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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Festhalten an bestimmten Ideen zustande kommen, so wie Arsenicum oft an der Vorstellung festhält, jeder sei seines Glückes Schmied, oder Kalium carbonicum darauf fixiert ist, man müsse rational sein. Ich vermute, daß alle drei Aspekte eine gewisse Rolle spielen. Mit Sicherheit hält Silicea manchmal an bestimmten Vorstellungen fest, seien sie nun religiös, politisch, moralisch oder wissenschaftlich. Genauso hängt sie oft an bestimmten vertrauten Dingen oder bevorzugten Angewohnheiten.
    Ich erinnere mich an ein Treffen von Therapeuten, an dem ich einmal teilgenommen habe, als ich eine Zeitlang in einem Krankenhaus in England arbeitete. Eine Teilnehmerin war Phytotherapeutin, eine junge Frau mit sehr charakteristischen Silicea-Zügen, schlank mit leichtem Knochenbau, sehr blasser Haut, knochigen Gesichtszügen und einem zarten gelben Flaum auf der Oberlippe. Sie schwieg die meiste Zeit, und wenn sie sprach, dann äußerte sie sich vorsichtig und fast entschuldigend. Ihre Haltung veränderte sich plötzlich, als wir darüber diskutierten, ob Zeitungen für die Patienten imWartezimmer ausliegen sollten. Einige der Therapeuten waren der Ansicht, sie sollten entfernt werden, weil sie voll von negativen Berichten seien, die niemandem etwas nützten. An diesem Punkt meldete sich meine Silicea-Kollegin zu Wort und hielt ein beherztes Plädoyer für die Zeitungen. Ihr Gesicht bekam durch die Erregung Farbe, als sie darauf bestand, daß die Zeitungen weiterhin im Wartezimmer liegen sollten. Als wir nach dem Grund fragten, antwortete sie, sie habe oft freie Zeit in der Klinik und lese die Zeitungen dann gerne. Solche überempfindlichen Reaktionen überraschen bei einer normalerweise sanftmütigen und nüchternen Silicea. Sie erinnern an die Leidenschaft, mit der Silicea ihre Vorlieben verteidigt, und die Entrüstung, die sie empfindet, wenn sie sich darin bedroht sieht.
    Ebendiese Silicea-Phytotherapeutin, die ihr Recht auf die Zeitungen so vehement verteidigt hatte, kam eines Tages in meine Sprechstunde. Ihre hauptsächliche Beschwerde war Unentschlossenheit (ja, die Fälle sind wirklich manchmal so einfach und folgerichtig!), unter der sie zeit ihres Lebens gelitten hatte. Sie sagte, sie wisse nie, was sie tun solle, und zögere deshalb jede Handlung und jede Entscheidung hinaus. Ich gab ihr Silicea 10M und war sicher, daß es ihr helfen würde. Eine Woche später fand ich heraus, daß sie es nicht genommen hatte. Als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie, sie könne sich nicht entscheiden, ob es richtig sei oder nicht. Ich erklärte ihr, der einzige Weg, zu einer Entscheidung zu kommen, bestehe darin, das Mittel zu nehmen.
    Siliceas Eigensinn ist oft die Weigerung, eine vertraute oder geliebte Angewohnheit oder Überzeugung aufzugeben. Diese starre Haltung ist oft zu ihrem eigenen Nachteil, wie das folgende Beispiel zeigt. Ich habe einmal eine junge Silicea-Frau wegen einer leichten Form von rheumatoider Arthritis behandelt. Sie hatte mäßige Schmerzen in den Händen, weigert sich aber, irgendwelche konventionellen Medikamente zu nehmen. Sie erzählte mir, ihre Großmutter sei allmählich durch Arthritis zum Krüppel geworden, und sie hatte Angst, es könne ihr am Ende genauso gehen. Ich verordnete ihr regelmäßige Dosen Silicea C30, die deutlich halfen, und später gelegentliche Gaben von C200, wiederum mit guter Wirkung. Nach einer Weile stellte ich fest, daß das Mittel nicht mehr sehr lange wirkte, und ich entdeckte, daß sie gegen meinen Rat Marihuana nahm. Ich sagte ihr, die Droge vertrage sich nicht mit der Behandlung, aber sie erklärte, das sei ihr einziges Laster und das werde sie nicht aufgeben. Das überraschte mich angesichts der Tatsache, daß sie hochintelligent war, die Droge nur gelegentlich nahm, emotional stabil wirkte und Angst davor hatte, ein Krüppel zu werden. Mir wurde klar, daß dies nur ein weiteres Beispiel dafür war, wie Silicea an bestimmten Dingenhängt, in diesem Fall an einer Angewohnheit, die ihr mehr Schaden zufügte als die meisten anderen.
    Es ist diese Art von Bindung, die Kent wahrscheinlich veranlaßte, Silicea in seinem Repertorium unter der Rubrik »Monomanie« aufzuführen, was ein altmodischer Ausdruck für Zwangsverhalten ist. Ich habe nicht festgestellt, daß Silicea ein zwanghafter Typ ist, abgesehen von ihrem Festhalten an bestimmten Ideen und Gewohnheiten, die sie zwar anderen Leuten nicht aufzuzwingen versucht, selbst aber auch nicht aufgeben will.
    Ein weiteres

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