichen Leidenschaften ist das Glücksspiel, und eines Abends findet eines der frömmsten Gemeindemitglieder (in Sydney um die Jahrhundertwende) sie und Oscar, den neuen Vikar, beim Poker. Das Gemeindemitglied ist außer sich über das unwürdige Verhalten der beiden, und während Oscar versucht, den Mann freundlich zu beruhigen, wird Lucinda sehr förmlich und beschimpft den Eindringling, weil er stört, und fordert ihn auf, zusammen mit seiner dicken Frau sofort durch das gleiche Fenster zu verschwinden, durch das er hereingeklettert war, als er die beiden beim Kartenspiel beobachtet hatte.
    Silicea kann sich erstaunlich gut wehren, wenn sie sich angegriffen fühlt. Plötzlich schießt ihr das Blut in die Wangen, und sie verwahrt sich nachdrücklich gegen diese Art der Behandlung. Im allgemeinen ist sie nicht aufgeblasen oder geltungsbedürftig, aber sie duldet keine Mißachtung, denn sie hat ein hohes Maß an Selbstrespekt, auch wenn es ihr manchmal an Selbstvertrauen fehlt. Genauso setzt sie sich bisweilen für Opfer ein, die schlecht oder ungerecht behandelt worden sind, auch wenn sie die Leute kaum kennt. Ihr eigenes Gespür für Gerechtigkeit und Anstand ist nicht beliebig oder konventionell, sondern tiefgründig und sehr persönlich, und wenn sie unschuldige Opfer verteidigt, ist das nur ein natürlicher Ausdruck ihrer starken Überzeugungen.
    Wegen ihrer Furchtsamkeit kann Silicea manchmal zu defensiv sein, besonders wenn sie starken Persönlichkeiten gegenübersteht. Sie hat Angst, daß ihre zerbrechliche Unabhängigkeit bedroht sein könnte, und reagiert dann manchmal übereilt und unangemessen. Ich erinnere mich, daß ich meiner Phytotherapeuten-Kollegin ziemlich selbstsicher erklärt habe, Silicea werde ihre Unentschlossenheit bessern, und dann feststellen mußte, daß meine selbstsichere, fast nonchalante Art dazu führte, daß sie das Mittel nicht nehmen wollte. Es war so, als habe sie das Gefühl, ich dränge sie in die Ecke und lasse ihr keine Wahl, so daß sie sich behaupten mußte, um ihre Freiheit zu verteidigen.
    Diese Tendenz wirkt bei Silicea-Kindern oft wie Eigensinn (Kent: »halsstarrig«). Sie verhalten sich ihren Eltern gegenüber gerne kooperativ, solange sie sich respektiert fühlen, aber sobald sie den Eindruck haben, daß man ihnen etwas befiehlt, stellen sie sich auf die Hinterfüße und leisten Widerstand, gleichgültig ob sie das, was ihnen befohlen wurde, tun wollen oder nicht. Das Silicea-Kind bekommt wahrscheinlich keinen Anfall wie Sulfur oder Tuberculinum, zwei andere eigensinnige Typen, aber es geht genauso oft seinen eigenen Weg, indem es passiven Widerstand leistet. Wird dieser Widerstand gewaltsam gebrochen, verzeiht das Kind den Eltern nur schwer und entzieht ihnen wahrscheinlich die Zuneigung, um sie zu strafen. Wie die Silicea-Frau ist auch das Silicea-Kind stolz und störrisch, ohne dabei arrogant oder aggressiv zu sein. Das kleine Mädchen erwartet, daß seine Ansichten und Vorlieben respektiert werden, und solange das geschieht, wird es gerne zu Kompromissen und zur Kooperation bereit sein. Wird ihm der Respekt verweigert, entzieht das Kind den Erwachsenen sein Vertrauen, und es erfordert eine Menge Überredungskunst, bis Silicea wieder zur Kooperation bereit ist.
    Ein Aspekt der Halsstarrigkeit, die Silicea unter Druck entwickelt, ist ihre Weigerung, sich zur Eile treiben zu lassen. Sie nimmt sich gerne viel Zeit, um über etwas nachzudenken, und das kann für entscheidungsfreudigere Typen wie Nux oder Sulfur nervenaufreibend sein. In einer Ehe wird Silicea oft die Begeisterung ihres Mannes bremsen, nicht weil sie ein Spielverderber wäre, sondern weil sie,

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