Psychologische Homöopathie
und sich entspannen, ohne daß der Verstand ihr dabei im Weg steht. Sie hält nicht übermäßig viel von Heimlichkeiten, aber es entspricht ihrer natürlichen Würde, über ihr Privatleben nur mit engen Freunden zu sprechen, denen sie vertrauen kann, und das Privatleben anderer selbstverständlich zu respektieren. Infolgedessen schließt sie meist feste und loyale Freundschaften. Wegen ihrer natürlichen Würde und Gelassenheit ist Silicea bei vielen Menschen beliebt und genießt großen Respekt. Selbst wenn sie sich amüsiert, bewahrt sie meist ihre Gelassenheit, so wie Phosphor in der Regel ihren Charme bewahrt, selbst wenn sie versucht, anderen Angst einzuflößen. (Sogar bei einer Kissenschlacht behält Silicea eine gewisse Würde und zieht es vor, ein paarmal gezielt zu werfen, statt einen wüsten Generalangriff zu starten.)
Silicea verzeiht zwar leichter als die meisten anderen Menschen, aber wenn sie jemanden nicht mag, kann sie in ihrer Feindseligkeit genauso starrsinnig sein wie in anderen Angelegenheiten. Es ist zwar unwahrscheinlich, daß sie aggressiv reagiert, aber sie wird ihr Mißfallen deutlich machen, indem sie den anderen meidet und sich ihm gegenüber unkooperativ verhält, genauso wie das Silicea-Kind den Eltern gegenüber seinen Mißfallen ausdrückt. Die sensible Silicea schützt sich auf diese Weise vor Unannehmlichkeiten, weil sie weiß, daß sie nicht dafür geschaffen ist, mit ernsthaften Aggressionen umzugehen oder ihnen etwas entgegenzusetzen.
Körperliche Erscheinung
Körperlich hat Silicea ein charakteristisches Aussehen. In Übereinstimmung mit ihrer Psyche ist sie körperlich kultiviert und zart wie Phosphor, aber sogar noch schlanker und leichter gebaut. Ihre Gliedmaßen sind oft so dünn, daß man den Eindruck hat, sie müßten wie Streichhölzer durchbrechen. Bei Europäerinnen ist das Haar blond (oft hellblond) oder hellbraun, und es ist glatt und außerordentlich fein. Die Haut ist im allgemeinen sehr blaß und so zart, daß sie manchmal fast transparent wirkt. Feine blaue Venen schimmern hindurch, und die Haut ist oft von einem feinen blonden Flaum bedeckt. Die Gesichtszüge sind länglich, dünn, zart und hager und spiegeln den kultivierten Intellekt. Die Augen sind im allgemeinen blau, grau oder grün.
Staphisagria
Grundzug: unterdrükter Ärger
Staphisagria wird oft als Akutmittel eingesetzt, um die körperlichen Folgen von unterdrücktem Ärger zu behandeln. In diesen Fällen spürt der Patient seinen Ärger und seine Wut deutlich, drückt sie jedoch nicht aus. Seine Energie bleibt im Körper gebunden und verursacht entsprechende Symptome. Der Homöopath muß sich darüber klar sein, daß akute Staphisagria-Beschwerden bei jedem Konstitutionstyp auftreten können, daß aber die Wut bei einem Menschen, der konstitutionell Staphisagria ist, viel weniger offensichtlich in Erscheinung tritt als bei akuten Fällen. Staphisagria verdrängt seine Wut oft so gut, daß er nicht nur unfähig ist, sie auszudrücken, sondern sie nicht einmal empfindet. (Das ist ähnlich wie bei vielen Natriums, die ihre Trauer die meiste Zeit vollständig verdrängen.) Das gibt den meisten Staphisagrias eine gewisse Sanftheit oder Nettigkeit, die die Zeitbombe der Wut, die unter der Oberfläche des Bewußtseins tickt, Lügen straft.
Die Quelle von Staphisagrias unterdrückter Wut findet man gewöhnlich in seiner Kindheit. (Nach meiner Erfahrung gibt es drei- bis viermal mehr männliche als weibliche Staphisagrias). Die Eltern waren oft restriktiv und autoritär, und das Kind lernte, daß es sein Mißvergnügen nicht ausdrücken durfte, weil das nur zu noch härteren Strafen führte. Manchmal waren die Eltern zwar nicht besonders streng, aber sie werteten das Kind verbal ab und sagten ihm, es »tauge nichts«. Staphisagria kann auf diese Unterdrückung verschieden reagieren, wobei vier verschiedene Untertypen entstehen, die ich als den zarten, den wilden, den unterdrückten und den sanften Staphisagria bezeichne. Alle haben Probleme, ihre Wut oder ihren Ärger auszudrücken, und infolge ihres schwelenden Ärgers haben viele generelle Schwierigkeiten mit ihrem Selbstausdruck.
Manchmal war auch ein Elternteil des Kindes selbst Staphisagria, und das Kind hat von ihm ohne eine repressive Erziehung die Gewohnheit übernommen, seine Wut zu unterdrücken. Das Kind spürt unbewußt die Angst der Eltern vor Aggression, und diese Angst ist ansteckend.
Jeder der vier Untertypen kann den klassischen
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